Accept – Too Mean To Die

© Accept

 

Geschrieben von: Klaus Saalfeld
Band: Accept
Album: Too Mean To Die
Genre: Heavy Metal
Plattenfirma: Nuclear Blast
Veröffentlichung: 29.01.2021

Auch wenn die vier Alben seit der Re-Union im Jahre 2009 allesamt nicht von schlechten Eltern waren, bin ich Sachen ACCEPT Zwiegespalten, denn obwohl Fronter Mark Tornillo beileibe keinen schlechten Job abliefert, reicht er meiner bescheidenen Meinung nach vom Charisma nicht her nicht ganz an den unverwechselbaren Udo Dirkschneider heran. Als dann auch noch im Herbst 2018 der langjährige Bassist Peter Baltes seinen Ausstieg bekannt gab, hat dies meine Erwartungen an künftige Veröffentlichungen nicht zwingend gesteigert. Bandboss Wolf Hoffmann, einziges verbliebenes Gründungsmitglied, zeigte sich davon jedoch unbeeindruckt und rekrutierte mit Martin Motnik nicht nur umgehend einen neuen Mann am Tieftöner, sondern verpflichtete ein Jahr später mit Ace Frehley Gitarrist Philip Shouse einen dritten Gitarristen.

Abgesehen von den üblichen Begleiterscheinungen einer Album Produktion während der Covid 19 Pandemie war die Basis für Album Nummer 16 also gelegt. Und treue Fans der Band werden auf der neuen Scheibe nicht enttäuscht, das Album enthält die üblichen Trademarks der Band und setzt den seit „Blood Of The Nations“ eingeschlagenen Weg fort. „Zombie Apocalypse“ braucht ein paar Riffs, um in die Gänge zu kommen, entwickelt sich dann aber zu einem der schnellsten Tracks auf „Too Mean To Die“ und macht definitiv keine Gefangenen. Inhaltlich geht es aber nicht um eine George A. Romero Streifen, sondern um die zumeist jüngere Smartphone Generation, die mit Glotzern auf das Handy starrend Zombie-like durch die Straßen schlurft.

„Too Mean To Die“ geht ähnlich schwungvoll zur Sache, kann aber das vorgelegte Level nicht ganz halten und geht letzten Ende als guter, aber nicht gerade überragender Titeltrack über die Ziellinie. „Overnight Sensation“ ist ein gepflegter Mid-Tempo Rocker, der sofort in die Knochen geht und zum abrocken animiert, allerdings wirkt der Titel wie ein musikalischer Klon des „The Rise Of Chaos“-Tracks „Analog Man“. Dennoch macht die Nummer bereitet die Nummer viel Spaß, geht es doch in den Lyrics um eine humorvolle Abrechnung mit talentfreien (Möchtegern-) Influencern („I wanna be famous for nothin‘ just like a Kardashian“).

„No One’s Master“ hat grundsätzlich den selben „Makel“ wie der Titeltrack, die packenden Gitarrenduelle sowie das fantastische Solo von Axe-Mann Hoffmann werten den Song aber zusätzlich auf. Das vorab veröffentlichte „The Undertaker“ kommt überraschend düster und soundtechnisch komprimiert daher, die Strophen erinnern mich atmosphärisch an „Halo Of Fire“ (Metallica), der Chorus mit seinen „Ohohohhhh“ Gesängen ist dafür mega eingängig und läuft bei mir mittlerweile in Dauerrotation. „Sucks To Be You“ ist ein astreiner Riff-Rocker der Marke „Simpel, aber gut“, während „Symphony Of Pain“ wieder einmal Wolf Hoffmann’s Vorliebe für klassische Melodien verdeutlicht, denn im Soloteil wird Beethovens 9.Sinfonie zitiert. Die Nummer macht ordentlich Druck und weckt im Refrain Assoziationen zu Priest’s „Firepower“.

Das balladeske „The Best Is Yet To Come“ liefert nachhaltig den Beweis, dass Mark Tornillo nicht nur über eine kraftvolle Reibeisenstimme, sondern auch über eine gefühlvolle Singstimme verfügt. Und Textzeilen wie „When it rains, I look for rainbows, when it’s dark, I see the stars, Call me a dreamer, call me naive, I will always say, the best is yet to come“ hätte ich eher von den Scorpions erwartet als von der Solinger Stahlschmiede. Wer sich als beinharter Metaller offen für gefühlvolle Songs zeigt, wird diese Nummer rasch in sein Herz schließen.

„How Do We Sleep“ wirkt trotz der abermaligen „Ohohoh“ Chöre oberflächlich betrachtet recht unspektakulär, wächst aber mit jedem Durchlauf und kann nach mehreren Versuchen doch noch punkten. „Not My Problem“ tritt zwar wieder mehr aufs Gas, reiht sich aber ohne nennenswerte Akzente in die Reihe von „No One’s Master“ und „Too Mean To Die“ ein. Die abschließende Instrumental Nummer „Samson And Delilah“ wäre auf Hoffmann’s Soloscheibe „Headbangers Symphony“ wohl besser aufgehoben, denn obwohl der Song sicherlich nicht schlecht ist, wirkt er als Albumschlusspunkt irgendwie deplatziert. Da hätte mir ein richtiger Ass-Kicker besser gefallen.

Es ist müßig darüber zu diskutieren, welche Bandphase mit welchem Sänger denn nun die Bessere ist, denn dafür hat die Band gerade in der ersten Dekade ihres Bestehens zu viele Klassiker abgeliefert. Bezogen auf die Mark Tornillo Ära steht „Too Mean To Die“ seinen Vorgängern in Nichts nach, für mich gehört sie trotz kleinerer Einschränkungen sogar zu den Besseren  Veröffentlichungen. Hinsichtlich der Bewertung habe ich lange mit mir gerungen, welche Punktzahl (7,5 oder 8) denn dem Album gerecht wird, letztlich haben die richtig starken Nummern den Ausschlag für die um einen halben Punkt höhere Bewertung entschieden. Auf jeden Fall liefert „Too Mean To Die“ den Beweis, dass Accept noch lange nicht zum alten Eisen gehören…

 

Von mir gibt es 8 von 10 Hellfire-Punkten

Trackliste:

  1. Zombie Apocalypse
  2. Too Mean To Die
  3. Overnight Sensation
  4. No One’s Master
  5. The Undertaker
  6. Sucks To Be You
  7. Symphony Of Pain
  8. The Best Is Yet To Come
  9. How Do We Sleep
  10. Not My Problem
  11. Samson And Delilah

Line Up:

Wolf Hoffmann: Gitarre
Mark Tornillo: Gesang
Uwe Lulis: Gitarre
Philip Shouse: Gitarre
Martin Motnik: Bass
Christopher Williams: Schlagzeug

 

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Video zu „The Undertaker“

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