Geschrieben von Katja Rohloff, © Photos by Thomas Fiedler (http://www.rock-konzert-magazin.com)
Zeche – Bochum Am 12. November 2017 ging es für mich in die ausverkaufte Zeche nach Bochum zum Abschluss der Maximum Evocation Tour 2017. Wie der Tourtitel schon verrät, teilten sich hier Amaranthe und Eluveitie den Headliner Status, mit entsprechend umfangreichen Setlisten, und versprachen somit musikalisch abwechslungsreiche und breitgefächerte Unterhaltung.
Da zwei Headliner entsprechende Zeit auf der Bühne vereinnahmen, zogen The Charm The Fury als Opener etwas den Kürzeren und durften sich pünktlich um 18:45 dem schon zahlreich anwesenden Publikum mit nur sechs Songs präsentieren. Die Setliste wurde dabei verständlicherweise von den Songs des neuen Albums „The Sick, Dumb&Happy“ dominiert und Sängerin Caroline Westendorp versuchte von Anfang an, das Publikum zu pushen. Dies führte zuerst nur unzureichend zum Erfolg und die Zuschauer beschränkten sich überwiegend auf gepflegtes Mitnicken, aber spätestens beim dritten Song „Echoes“ war das Eis dann endgültig gebrochen, erhielten die Niederländer doch stimmgewaltigen Support von Eluveitie in Form von Sängerin Fabienne Erni und Frontmann Chrigel Glanzmann. Danach herrschte auch im Publikum Feierlaune und nach einer guten halben Stunde wurden The Charm The Fury nach „Carte Blanche“, dem einzigen Song von der ersten Scheibe „A Shade Of My Former Self“ mit respektablem Applaus verabschiedet.
Dem Auftritt von Amaranthe sah ich mit gemischten Gefühlen entgegen, trauerte mein innerer Fan doch immer noch Jake E hinterher und ich war gespannt, wie sich der Neuzugang Nils Molin machen würde. Ein weiteres, kleines, Fragezeichen betraf Bassist Johan Andreassen, da dieser seit zwei Wochen die Tour mit Gipsbein absolvierte (Sport ist halt doch Mord). Aber als die Schweden vor Beginn ihres Auftrittes eine Kiste Bier auf die Bühne schleppten, war klar, hier sollte gefeiert werden. Und das taten Amaranthe auch mit einer engergiegeladenen Show, die den Funken auch langsam auf das Publikum überspringen ließ. Ihre Setliste hatten die Skandinavier ziemlich gerecht auf alle Alben verteilt. Natürlich lag der Schwerpunkt auf dem aktuellen Album „Maximalism“ (u.a. „Maximize“, „Fury“, „Boomerang“) aber auch die Hits aller vorherigen Alben fehlten nicht und die Fans durften nicht nur bei „Dynamite“, „Invincible“ und „Amaranthine“ mitsingen und feiern. Und der neue Mann für die Clean Vocals machte seine Sache wirklich gut und gibt den Songs durch die, gegenüber seinem Vorgänger, etwas dunklere Stimmfärbung eine eigene Note. Der Stimme von Sängerin Elize Ryd merkte man zwar in einzelnen Momenten an, dass sie eine arbeitsreiche Tour hinter sich hatte, aber die Frontfrau gab alles und wurde mit zunehmender Begeisterung der Zuschauer belohnt. Bei „Digital World“ headbangten Band und Publikum dann schließlich kollektiv. Während des anschließenden Drum Solos machte der bewegungseingeschränkte Johan das Beste aus der Situation und feuerte das Publikum weiter an. Dies brachte ihm sogleich eine augenzwinkernde Diskussion mit Elize über seinen Bierkonsum auf der Tour ein. Prompt widmete der Bassist das folgende „Endlessly“, bei dem Fabienne von Eluveitie einen erneuten Gastauftritt hatte, in eine Liebeserklärung an den Gerstensaft um. „Call Out My Name“ wurde dann zusammen mit dem inzwischen sehr singfreudigen Publikum performed und bei „Drop Dead Cynical“ überließen Nils und Growler Henrik Englund Wilhemsson auch gerne mal den Fans in der ersten Reihe ihre Mikros. Als letzte Zugabe folgte dann „The Nexus“, bei dem nochmal die ganze Zeche bis hoch auf die Empore mitsang. Anschließend folgte noch das obligatorische Abschlussfoto, diesmal inklusive Pikachu-Rucksack eines Fans, durch deren kreative Inszenierung Amaranthe in den letzten Wochen wohl einen neuen Trend gesetzt haben #neweraofcrowdshots.
Eluveitie hatten in letzer Zeit ja ebenfalls mit einigen Besetzungswechseln zu tun. Auch hier hieß es gespannt abwarten, inwiefern sich dies live bemerkbar machen würde. Zumindest Fabienne hatte mich bei ihren Gastauftritten bei den anderen Bands schon mehr überzeugt als auf dem neuen Album. Angesichts ihrer wesentlich längeren Bandhistorie konnten die Schweizer bei der Zusammenstellung der Setliste aus dem vollen schöpfen und konzentrierten sich keineswegs nur auf das aktuelle Album „Evocations II – Pantheon“, welches allerdings einen zusammenhängenden Part erhielt, da die Akustikstücke ansonsten auch deplatziert wirken würden. Hatte ich zumindest auf meiner anfänglichen Position direkt vor der Bühne den Eindruck, dass bei den ersten Songs wie „Your Gaulish War“ und „King“ die Folk-Instrumente wie Harfe und Drehleier im Gesamtsound untergingen besserte sich dies entweder durch technische Feinjustierung oder meinen Umzug auf die Empore. Ansonsten war die Akustik den ganzen Abend über top. Frontmann Chrigel ließ es sich zwischendurch auch nicht nehmen, sich mehrmals für den tollen Empfang durch das Bochumer Metal-Publikum, insbesondere auch für die neuen Mitglieder der Band, zu bedanken und spätestens bei „Epona“ war auch der letzte Besucher am hintersten Ende der Empore mitgerissen, so dass beim anschließenden „Call Of The Mountain“ die ganze Zeche mitsang, inklusive Elize von Amaranthe, die sich mit einem Gegenbesuch revanchierte. Ebenso ließ es sich Caroline von The Charm The Fury nicht nehmen, bei „Kingdom Come Undone“ auf der Bühne mitzuperformen. Beim anschließenden „Tegernakô“ animierten dann Matteo Sisti und Jonas Wolf mit ihrem Versuch eines irischen Folklore-Tanzes das Publikum, es ihnen gleichzutun. Dort führten die kollektiven Tanzversuche kurzfristig zu einem kollektiven, und erfolgreichen, Brillensuchen auf dem Hallenboden, was aber der Begeisterung keinen Abbruch tat. Vor „Helvetios“ als letztem regulären Song des Abends bedankte sich Chrigel bei allen Crews und Bands dieser Tour für ihren Einsatz und auch Eluveitie gaben noch einmal alles, was zu begeistertem Applaus und donnernden „Zugabe“ Rufen führte, die natürlich gerne mit „Inis Mona“ beantwortet wurden, bei dem alle Stimmbänder das letzte aus sich herausholten.
Anschließend wurde mit allen Bands noch einmal auf der Bühne gefeiert und vor der immer noch begeisterten und beeindruckenden Zuschauerkulisse ein Abschlussfoto gemacht, bevor die auf der Bühne kreisende Flasche unter den Anfeuerungsrufen der Fans kollektiv geleert wurde. Der letzte Schluck gebührte dabei natürlich Chrigel Glanzmann.
Auch wenn die Bands das Publikum jedes Mal erneut auftauen mussten, war es insgesamt doch ein sehr toller Abend. Die Halle war durchgehend gut gefüllt, was man angesichts der Unterschiede in der musikalischen Ausrichtung nicht unbedingt erwarten konnte und sobald das Eis gebrochen war, wurde bei allen Bands ordentlich mitgefeiert. So einen Tourabschluss hatten sich alle drei Formationen mit dem gezeigten Einsatz auch redlich verdient und können somit eine schöne Erinnerung mehr mit in die wohlverdiente Pause nehmen.
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