Geschrieben von Marco Gräff
Band: Amorphis
Album: Under The Red Cloud (Tour Edition) – An Evening With Friends @ Juhlaviikot – Huvila
Plattenfirma: Nuclear Blast Records
Veröffentlichung: 24.02.2017
Gegründet 1990 in Helsinki / Finnland, bringen es Amorphis bis heute auf 12 Studioalben die unterschiedlicher nicht sein könnten. Angefangen mit doomigen Deathmetal „The Karelian Isthmus“ und dem stilprägenden Melodic Death „Album Tales from the thousand lakes“, hin zu Altenative Rock und Psychedelic Rock. Zwischendurch wurde auch auf den Anfangs dominanten gutturalen Gesang verzichtet, was glücklicherweise heute wieder zum Standard der Band gehört. Fester Bestandteil der Musik Amorphis‘ waren aber schon immer folkloristisch geprägte Songs, die mal mehr, mal weniger stark in Erscheinung traten und die schönen melancholischen Melodien.
So verwundert nun auch nicht das vorliegende Live-Album, das erste seiner Art aus dem Hause der Finnen. Oder doch? Ein denkwürdiges Konzert im Zentrum Helsinkis im Huvila Zelt vor mehreren 100 Gästen wurde im Spätsommer 2016 gespielt. Dieses Highlight wurde mit einer 360° Kamera mitgeschnitten und ist seitdem auf YouTube offiziell zu bewundern (und hat bisher über 27.000 Klicks).
Diverse Gastmusiker (Sakari Kukko – finnischer Jazz-Musiker, Pekko Käppi – finnischer Folk-Musiker und Anneke van Giersbergen – Ex-The Gathering) interpretierten mit Amorphis neun Klassiker der Bandgeschichte zum Teil neu. Neu, da es über weite Strecken akustisch gehalten ist, begleitet durch Saxophon, Klarinette oder mit dem Cello.
Los geht’s mit dem ruhigen „Enigma“ vom 2007er Werk „Silent waters“, rein akustisch, verträumt, ideal für die gerade vergangene Jahreszeit. Die folgenden Songs sind ähnlich aufgebaut, starke Interpretationen der verschiedenen Albumversionen. Das erste Highlight ist dann „My Kantele“ vom Elegy Album von 1996. Ruhig, mit Saxophon, Klavier und Akustik Gitarre und langsam einsetzenden und treibenden Schlagzeug. Gegen Ende dann ein Klasse Cello Solo von Pekko Käppi. Auf dem Album wird das von einer akustische Gitarre gespielt. Ein echtes Highlight und auch die Menge weiß das zu feiern.
Danach ist Schluss mit Kuscheln. Die Gitarren dürfen an die Steckdose. Mit „Silver Bridge“ animiert ein treibender Rocker zum Headbangen. Und dann kommen auch endlich die schönen Growls von Sänger Tomi Joutsen zum Einsatz. Ein toller Song mit Ohrwurm Charakter! Auch das nachfolgende Stück haut in die gleiche Kerbe, bevor dann mein absoluter Lieblingssong kommt. „Alone“ vom Album „Am Universum“ (2001) ist der Song, der mich damals Amorphis näher brachte. Und wieder ganz anders als auf dem Album, kommt er hier zwar auch als groovige Nummer daher, aber die Growls, die sich immer wieder dazwischen schleichen, gab es so noch nicht und lassen mir immer wieder die Mundwinkel nach oben schießen. Ganz großes Kino.
Die letzten beiden Stücke können da nicht mehr ganz mithalten, doch gerade der letzte Song „Her alone“ punktet besonders mit der gesanglichen Unterstützung der einzigartigen Anneke van Giersbergen!
Was bleibt ist der Drang das Album neu zu starten und die Frage wieso die Band erst 26 Jahre braucht, so ein Erlebnis für die Fans in dieser Form festzuhalten. Schade auch, dass es diese erstklassige CD nur als „Bonus“ in Form der Wiederveröffentlichung des letzten Albums „Under The Red Cloud“ (inkl. der zwei Bonus-Tracks „Come the Spring“ und „Winter’s Sleep“) gibt. Eine eigenständige Veröffentlichung mit DVD hätte das allemal verdient. Stark genug dafür ist es auf jeden Fall und von mir gibt es eine klare Kaufempfehlung!
Tracks:
- Enigma
- Far from sun
- Silent waters
- My Kantele
- Silver bridge
- Sampo
- Alone
- The Wanderer
- Her Alone
Mehr Infos:
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