Geschrieben von: Klaus Saalfeld
Band: Anthem
Album: Crimson & Jet Black
Genre: Heavy Metal
Plattenfirma: Reaper Entertainment
Veröffentlichung: 21.04.2023
Warum unser Cheffe mich für einen Experten in Sachen japanischen Metal hält, kann ich mir zwar beim besten Willen nicht erklären, aber zumindest hat er mir die neue Scheibe von ANTHEM – die ich bis dato nur vom Hörensagen kannte – schmackhaft gemacht. Allen Ignoranten – wie meine Wenigkeit – sei gesagt, dass ANTHEM seit Anfang der 80er Jahre existieren und neben Loudness und Earthshaker wohl zu den erfolgreichsten Metal Acts im Land der aufgehenden Sonne zählen. Vor vier Jahren veröffentlichte die Band mit „Nucleus“ eine Neuaufnahme ihrer klassischen Hits mit englischen Texten, um den Angriff auf die Metal-Regionen außerhalb Japans zu starten. Ursprünglich war die Fertigstellung des neuen Albums „Crimson & Jet Black“ für das Frühjahr 2022 geplant, aber Bandleader Naoto Shibata, seines Zeichens Perfektionist, beschloss, die Qualität der Songs noch weiter hochzuschrauben und verschob die Aufnahmen auf den Sommer/Herbst, damit sich die „pure Brillanz“ entfalten konnte. Ob das Album diesen hochtrabenden Worten gerecht werden kann?
Nun, beim energischen Opener „Snake Eyes“ kommen einem unweigerlich neuere Helloween in den Sinn, zumal die Art der Intonierung von Sänger Yukio Morikawa an Andi Deris erinnert. „Wheels Of Fire“ eignet sich zwar nicht wirklich dafür, von einer weicheren Gangart zu sprechen, doch wirken die Melodielinien hier etwas harmonischer und dringen in beste Firewind Regionen vor, selbiges ließe sich auch anstandslos über das ebenfalls sehr dynamische „Howling Days“ sagen, dessen Krönung in Form des – nicht nur hier – erstklassigen Solos von Saitenhexer Akio Shimizu erfolgt.
„Roaring Vortex“ legt dann geschwindigkeitstechnisch erstmal ne satte Vollbremsung hin, der Song startet schwerfällig groovend, weicht dann zum Chorus hin ein klein wenig auf, vermag aber an die Brillanz des Eröffnungstrios nicht heranzureichen, zumal auch die Hookline nicht so wirklich einnehmend rüberkommt. Scheint so, als ob den Japanern die höhere Gangart besser zu Gesicht stehen würde. Dementsprechend knüpft „Blood Brothers“ auch wieder an den Einstiegstrack an, ebenso das nachfolgende, wenngleich auch etwas garstiger wirkende „Master Of Desaster“, die beide besten Power Metal europäischer Machart kredenzen.
Das vielseitige „Void Ark“ bietet dann überraschende Abwechslung in Form eines fulminanten Instrumentals, auf dem sich die drei Instrumentalisten mal so richtig austoben dürfen. Beim folgenden „Faster“ halten dann Keyboard Klänge Einzug in den Anthemschen Sound, was dem Ganzen einen leicht skandinavischen Anstrich verleiht. „Burn Down The Wall“ wirkt ohne diese Zutaten wieder eine Spur härter, ohne jedoch den Melodiegehalt aus den Augen zu verlieren, Bands wie Primal Fear oder Mystic Prophecy ließen sich mühelos als Referenz herhalten.
„Mystic Echoes“ greift nochmals auf Keyboards zurück, schippert ansonsten in gesetzteren Gewässern und fährt im Refrain die wohl leichteste Melodielinie des gesamten Albums auf. „Danger Flight“ mobilisiert zum guten Schluss noch die letzten Reserven und präsentiert sich als Melodic Metal Happen vom Feinsten.
Auch wenn ich, wie eingangs erwähnt, wahrlich kein Fachmann in Sachen Nippon Metal bin, klingen ANTHEM für mich ganz klar nach europäischem Edelstahl, von daher hat die Band mit dem Wechsel der Sprache ins Englische alles richtig gemacht. Ob dies für den Durchbruch in unseren Breitengraden reicht, wird sich zeigen, genug Potential besitzt „Crimson & Jet Black“ allemal.
Von mir gibt es 8 von 10 Hellfire Punkten.
Tracklist:
- Snake Eyes
- Wheels Of Fire
- Howling Days
- Roaring Vortex
- Blood Brothers
- Master Of Disaster
- Void Ark
- Faster
- Burn Down The Wall
- Mystic Echoes
- Danger Flight
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