Geschrieben von Katja Maeting
Band: Artemis Rising
Album: Ascension
Genre: Metalcore/Post-Hardcore
Plattenfirma: unsigned
Veröffentlichung: 20. Juli 2018
Features haben ja vielfältige Gründe und Zielsetzungen…das reicht vom manchmal bitter notwendigen Abstrahlglanz bekannter(er) Namen, um von der fehlenden Würze der eigenen (Musik) Brühe abzulenken bis hin zum Setzen der perfekten Kirsche auf die selbsterschaffene musikalische Meistertorte. Auf dieser Skala sind Artemis Rising ziemlich nah an der Schwarzwälder Kirschtorte bzw. dem norddeutsche Pendant dazu, kommen die Jungs doch aus dem niedersächsischen Soltau.
Ende 2013 fand sich die Band in der immer noch bestehenden Formation zusammen und veröffentlichte im Mai 2014 die EP „Your Gods Won’t Save You Now“. Im Gegensatz zu vielen anderen ersten EPs klingt das Ding richtig gut und muss daher auch keineswegs verschwiegen werden. Allerdings liegen zwischen diesen ersten Gehversuchen als Artemis Rising und dem jetzt anstehenden Debütalbum „Ascension“ durchaus Welten. Im Laufe der Zeit haben die Jungs ihren Sound noch stimmiger gemacht. Statt sich Moden zu unterwerfen, stehen die eigenen Stärken im Fokus und so schaffen sie es, sich in ihrem Genre-Mix aus Metalcore und Post-Hardcore perfekt auszudrücken, inklusive gut eingefügter Blicke über den Tellerrand.
Schon nach dem ersten Hören von „Ascension“ ist klar, dass diese Platte so schnell nicht langweilig wird, denn die Niedersachsen geben ihren Songs mit viel Liebe fürs Detail immer einen individuellen Charakter anstatt sich einfach selbst zu kopieren oder auf Lückenfüller zu setzen. Seine Energie holt sich der Sound von Artemis Rising dabei vorrangig aus den Melodien, aber auch Härte kriegen die Fünf gekonnt zelebriert. Dafür sorgt unter anderem Frontmann Wim, der souverän und fließend zwischen cleanen und gutturalen Vocal Parts wechseln kann und somit die instrumentale Stimmigkeit der Band auch im Gesang fortsetzt.
„Broken Pride“ ist nach der sehr melodiebetonten und vergleichsweise sanft angelegten Albumeröffnung „Lost In Time“ sowas wie der vertonte Vorschlaghammer auf „Ascension“. Der Song tritt direkt aufs Gaspedal und die instrumental und gesanglich aggressiv angelegten Strophen knallen ins Ohr, während die Breakdown-Elemente an genau den richtigen Stellen fett nachtreten. Die melodisch klar strukturierten Chorus-Parts haben trotz cleaner Vocals die kalte Schönheit von Edelstahl und unterstützen so noch den Härte-Effekt des Tracks.
Die erste Single „Unchosen“ fasst dann perfekt zusammen, was Artemis Rising ausmacht. Texte mit Aussagekraft, mitreissende Melodien und das Gefühl für das richtige Maß an Härte, um dem Song die passenden Kanten zu verleihen. Dabei schaffen es die Instrumentalpassagen, trotz der durchaus ernsten Botschaft des Tracks, die überbordende Leichtigkeit des Pop Punks in den Band-Sound zu integrieren, während der Song an sich mit einer Art Zwei-Chorus-Strategie interessante Effekte zu setzen vermag.
„Awaken“ überrascht mit einer Rhythmus-Eröffnung, die man eher im Alternative Bereich vermuten würde, entwickelt sich aber zu einer Post-Hardcore angestrichenen Nummer im überwiegend niedrigen Tempo-Bereich, die mit melodischer Intensität überzeugen kann . „Neverending Strife“ begeistert dann mit einer extremen Differenz zwischen Härte und Melodie und eignet sich mit seiner Breakdown-Betonung als weitere Reifeprüfung für jeden Subwoofer.
Um nochmal auf die eingangs genannten Features zurückzukommen, davon haben Artemis Rising gleich drei Stück auf ihrem Album. Während Christoph Wieczorek von Annisokay ein vielleicht erwartbarer Kandidat war – schließlich wurde „Ascension“ bei Sawdust Recordings aufgenommen – und mit seiner markanten Stimme dem Chorus von „Home“ die Extraportion Melancholie verleiht, sind die Gast-Beiträge von Rudi Schwarzer (Ex-Arctic Island) und Sam Kubrick (leider bald Ex-Shields) mindestens genauso hörenswert. Vom letzteren kann man sich vorab schon bei der zweiten Single „Demons“ überzeugen.
Insgesamt legen Artemis Rising ein äußerst überzeugendes Debüt vor, welches jegliche Wartezeit auf sein Erscheinen rechtfertigt, denn wer melodiebetonten Core mag, wird sich hier so schnell nicht satthören. Und für alle, die immer das Haar in der Suppe suchen, nach reichlich Überlegen ist mir auch da was eingefallen: Die Jungs hätten mal mindestens eine Akustik-Version als Bonustrack aufs Album packen können, denn akustisch klingen Artemis Rising auch ziemlich gut.
Trackliste:
01. Lost In Time
02. Broken Pride
03. Unchosen
04. Live In This World (feat. Rudi Schwarzer)
05. Home (feat. Christoph Wieczorek)
06. Demons (feat. Sam Kubrick)
07. Awaken
08. Never Ending Strife
09. The Answer I Need
10. Shiver || Return
Line-up:
Wim – Vocals
Dennis – Guitar
Kevin – Guitar
Tobias – Drums
Kevin – Bass
Weitere Infos:
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Website von Artemis Rising