Nicht nur der Heide Park macht in Soltau richtig Bock, auch die Musik von Artemis Rising gehört definitiv in diese Kategorie und ab 20. Juli gibt es davon ganz viel in Form des neuen Albums „Ascension“ zu hören. Und da die Jungs neben guter Musik auch sonst ein paar interessante Punkte in der Bandgeschichte haben, wollte ich da doch so einiges genauer wissen.
Im Interview hat sich Drummer Tobi dann meiner Neugier und der langen Liste meiner Fragen gestellt.
HF: Erstmal herzlichen Glückwunsch zu eurem Album. Ihr habt euch Ende 2013 in der immer noch bestehenden Konstellation zusammengefunden, 2014 eure erste EP veröffentlicht, aber erst jetzt kommt euer Debütalbum. Warum hat das so lange gedauert? Da ihr zwischendurch ja auch neue Songs rausgebracht habt, kann es ja zumindest nicht an fehlenden Ideen gelegen haben.
Tobi: Danke erstmal für euer Interesse! Also an den Ideen lag es tatsächlich nicht, muss man sagen. Als wir 2013 angefangen haben, und auch als 2014 die EP rauskam, waren wir ehrlich gesagt noch ganz schön grün hinter den Ohren und hatten noch gar nicht so den professionellen Anspruch wie heute. Dementsprechend dachten wir da auch noch gar nicht an sowas wie ein Album. Das hat sich erst im Laufe von 2015 entwickelt, als alles ein bisschen professioneller wurde. Mitte 2016 war dann tatsächlich der Entschluss da: Wir machen unser Debutalbum! Die Songs standen zumindest grob auch relativ schnell. Wir hatten aber total unterschätzt, was noch alles dazugehört, bis die Platte tatsächlich in unserer Hand liegt. Als wir „Unchosen“ bei Sawdust Recordings aufgenommen und im April 2017 veröffentlicht haben, hatten wir schon 8 der anderen 9 Songs für das Album fertig. Eigentlich war der feste Plan, im Herbst 2017 zu releasen. Wir wollten da aber nicht einfach nur ne Platte auf den Markt werfen, sondern auch drum herum das Ganze ein bisschen aufbauen und haben uns echt Gedanken gemacht über Musikvideos, Socialmedia-Auftritt etc. Auch die Zusammenarbeit mit Labels und Marketingfirmen stand zwischenzeitlich im Raum. Und schneller als wir wollten war es dann schon 2018. Umso geiler fühlt es sich an, dass wir unser Herzensprojekt jetzt tatsächlich der Welt präsentieren können.
HF: Wie sehr stand der grundsätzliche Sound bzw. die musikalische Ausrichtung von Artemis Rising eigentlich schon bei der Bandgründung fest und welche Einflüsse haben ggf. die einzelnen Mitglieder noch hineingebracht?
Tobi: Das Ganze ging ursprünglich von unserem Gitarristen Dennis aus. Damals, noch zu Schulzeiten, hat er nur ein paar Jungs zum Mucke machen gesucht. Musikalisch hatte man sich natürlich erstmal an dem orientiert, was man selber hörte und auch spielen konnte. Mit der heutigen Besetzung ab Ende 2013 trafen dann natürlich auch musikalische Gegensätze aufeinander. Im Metalbereich waren wir alle irgendwie zu Hause. Darin war und ist auch heute noch aber eigentlich alles verstreut. Djent und Prog, Hardcore und Beatdown, Punkrock und älteres Zeug. Aber ich glaube, wenn man sich unsere bisherige Diskographie anschaut, ist schon gut erkennbar, wie sich aus dem anfänglichen Einheitsbrei immer mehr ein eigenes Profil entwickelt hat. Auf dem kommenden Album wird das nochmal extrem deutlich.
HF: Wie entstehen eure Songs? Habt ihr da eine feste Rollenverteilung oder kommt der differenzierte Sound auch durch unterschiedliche Urheber zustande? Wo findet ihr die Inspirationen für eure Musik?
Tobi: Das instrumentale Songwriting beginnt hauptsächlich bei unserem Gitarristen Dennis. Er streut meistens die ersten Ideen ein. Dann setzt er sich mit mir zusammen und wir entwickeln die grobe Struktur. Dabei krachen dann schon öfter mal gegenläufige Ansätze aufeinander, was dann am Ende zu der Verschiedenheit der Songs führt. Unser Bassist Kevin ist dann meist dafür zuständig, die Sachen harmonischer zu machen, Melodien zu verbessern. Wenn das instrumentale Gerüst steht, schreibt unser Sänger Wim darauf zusammen mit Dennis Gesangsmelodien und Texte. So ganz generell sind wir dazu übergegangen, das Songwriting aus dem Jammen im Proberaum in das „Homestudio“ zu verlagern. Das bietet einem viel mehr Möglichkeiten, auf Details einzugehen. Dann entstehen erst Sachen, die Hand und Fuß haben.
Inspirieren lassen wir uns natürlich von dem, was wir selbst hören. Unser Anspruch ist dabei aber schon immer gewesen, die Eigenschaften, die wir an einem Song gut finden, nicht einfach nur zu übernehmen, sondern abzuändern und unsere eigene Note zu geben. Dazu gehören zum Beispiel auch klassische Metalcore Riffs, die heute ja eigentlich kaum noch wer spielt, die wir aber geil finden und deshalb auch mal gerne wieder einbauen. Bestes Beispiel dafür ist der letzte Track des Albums „Shiver || Return“.
HF: Ihr habt auf „Ascension“ insgesamt drei Features, das ist ja schon ne Hausnummer. Standen alle drei von Anfang an fest und wie kam es zu der jeweiligen Zusammenarbeit?
Tobi: Schon beim Songwriting auf ein Feature angelegt war eigentlich nur der Part von Rudi auf „Live In This World“. Seinen Part hatten wir von Anfang an für einen Feature-Gast reserviert. Die genauen Feature-Gäste haben sich aber erst im Studio ergeben. Wie du in deinem Review zum Album schon gemerkt hast, gibt es da bei allen Dreien eine klare Verbindung zu Sawdust:
Rudi hatte mit seiner Band Arctic Island ebenfalls bei Sawdust aufgenommen und deren Album war auch der Grund, weshalb wir uns überhaupt für dieses Studio entschieden hatten. Wir kannten Rudi schon vorher, da er mit seiner Band bei unserem EP-Release 2014 dabei war. Und da hat sich das Feature geradezu angeboten.
Sam war durch Zufall zu Besuch aus London, um selbst mit Christoph (Kopf hinter Sawdust) an dem Album von Shields zu arbeiten. Bei Shields singt er ja eigentlich clean. Umso cooler war es zu sehen, wie brutal seine Shouts auf unserem Track „Demons“ zur Geltung kamen. Da gab es dann im Nachhinein keine zwei Meinungen, dass er unbedingt dabei sein musste.
Und zu Christophs Feature kann man eigentlich nur sagen, dass er jeden Song mit seiner Stimme bereichert. Wer seine Band Annisokay kennt, und das sollte in Deutschland so ziemlich jeder Metalhörer sein, weiß, dass es kaum Leute gibt, die da in unserem Genre rankommen. Zu „Home“ hat es einfach super gepasst. Er hat auf dem Track auch eine richtig schöne Spotlight Position bekommen. So wurden dann aus einem geplanten Feature auf einmal drei. Aber jedes Einzelne davon ist unserer Meinung nach ne echte Bereicherung auf der Platte.
HF: Eure Songs haben alle ihren eigenen Charakter und Stil und gestalten das Album entsprechend abwechslungsreich. Aber wenn ihr einen, und nur einen, Song als eine Art musikalische Visitenkarte für Artemis Rising auswählen müsstet, welcher wäre das und warum?
Tobi: Das ist echt sehr schwer zu sagen, gerade weil alles so stark variiert. Aber ich glaube, unsere Single „Demons“ bringt schon ganz gut das zusammen, was uns ausmacht. Der Spagat zwischen hart und poppig, hektisch und ruhig, technisch vertrackt und dann an anderer Stelle wieder sehr simpel und geradlinig. Um da aber nochmal die Vielfalt ein bisschen rauszuarbeiten, müsste man sich, um uns wirklich gut beschreiben zu können, dazu noch „Broken Pride“ und „Home“ anhören.
HF: Ich habe mich im Rahmen meiner Review auch durch euren YouTube Channel geklickt. Wie kamt ihr eigentlich auf die Idee mit den „Band Probleme“ Videos, wie schwierig war es, sich statt musikalisch auch mal schauspielerisch zu betätigen und wie sieht es mit Fortsetzungen aus?
Tobi: Das war in erster Linie Dennis und Kevins (Bass) Idee. Wer uns privat kennt, weiss, dass wir alle einen ziemlichen Schaden haben und den können wir da halt super ausleben. Mit den bescheuertsten Ideen auf unserem YouTube Channel darf sich aber unser anderer Gitarrist Kevin schmücken. Der hat da ein Händchen für. Schwierig war das mit dem Schauspielern eigentlich nicht. Das liegt auch vor allem daran, dass man es nicht wirklich schauspielern nennen kann. Ich glaube, da würden sich alle echten Schauspieler gewaltig auf den Schlips getreten fühlen. Solche Videos kommen aber immer nur dann, wenn wir Zeit und Lust dazu haben. Wir sind in erster Linie Musiker und diese Videos entstehen daher mehr aus Lust und Laune heraus. Da wird es mit Sicherheit auch in Zukunft noch mehr von geben. Wann genau, steht aber noch nicht fest.
HF: Ihr habt in bald fünf Jahren Bandgeschichte schon auf vielen Bühnen gestanden. Was waren da die besonderen Erlebnisse, sowohl positiv als auch vielleicht negativ? Welche Bühne wäre für euch der große Traum und mit wem würdet ihr sie am liebsten teilen?
Tobi: Extrem geil waren logischerweise unsere Hometown Shows in Soltau und Umgebung. Aber auch in Hamburg oder vor Kurzem in Ibbenbüren ging es gut ab. Besonders freuen wir uns jetzt natürlich auf unsere Release-Show am 21. Juli. Dafür gibt es immer noch ein paar Restkarten auf unserer Homepage!
Ansonsten würden wir natürlich gerne mal auf den ganz großen Bühnen spielen, sprich Full Force, Wacken etc. Ich persönlich hätte aber auch extrem Lust, mal auf dem Vainstream in Münster zu spielen. Studiere da zurzeit und da ist echt jedes Jahr eine geile Atmosphäre.
HF: Ihr habt im März den Bandcontest von Pitchback Studios und Redfield Records gewonnen, der Preis ist eine vollständige Single Produktion. Auch hierzu Glückwunsch. Wie stehen die Chancen, dass die Single ein Akustik-Song wird? Oder es überhaupt mal Akustik-Versionen von euch auf Platte schaffen? Eure Fans sind schließlich von euren Akustik-Covern begeistert.
Tobi: Also was Pitchback angeht, müssen wir unsere Akustik Fans wohl enttäuschen. Wir werden damit weiter unsere musikalische Vision im Metalbereich verfolgen. Dafür haben wir schon sehr viele Ideen gesammelt und sind gerade dabei, daraus ein stimmiges Gesamtbild zu machen.
Die Akustiksachen wird es auch in Zukunft geben, weil wir da auch Lust zu haben. Wir haben ja sogar schon einmal ein komplettes Akustikset gespielt und werden das eventuell Ende des Jahres wieder tun. Für unser Debutalbum stand das aber jetzt erst einmal nicht zur Debatte. Wir wollten uns unsere musikalische Visitenkarte in dem Bereich schaffen, in dem wir auch musikalisch zu Hause sind. Die Idee, die du auch in deinem Review ansprichst, sowas mal als Bonus auf kommende Releases zu packen, finden wir aber echt ziemlich gut und werden wir mit Sicherheit auch weiter verfolgen!
HF: Zum Schluss darf natürlich eine Frage nicht fehlen: Wie geht es nach eurer Release Party am 21. Juli in Soltau weiter? Tour, weitere Single-Auskopplungen, neue Videos, schon wieder erste Arbeiten am nächsten Album?
Tobi: Weitere Single-Auskopplungen sind zum Teil schon fertig abgedreht, zum Teil noch in der Mache. Da wird noch einiges kommen in nächster Zeit! Der nächste Schritt nach dem Album ist für uns ganz klar die Single mit Pitchback und Redfield. Da haben wir bereits viel mehr Ideen, als überhaupt in einen Song passen würden. Dementsprechend wird natürlich parallel auch schon an neuem Material gearbeitet. Ein fester Zeitraum für das nächste Album steht zwar noch nicht fest, aber wir werden definitiv weiter an unserem Sound feilen und neue Songs veröffentlichen. Eine Tour ist, Stand jetzt, nicht geplant, wir werden aber natürlich mit unserem Album im Gepäck quer durch Deutschland reisen und die Bühnen der Republik bespielen. Nur nicht am Stück im Tour-Format.
HF: Vielen Dank für das Interview. Wir wünschen euch alles Gute und vor allem viel Erfolg mit eurem Album.
Tobi: Danke! Wir sind gespannt, wie unser neues Material aufgefasst wird und freuen uns deshalb auch unglaublich auf den Release. Gerade weil wir so lange daran gearbeitet haben, haben wir ein echt gutes Gefühl bei der Sache. Ab dem 20. Juli könnt ihr euch selbst ein Bild davon machen!
Interview: Katja Maeting
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