Geschrieben von Oliver Heberling // Fotos taken by gräffix by Marco G.
Schlachthof Wiesbaden // 16.12.2019. Mein persönliches Konzertjahr 2019 ist, sofern meinen Nacken nicht doch noch spontan die Schüttelfreude packt, seit Montag beendet. Dabei spannt sich um diese erlebnisreichen zwölf Monate ein besonders schönes Narrativ: Auf meinem ersten Konzert des Jahres, am 10. Januar in der Batschkapp in Frankfurt, eröffneten AT THE GATES für die Death Metal-Senkrechtstarter Behemoth (lest hierzu den Konzertbericht von Marco). Nun spielten die Göteborger Haudegen zum Jahresabschluss eine Headline-Show im Wiesbadener Schlachthof.
Im Vorfeld war ich darüber verwundert, dass der Opener einer Show in der ein ganzes Stück kleineren Kapp nun den Schlachthof für seine eigene Tour bucht. Im Nachhinein gab die Publikumsdichte des Abends auch eher ein trauriges Bild ab: So leer sah ich meine liebste Konzertlocation zuletzt vor vier Jahren bei einem Auftritt der Melodic Punkrocker Millencolin. Schade eigentlich, denn neben ihrem starken letztjährigen Album To drink from the night itself hatten AT THE GATES mit NIFELHEIM und DESERTED FEAR schlagfertige Gäste geladen. Wer sich in die vielleicht zu einem Drittel gefüllte Halle verirrt hatte, wusste das jedoch umso mehr zu schätzen.
Im März noch das vornanliegende Kesselhaus ausverkauft, eröffneten die Thüringer Death Metaller DESERTED FEAR mal wieder in der großen Halle. Hier spielten sie auch bereits vor zwei Jahren als Opener von Heaven Shall Burn wo ich sie für mich entdeckte und woran sich die Band auch heute noch gerne zurückerinnert. Mit saftigem Sound, der das ein oder andere Mal ein wenig zu laut krachte lieferten sie gewohnt gut ab und spielen bis heute gerne ihre Hits und Klassiker. Marco und ich waren uns zwar einig, sie schon besser aufgelegt gesehen zu haben, jedoch ist das beim vierten Live-Erlebnis und nach dem Tollhaus Anfang des Jahres auch kein Beinbruch.
Gespannt war ich besonders auf die anschließenden NIFELHEIM aus Schweden. Die von Spikes und Leder dominierte Kostümshow (inklusive vor dem Schlagzeug platziertem Kindersarg) unterstrich den rückwärtsgewandten Musikstil der Black Metal-Combo: NIFELHEIM erhalten das Erbe alter Venom und Bathory-Platten und ignorieren konsequent jegliche Geschehnisse und Einflüsse der letzten 30 Jahre Musikgeschichte. Das taten sie im definitiv besten Soundgewand des Abends. Aus heutiger Sicht fast schon schrullig anmutend kam hier jeder Old-School-Black-Metaller ganz auf seine Kosten. Genial!
Etwas früher als versprochen begannen dann AT THE GATES ihr Set nach vom Band gespielten Muppet Show Theme mit dem Intro und Titelstück des gleichnamigen To drink from the night itself. Ein Kracher-Beginn für einen geilen Auftritt. Neben dem aktuellen Langspieler stellten das 2014er Album At war with reality und das Meisterwerk Slaughter of the soul, das kommendes Jahr sein 25-jähriges feiern wird, die meisten Lieder des Abends. Wie auch NIFELHEIM sind AT THE GATES nie stark von ihrem Sound abgewichen und können sich daher einer kleinen, aber treuen Fanbase erfreuen, die ihre Helden gebührend feierte. Mit Circle Pits und geballten Fäusten konnte so zum Jahresabschluss der „guten alten“ Melo-Death-Zeit der 1990er Jahre gefröhnt werden. Ein großartiger Abschluss eines großartigen Konzertjahres der beim Schreiben bereits wieder ein Jucken im Nacken erzeugt, das 2020 gerne rausgeschüttelt werden will.
Setlist AT THE GATES:
01 – To drink from the night itself
02 – Slaughter of the soul
03 – At war with reality
04 – A stare bound in stone
05 – Cold
06 – The colours of the beast
07 – Death and the labyrinth
08 – Daggers of black haze
09 – Under a serpent sun
10 – The swarm
11 – Raped by the light of christ
12 – Heroes and tombs
13 – Nausea
14 – The mirror black
15 – Suicide Nation
16 – The book of sand (the abomination)
17 – Blinded by fear
18 – The night eternal
Hier geht´s zur Fotogalerie © Photos by Marco G.
At The Gates
Nifelheim
Deserted Fear
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