Auch nach zwei Jahren Coronapause ist das Neuborn Open Air Festival ein voller Erfolg!

Evil Invaders live @ Neuborn Open Air Festival 2022 //© by Marco G.

 

Geschrieben von Marco Gräff // Fotos © gräffiX by Marco G

 

Neuborn Open Air Festival Wörrstadt // 26.-27.08.2022. Am 26. und 27. August hieß es in diesem Jahr auch in Wörrstadt nach zwei Jahren Zwangspause endlich wieder „Hey NOAF!“ Das kleine, familiäre Metal Festival mitten in Rheinhessen, unweit von der Landeshauptstadt Mainz, erfreut sich immer mehr Zuspruch. Und das zu Recht. Hat man doch schon seit Jahren ein Händchen und auch Gespür für junge, aufstrebende Bands und etablierte Headliner. Die Mischung ist dazu immer sehr gesund und vielversprechend. In den Jahren seit 2016 habe ich bisher keine Band dort erlebt, die es nicht wert war anzusehen. Durch alle Genre weg wird hier dem Metal und Rock Fan alles geboten, um es interessant und abwechslungsreich zu halten.

Im Vorfeld hatte man es leider mit zwei kurzfristigen Absagen zu tun. Erst mussten ‚Annisokay‘ absagen, wofür dann die französisch-deutsche Metalcore Band NOVELISTS FR einsprang. Aus Zeitgründen tauschte man dann noch den Slot mit HARAKIRI FOR THE SKY. Und einen Tag vorm Festival sprang auch noch der Freitagsheadliner ‚Skindred‘ ab. Die wurden dann kurzfristig durch die amerikanischen Punker ZEBRAHEAD ersetzt. Am Ende also doch alles gut.

Doch bevor es am Freitag offiziell losging, gab es als Goodie schon am Donnerstag Open Air Live Musik auf dem Gelände. Aus Italien spielte die ‚Linkin Park‘ Tribute Band LIVING THEORY, in deren Anschluss die wohl beste ‚Deep Purple‘ Tribute Band Deutschlands DEMON’S EYE das legendäre Live Album „Live in Japan“ zum Besten gab. Beide Auftritte waren schon sehr gut besucht, und besonders DEMON’S EYE waren sehr angetan, hatte man bis dato keine Mosh Pits bei ihren Konzerten.

Saint Serpant

Der Freitag startete wie gewöhnlich um 15’00 Uhr. Heiß und trocken war es. Wie eigentlich überall in Good Old Germany. Als dann (mittlerweile Kult-) Ansager „Zahni“ auf die Bühne trat war es auf einmal wie immer. Er freute sich glaube ich am meisten, dass endlich wieder harte Musik über den Neuborn schallen sollte. Und so ging es auch gleich los mit SAINT SERPANT aus NRW. Mit groovy Stoner Metal, der garniert ist mit ein wenig Southern Rock und Punk. Dazu hat man eine Blues Harp (Mundharmonika) im Gepäck. Das war ein solider Start in den Tag, der einige Leute vor die Bühne lockte. Zudem spielte man neben den zahlreichen eigenen Songs zwei Cover, unter anderem von ‚CCR‘ Fortunate son. Das kam natürlich besonders gut an. Kurz vorm Ende des Gigs gab es einen kurzen, aber willkommenen Gewitterschauer, der nicht nur Abkühlung brachte, sondern auch dem Staub zumindest für den Freitag ein Ende setzte.

Das erste Highlight für mich setzten dann schon NITROGODS an zweiter Stelle. Heavy Rock (’n Roll) brachte den Neuborn zum Beben. Zu dritt sorgte die Combo für reichlich Stimmung unter den Gästen, mal in Richtung ‚Motörhead‘, dann mehr zu Heavy Metal. Das war amtlich, straight nach vorne und Party pur. Doch es wurde im Anschluss noch besser. Aus Belgien waren die EVIL INVADERS angereist, eine klassische Speed und Thrash Metal Band, die aktuell einen kleinen Höhenflug erlebt und ein richtig starkes Album im Gepäck hatte („Shattering Reflection“ – unbedingt mal antesten!). Das war pure Energie, das hatte Power und trieb die Menge nicht ohne Grund zu den ersten Circle Pits und Crowd Surfern. Mein Highlight der zwei Tage beim NOAF 2022.

Landmvrks

In eine ganz andere Richtung ging es im Anschluss mit LANDMVRKS. Metalcore, bzw. Frenchcore mit Raps und Hip Hop Einlagen. Ein Breakdown Festival, welches besonders die jungen Besucher versuchte abzuholen. Im Prinzip mag ich Metalcore ja schon, nur hier waren mir zu viele Unterbrechungen drin. Auch agierte die Band etwas zu zurückhaltend. Ganz anders dagegen die nachfolgende Band. Eine echte Legende.

Exciter

EXCITER aus Kanada. Viele Fans mit Exciter-Shirts waren auszumachen, die „Heavy Metal Maniacs“. Mit ihrem speedigen, thrashigen Old School Heavy Metal holten sie die „alten Hasen“ ab. Allein der singende Schlagzeuger Dan Beehler ging anfangs gesanglich etwas unter. An Spielfreude mangelte es der Band jedenfalls nicht. Allen voran dem jungen Daniel Dekay, der erst seit 2018 die Gitarre bei den Kanadiern schwingt.

Was folgte, war ein erneuter Stilwechsel der krassen Sorte. CALLEJON hatten viele neue Songs im Gepäck und schmetterten ihren modernen Metal / Metalcore der dankbaren Menge entgegen. Gefühlt waren die Jungs der eigentliche Headliner an dem Freitagabend. Auch hier Cirlce Pits, Crowd Surfer und mittendrin traute sich dann auch der Gitarrist mitten in den Pit um eine Nummer zu spielen. Beim ‚Ärzte‘-Song „Schrei nach Liebe“ hatten sie dann auch den letzten Besucher auf dem Gelände gepackt. Ein klares Zeichen gegen Fremdenhass und Nazis! Der Abriss wurde noch vom Outro getoppt, als man „Don’t stop believin'“ vom Band laufen ließ. So laut habe ich das NOAF Publikum glaube ich noch nie mitsingen gehört 🙂

Zebrahead

Dann kamen die kurzfristig eingesprungenen ZEBRAHEAD. Die Band brachte sogar eine Minibar mit auf die Bühne, bestückt mit Wodka, Rum und Whiskey. Was dann nach drei Songs schon zu einem deutschen Trinklied führte, welches man standesgemäß zelebrierte. Auch hier gab es viele neue Songs zu hören, und auch wenn es viele Gäste bis dato noch gar nicht mitbekommen hatten und auf ‚Skindred‘ gewartet hatten, das Publikum ging mit und feierte ordentlich. Bei den catchy Refrains auch keine Kunst, und neben den Punk und Hardcore Wurzeln gab es auch ein bisschen Thrash und Heavy Metal. Am Ende baten die Kalifornier dann noch ein paar Fans auf die Bühne um zu tanzen (und zu trinken). Die Macher vom Festival hatten auch in der Not mal wieder ein Händchen für NOAF taugliche Bands.

Der Samstag fängt dann immer schon um 14’00 Uhr an. Wir waren etwas früher da, hatten somit Zeit zum Bummeln, ein paar Merch Stände laden dazu ein. Patches, CDs, und auch immer mehr Schallplattem (auch rares) gibt es zu finden. Dazu ein paar Klamotten, nix spektakuläres. Und wo wann sich dieses Jahr auf großen Festivals über teure Preise bei Speisen und Getränken aufregen durfte, bleibt man auch in Wörrstadt am Boden. Klar hat man auch hier gegenüber 2019 ein wenig anziehen müssen, aber alles noch im Rahmen und dazu in super Qualität. Auch kam es selten zu langen Wartezeiten an Getränke- und Essensausgabe. Die Organisation war einfach vorbildlich. Und das bei ausschließlich ehrenamtlichen Helfern!

Vulture

Musikalisch startete der Tag mit dem Local Act COLORS OF AUTUMN aus Worms. Eine echte Entdeckung für mich. Metalcore / Nu Metal, etwas Thrash und dazu ein genialer Sänger und geile Frontsau am Mikro. Dass hier zwei neue Mitglieder mitwirkten fiel gar nicht auf. Das richtige um die Besucherschar aufzuwecken. Stark! Schneller und lauter wurde es dann mit VULTURE. High Speed Heavy Metal krachte aus den Boxen, richtig Old School und authentisch und voller Energie. Und als Bonus Cover Song hatte man von ‚Metallica‘ einfach mal „Metal Militia“ im Gepäck. War auch nicht übel.

Dool

Danach wurde es düster und melancholisch. DOOL aus den Niederlanden enterten die Bühne und das war zugleich eine Premiere für dieses Jahr. Mit Raven van Dorst stand die einzige Frau beim NOAF 2022 auf der Bühne. Die Sängerin war wie der Rest der Band trotz der schwerfälligen Musik sehr agil. Ihre bisherigen Alben kamen fast überall gut an, und so wunderte es auch nicht, dass sie hier auf dem Neuborn gefeiert wurden. Stoner, Doom, Gothic, Wave. All das verbindet die Band zu einem eigenen Stil und auch ihre Version vom ‚Killing Joke‘ Klassiker Love like blood fügte sich da perfekt ein. Nur das grelle Wetter passte nicht zum Auftritt.

Harakiri For The Sky

Dann der Auftritt der französisch-deutschen Metalcore Band NOVELISTS FR, die kurzfristig für ‚Annisokay‘ einsprangen. Der deutsche Sänger ist noch neu in der Band, konnte somit aber perfekt die Meute animieren. Ein paar Walls of Death waren das Ergebnis. Ansonsten boten die Jungs Breakdowns satt und eine energiegeladene Show. Eine von zwei an diesem Tag. Musste man doch noch weiter in die Pfalz. Mit den folgenden HARAKIRI FOR THE SKY folgte die Band, auf die ich mich am meisten gefreut hatte. Ihr aktuelles Album „MAERE“ steht nach wie vor hoch im Kurs bei mir. Und auch der Auftritt enttäuschte (mich) nicht. Auch wenn es viele Besucher vielleicht anders sehen. Mit tristem Post Black Metal können nicht viele etwas anfangen, aber dennoch spielte die Band ihr Set ordentlich runter. Hervor stach klar Sänger J.J. der äußerst emotional und intensiv agierte. Als Special Guest trat dann noch Torsten Hirsch von der Band ‚Agrypnie‘ bei einem Song mit auf. Heimspiel quasi.

Asphyx

Ein weiteres Highlight folgte auf dem Fuß. Die mächtigen ASPHYX schickten sich an den Neuborn auf links zu drehen. Mit etwas Verzögerung rollte die holländische Death (Doom) Metal Walze über das Publikum. Und wenn die Musik auch noch so intensiv und brutal ist, Sänger Martin van Drunen wurde nicht müde seine Witzchen zwischendurch zu machen. ASPHYX sind live einfach eine Macht, und das haben sie auch auf dem NOAF eindrucksvoll bewiesen. Ganz klares Highlight! Dann die größte Überraschung im Vorfeld. PHIL CAMPBELL AND THE BASTARD SONS sind nach Wörrstadt gekommen um die Hits von Campballs jahrelanger Band ‚Motörhead‘ zu spielen. Ein ganzes Set nur mit Lemmy Hits. Schon der Opener Iron fist sorgte für Ekstase. Einfach geil, dass die Macher des NOAF Phil Campbell buchen konnte. Auch wenn es streng genommen nur eine „Tribute Show“ war, und Joel Peters niemals einen Lemmy am Mikrofon ersetzen kann, das war schon genial. Und wenn Phil Campbell offiziell allen ehemaligen ‚Motörhead‘ Mitgliedern gedenkt, legt sich Gänsehaut über den Neuborn. Lauthals und einstimmig erklang Lemmy’s Name in den Nachthimmel! Da war die hochklassige Setlist eigentlich zweitrangig. Das war ganz klar der emotionale Höhepunkt des Wochenendes!

Phil Campbell and The Bastard Sons

Overkill

Da hatten es OVERKILL als nomineller Headliner schon ein wenig schwieriger. Und ja, viele gingen auch schon vor deren Show. Aber das störte die als Quartett aufgetretene Band nicht im Geringsten. Ein Feuerwerk an klassischem Thrash Metal boten die Urgesteine um Sänger Bobby „Blitz“ Elsworth. Mit dem längsten Slot des Wochenendes boten die Thrasher einen guten Überblick über ihr Schaffen, und die, die bis zum Schluss blieben haben auch keine Sekunde bereut. Ein würdiger Headliner und Abschluss des 16. Neuborn Open Air Festival.

Glückwunsch nach Wörrstadt. Das war mal wieder mehr als gelungen und nicht selbstverständlich nach zwei Jahren Ungewissheit und zwei kurzfristigen Absagen. Einmal mehr beweist sich das NOAF als Kleinod der deutschen Festivallandschaft und man darf mehr als hoffen, dass es auch im nächsten Jahr weitergeht. Drücken wir die Daumen, der Vorverkauf startet bald und dann werden bestimmt schon die ersten Bands für 2023 bekannt gegeben. Ich wäre jedenfalls wieder gerne dabei!

 

Zebrahead live @ Neuborn Open Air Festival 2022 //© by Marco G.

 

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