Geschrieben von Katja Maeting
Band: AVALANCHE
Album: AVALANCHE (EP)
Genre: Post-Hardcore/Punkrock/Alternative
Plattenfirma: unsigned
Veröffentlichung: 19. August 2018
Normalerweise befasse ich mich bei Bands, die ich noch nicht kenne, erst mit der Musik und mach mich dann über die Band schlau. Aber wer will schon dauernd normal sein…Also habe ich es wie die Jungs von AVALANCHE gemacht und mal einen anderen Ansatz gewählt. Diesmal habe ich die Band zuerst mit Fragen gelöchert und mir dann erst die schlicht „AVALANCHE“ benannte EP zur Review geschnappt.
Durch diese Namenswahl sollte man sich allerdings nicht täuschen lassen, denn hier handelt es sich weder um die erste Veröffentlichung der Essener Band noch sind die Fünf komplette Neulinge. Seit 2015 gibt es AVALANCHE schon und in den drei Jahren hat die Band mehr durchgemacht als viele andere. Zu Beginn fühlte sich das damalige Line-up bevorzugt im Skatepunk zuhause. Nachdem mit zwei EPs schon mal ein gutes Fundament für die Diskografie gelegt wurde, trat das ein, was für viele, gerade junge, Bands regelmäßig der Todesstoß ist: Besetzungswechsel, darunter die immer kritische Neubesetzung der Position am Mikrofon.
Durch die neuen Mitglieder kamen neue Einflüsse in den Bandsound, der sich infolgedessen wandelte und mehr Richtung Post-Hardcore rutschte mit einer fetten Portion Punkrock und Alternative als Zugabe. Daraus haben sich AVALANCHE innerhalb eines knappen Jahres einen ganz eigenen Sound erschaffen, den der neue Frontmann Nicolas Nannen als stimmliches Aushängeschild krönt. Die neuen AVALANCHE klingen härter und gleichzeitig melodisch mitreißender und können die vielfältigen Facetten ihres Sängers gekonnt für sich nutzen, denn dieser kann sowohl shouten als auch im cleanen Bereich von weich bis druckvoll glänzen.
Nachdem ich mir bei der Recherche zum Interview mit „Save Me“ schon einen übelsten Ohrwurm eingefangen hatte, war ich nun gespannt, was AVALANCHE da als komplett eigenproduziertes Dankeschön für ihre Fans erschaffen hatten. Denn statt ihre EP nur auf den üblichen Wegen anzubieten, möchten sich die Jungs damit bei ihren Fans für die beständige Unterstützung bedanken und bieten die fünf Songs daher zum kostenlosen Download an. Und da sich dieses Dankeschön definitiv hören lassen kann, habe ich euch den Download-Link am Ende der Review angehangen.
Auch wenn ich sonst nicht so der Intro-Fan bin, macht es hier neugierig auf das, was einen in den folgenden fünf Tracks wohl erwartet. Bei „Try Again“ ist es ein in den Strophen locker punkrockig ausgelegter, eingängiger Mitsing-Garant, der sich vorm Chorus melodisch verdichtet und dieses Klanggewebe dann noch zusätzlich mit Härtesplittern in Form von Shouts spickt ohne die rhythmische Lockerheit völlig aufzugeben. Zur aktuellen Single „Save Me“ direkt die Warnung: den Ohrwurm werdet ihr so schnell nicht mehr los. Schnelle Riffs setzen sich noch schneller im Schädel fest, der auf konstante Bewegung ausgelegte Grundrhythmus schubst einen immer weiter voran und viel Spaß beim Versuch, diesen Refrain aus dem Gedächtnis zu entfernen. „Myself“ tendiert dann etwas mehr Richtung Alternative, hat mehr Grundhärte und weniger Verspieltheit, aber gerade diese höhere instrumentale Kompaktheit harmoniert ideal mit dem größeren Shout-Anteil und der grundsätzlich härteren Auslegung auch der Clean Vocals. Eine druckvolle, vorantreibende Nummer, die live zum Auspowern taugt.
Das nachfolgende „Irresistible“ hat schon fast Nostalgie-Wert, denn mit diesem Song haben sich AVALANCHE letztes Jahr in der aktuellen Besetzung und musikalischen Ausrichtung zurückgemeldet. Entsprechend setzt sich der Track etwas vom Rest ab, ist noch ein bisschen ungeschliffener, zeigt aber gleichzeitig schon gut die Grundidee des neuen AVALANCHE-Sounds. Den Ausklang bildet das etwas langsamer, aber umso wuchtiger angelegte „Thursday Night“. Der düsterste Song der EP umfängt einen beim Hören auf eine Art, die Gänsehaut hervorruft, verstärkt noch durch den oft zeitgleichen Einsatz von cleanen und geshouteten Vocals. Getragen von einem dichtgewobenen, aber niemals erdrückenden instrumentalen Soundteppich, präsentieren sich AVALANCHE hier auf eine neue und sehr interessante Art. Die Jungs brauchen keine Ballade, um musikalisch unter die Haut zu kriechen.
Bleibt als Ergebnis festzuhalten: „Save Me“ wohnt ab sofort mit nem kleinen Punkrocker namens „Try Again“ zusammen in meinem Kopf und AVALANCHE haben hier mit viel Liebe und Herzblut ein großartiges Geschenk für alte und neue Fans zusammengestellt. Die perfekte Gelegenheit, eine tolle neue Band kennenzulernen, die schon verdammt viele Steine aus ihrem Weg geräumt hat und sich nicht aufhalten lassen wird. Also runterladen und reinhören. Es lohnt sich.
Trackliste:
01. Intro
02. Try Again
03. Save Me
04. Myself
05. Irresistible
06. Thursday Night
Line-up:
Nicolas Nannen – Vocals
Tim Schneider – Guitar
Marcel Schneider – Guitar
Alexander Gottschalk – Bass
Oliver Skrodzki – Drums
Weitere Infos:
kostenloser Download der EP bei Bandcamp
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