Geschrieben von: Klaus Saalfeld
Band: Bells And Ravens
Album: What Death Cannot End
Genre: Heavy Metal
Plattenfirma: Independent
Veröffentlichung: 22.07.2022
BELLS AND RAVENS ist seit 2018 das Baby von ex-Contracrash Mastermind Matt Carviero, der bereits auf seinem Debüt-Album „In Our Blood“ (2020) gezeigt hat, wo für ihn die Prioritäten liegen, nämlich wuchtige Riffs, große Refrains, bombastische Arrangements und ausufernde Instrumentalparts. Für sein Zweitwerk hat sich der süddeutsche Gitarrist prominente Unterstützung in Person von u.a. Zak Stevens (Savatage, Circle II Cirlce), Tim „Ripper“ Owens (ex-Judas Priest, ex-Iced Earth) und Tommy Laasch (Chinchilla) an Bord geholt. Gewidmet ist „What Death Cannot End“ übrigens dem an diesem Album beteiligten und leider inzwischen verstorbenen Drummer Claudio Sisto (u.a. ex-Mystic Prophecy, Goblin’s Blade).
Das Album startet mit „Your Last Sacrifice“, einem symphonisch angehauchten Midtempo Song, der nicht nur dank des Gesangs von Tommy Laasch an Avantasia erinnert. Der verspielte Mittelpart trägt leicht progressive Züge, während gegen Ende der Symphonic Anteil zunimmt. Das folgende „The Headless Horseman“ geht deutlich härter zu Werke und erinnert an Judas Priest in der Non-Halford Phase. Passenderweise hat Matt Carviero den damaligen Priest Sänger Tim „Ripper“ Owens für diese Nummer gewinnen können. Und obwohl dies einer der metallischsten Songs auf der Scheibe ist, werde ich mit diesem Track nur sehr schwer warm, daran vermag auch die starke Leistung des Rippers nichts zu ändern. Ob das an der leicht obskuren Orchestrierung oder an den fehlenden Hooks liegt, vermag ich nicht zu entscheiden.
Wo wir gerade bei den Sängern sind, mit der Auswahl seiner Barden hat Matt Carviero definitiv eine ausgezeichnete Wahl getroffen, wie das folgende „Scourge Of The Seven Seas“ eindrucksvoll bestätigt, denn einen besseren Sänger als Zak Stevens hätte er für diese opulent-epische Nummer nicht finden können. Nicht von ungefähr erinnert der Track – der zu Beginn Teile von Wagner’s „Der fliegende Holländer“ enthält – an selige Savatage zu „Wake Of Magellan“-Zeiten. Auf „Martyrs & Illusionists (Victory), Pt. I wählt Mastermind Carviero einen neoklassischen Ansatz, ohne jedoch in Malmsteensche Highspeed-Sphären abzudriften. Die Tempowechsel sowie das ausgiebige Instrumental Intermezzo sorgen für zusätzliche Abwechslung.
Wenn „Zone Of Pain“ so etwas wie der Prog-Song des Albums ist, dann bewegt sich „Beyond Redemption“ beinahe schon Richtung Melo-Death, zumindest wenn man das Wechselspiel aus cleanen Vocals und Growls (von Traitor Shouter Andreas Mozer) als Maßstab nimmt, auch wenn vor allem der Solopart eher bombastisch ausgefallen ist. „Dishonored“ startet mit unerwartet akustischen Gitarrenklängen, ehe nach etwas anderthalb Minuten der Metal zurückkehrt und sich die Waage abermals gen Avantasia neigt. „Master Of My Fate“ ist ein klassischer, verschleppter Metal Track mit äußerst eingängigem Refrain, der definitiv zu den Highlights des Albums gezählt werden muss.
„1773“ ist eine instrumentale Metal Adaption eines klassischen Stücks, basierend auf dem ersten Satz von Mozart’s 25. Symphonie, bei dem Matt Carviero eine kleine Kostprobe seines musikalischen Könnens präsentieren kann. Abgeschlossen wird das Album mit dem knapp achtminütigen „Martyrs & Illusionists (Home), Pt. II“, einen episch-balladesken Track, der mit all seiner Opulenz durchaus auch ein vergessener Savatage Song sein könnte. Und obwohl Tobias Hübner am Mikro einen guten Job abgeliefert hat, stellt man sich natürlich unweigerlich die Frage, wie die Nummer wohl mit Zak Stevens geklungen hätte.
Matt Carviero hat mit seinem BELLS AND RAVENS Projekt abermals ein starkes, virtuoses Album abgeliefert, dass einige Zeit für sich beansprucht, um sein Potential vollends zu entfalten. Wer nur mal eben auf der Suche nach ner schnellen Nummer (im Sinne von kurz und eingängig) ist, wird mit „What Death Cannot End“ so seine Probleme bekommen. Bleibt nur zu hoffen, dass es die Songs irgendwann einmal auf die Bühnen dieser Welt schaffen.
Von mir gibt es 8 von 10 Hellfire-Punkten.
Trackliste:
- Your Last Sacrifice
- The Headless Horseman
- Scourge Of The Seven Seas
- Martyrs & Illusionists (Victory), Pt. I
- Zone Of Pain
- Beyond Redemption
- Dishonored
- Master Of My Fate
- 1773
- Martyrs & Illusionists (Home), Pt. II
Line Up:
Matt Carviero: Gitarre, Keyboards, Orchestra Programmings, Bass (Track 7, 8)
Weitere Musiker:
Tommy Laasch: Gesang (Track 1, 7)
Tim „Ripper“ Owens: Gesang (Track 2, 8)
Zak Stevens: Gesang (Track 3)
Selin Schönbeck: Gesang (Track 4)
Jürgen Volk: Gesang (Travk 5)
Tobias Hübner: Gesang (Track 6, 10), Backing Vocals (Track 6)
Andreas Mozer: Gesang (Track 6)
Julian Scott: Gitarren-Solo (Track 1)
Thomas Schmeer: 2. und 4.Gitarren Solo (Track 6)
Roberto Palacios: Bass
Claudio Sisto (R.I.P.): Drums
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