Mit dem Hellfire Quick5 Interview versuchen wir dem Leser möglichst interessante Infos aus den Musikern rauszukitzeln, ohne dass sie sich seitenlangen Fragen/Antworten hingeben müssen.
Wir vom Hellfire bemühen uns, (mehr oder weniger) kurz und prägnant im Rahmen von 5 Fragen zu agieren (manchmal kann eine Frage auch gedoppelt oder getrippelt sein); dem Musiker obliegt es, nach seinem Gutdünken zu antworten: kurz und knapp bis hin zu ausschweifend und umfangreich.
Heute sprechen wir mit Jennifer Haben, Sängerin der deutschen Symphonic Metal Band BEYOND THE BLACK, deren neues Album „Heart Of The Hurricance“ am 31.08.2018 erscheinen wird (das Review findet ihr HIER).
HF: Zunächst mal Glückwunsch zu eurem rundum gelungenen neuen Album. Ich muss gestehen, dass ich aufgrund der – sagen wir mal leicht übertriebenen – Promo-Ankündigung skeptisch war, ob ihr vom Härtegrad her wirklich eine Schippe drauf gepackt habt. Und auch wenn ich die „pulverisierenden Blastbeats“ wohl überhört haben muss, habt ihr neben etlichen sehr knackigen Riffs und gelegentlichen Growls mit „Freedom“ den bislang wohl härtesten Song eurer noch jungen Bandhistorie aufgenommen. War dies eine bewusste Reaktion auf die Kritiken, die euch zu poppig fanden oder einfach eine Folge des neuen Line Up’s?
JH: Zunächst einmal: Vielen Dank!
Dass das Album härter klingt war definitiv eine Folge des neuen Line Up’s und trotzdem im weitesten Sinne auch eine Reaktion auf Kritiken unserer Fans, insofern, dass wir auf der Bühne immer mit den Reaktionen unseres Publikums konfrontiert sind und somit auch selbst wieder beeinflusst werden. Klar macht es uns manchmal besonders Spaß hier und da mal so richtig die Sau raus lassen zu können ;). Somit war es definitiv ein Wille der Jungs wie auch mir das noch weiter auszubauen.
HF: Apropos Line Up, nach eurem letzten Album „Lost In Forever“ kam es ja zu einem kompletten Austausch der Instrumental Fraktion. Wie kamen die neuen Mitglieder zu Beyond The Black und gab es irgendwelche speziellen „Kriterien“, nach denen die Musiker ausgewählt wurden?
JH: Chris, Kai und Tobi habe ich über nen Freund kennengelernt, weshalb die 3 glücklicherweise auch alle aus der gleichen Gegend kommen, sich demnach vorher schon kannten und es mit den Proben nun einfacher ist. Stefan haben wir bei der Audition kennengelernt, die 2016 in Berlin stattgefunden hat. Das aller Wichtigste – neben der musikalischen und der persönlichen Komponente – war mir, dass die Jungs wirklich Bock haben! BTB ist nach wie vor eine Band, die viel Investition bedeutet. Wir dürfen unglaublich viel Erleben, aber das bedeutet auch, dass man Opfer bringen muss. Wir haben von Anfang an sehr offen und transparent über jegliche Dinge gesprochen und jeder der verbliebenen Jungs war und ist bereit dazu und steht mit mir zusammen auf dem Gas! 😉
HF: Besagter Promo war zudem zu entnehmen, dass die Arbeiten an „Heart Of The Hurricane“ weitaus produktiver gewesen sein sollen als bei den Vorgängeralben. Heisst das, es existiert noch weiteres Material aus den Aufnahmesessions? Falls ja, nach welchen Kriterien habt ihr die Songs fürs Album letztlich ausgewählt und was passiert mit den übrigen Songs?
JH: Es gibt noch einige weitere Songideen, von denen ich mir definitiv vorstellen kann, dass sie für zukünftige Alben nützlich sein können 😉 Ich glaube, dass sowas immer eine Bauchentscheidung ist. Catcht der Song einen oder nicht. Ob das nun ein Song ist, der nach vorne geht und man schon jetzt richtig Bock drauf hat, ihn bald live zu spielen – wie z.B. bei „Hysteria“ – oder ob es ein Song ist, der für dich persönlich einfach einen besonderen Wert hat – wie, in meinem Fall, „Escape from the Earth“. Innerhalb der Band gab es da ab und zu natürlich auch mal Unstimmigkeiten, was das betraf. Generell glaube ich aber, dass alle ziemlich stolz auf das Endergebnis sind – ich bin es zumindest!
HF: Einige Stücke behandeln sehr düstere Themen („Escape From The Earth“, My God Is Dead“, „Dear Death“). Sind dies Dinge, die euch in irgendeiner Form persönlich berühren/betreffen oder fungiert ihr einfach als „Geschichtenerzähler“? Und gibt es einen Song auf „Heart Of The Hurricane“, der euch besonders am Herzen liegt und warum?
JH: Ich würde uns nicht als „Geschichtenerzähler“ betiteln, mehr als Begleiter von Menschen, die so etwas erleben. Es ist nicht leicht für mich das richtig rüberzubringen, aber ich bin ein Mensch mit extremen Emotionen und liebe es mich im Studio in die glücklichsten, wie auch die düstersten Situationen hineinzuversetzen. Auch weil ich weiß, dass es viele Menschen da draußen gibt, die genau durch so etwas hindurch müssen.
Das ist auch der Grund, weshalb mir „Escape from the Earth“ so am Herzen liegt. Es beschreibt eine Situation, in der ich nicht war und in der ich auch hoffentlich nie sein werde und zwar, dass man von allen verlassen wurde, die man geliebt hat und keine Lust mehr hat zu leben – einfach nur noch sterben möchte. Ich bin ein großer Familienmensch und brauche Harmonie und Liebe zum Leben. Als ich aber im Studio stand, um den Song einzusingen,habe ich mir genau diese Situation vorgestellt und vom ersten bis zum letzten Wort durchgesungen. Da das Instrumental selbst schon so eine extreme, intime Dramatik in sich hat, hat mich das noch mehr mitgenommen. Ich habe mich schon beim ersten Take so in diese Emotion hineingesteigert, dass ich nach den letzten Worten „to leave my life in the end“, wo plötzlich Stille eintritt und die Glocken läuten, komplett wie versteinert da stand…als hätte ich alles in mir aus mir heraus gesungen.
Ich glaube, das war einer der extremsten Momente meiner Recording-Laufbahn, den ich so schnell nicht mehr vergessen werde.
Ich weiß, dass es viele Menschen gibt, die unsere Musik hören und sich dadurch gestärkt oder auch einfach nicht alleine fühlen. Wir bekommen häufig Nachrichten darüber oder bei Konzerten sprechen wir oft mit solchen Menschen. Wenn es auch nur einem hilft, sind wir glücklich.
HF: Ihr seid mehrfach in Wacken aufgetreten, habt erfolgreiche Tourneen im In-und Ausland absolviert und für Größen wie den Scorpions, Aerosmith und Saxon eröffnet. Wenn ihr ein besonderes Highlight nennen müsstet, was wäre das und warum? Und welche Ziele, die ihr unbedingt erreichen wollt, setzt ihr euch für die nächsten Jahre?
JH: Es gab so unheimlich viele Highlights für uns in diesen 4 Jahren BTB-Geschichte! Es ist für mich schlicht und einfach nicht möglich eins herauszupicken, auch wenn ich es immer wieder versuche. Wacken ist sowas wie unsere zweite Heimat und zu einem Highlight jeden Jahres geworden. Einmal nach Japan zu kommen war schon immer ein Traum für mich, der in Erfüllung gegangen ist! Support für Scorpions, Aerosmith etc gewesen zu sein, war damals einfach unfassbar! Und nun folgt sogar noch ein weiteres großes Hightlight für uns, wovon ich aber leider noch nichts erzählen darf. Irgendwie scheint das nicht aufzuhören, deshalb würde ich sagen, wir machen weiter wie bisher. Wir überzeugen so viele Leute, wie geht, von unserer Musik, tragen Kraft und auch Spaß hinaus in die Welt und hoffen, dass wir noch lange auf den Bühnen dieser Welt performen dürfen!
HF: Ich bedanke mich für das Interview und wünsche euch weiterhin alles Gute!
JH: Sehr gerne! Und danke!
Interview: Klaus Saalfeld
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