
© Bikini Beach
Geschrieben von Mathias Keiber
Band: Bikini Beach
Album: Cursed
Genre: Garage Punk
Plattenfirma: La Pochette Surprise
Veröffentlichung: 07.02.2025
Die meisten Bands lerne ich über ein Album kennen, andere über einen Liveauftritt. Bikini Beach gehören in die zweite Kategorie. Zum ersten, bislang einzigen, aber bestimmt nicht letzten Mal sehe ich das Trio aus Konstanz letzten Sommer auf dem Blackdoor-Festival bei Passau. Naja, sehen trifft es nicht wirklich. Bikini Beach erlebt man. Die Band geht dermaßen energisch, geradezu angriffslustig zu werke, dass es – mir und den meisten anderen – ganz und gar unmöglich ist, dabei stehen zu bleiben. Stattdessen wird abgekaspert, was das Zeug hält. Der Auftritt macht so viel Spaß, dass ich mich frage: Ob die Band diese Energie auf Platte einfangen kann? Ich bin zugegebenermaßen skeptisch. Weil das eben oft nicht gelingt.
Ein halbes Jahr später erreicht mich nun das neue Album der Band. Und zu meinem Erstaunen stelle ich fest: Auch auf Platte vermögen es Bikini Beach, sprichwörtlich Bäume auszureißen. Doch nicht nur das. Streckenweise klingt die Band heavier, als ich sie in Erinnerung habe, zum Beispiel im schwermetallischen Titelsong: ein so simples wie böses Riff, dazu Snaredrumbeats wie Peitschenhiebe, während Bassistin und Sängerin Lotti mit mit einer Coolness croont, die man gehört haben muss – ein bärenstarker Auftakt!
Ganz so heavy sind nicht alle der folgenden Songs, ähnlich unterhaltsam aber schon. Was auffällt: Die keine drei Minuten langen Stücke haben alle einen erkennbar eigenen Charakter, keines gleicht wirklich dem anderen – was für ein tief im Punk verwurzeltes Album doch recht bemerkenswert ist. Gründe hat die Vielfalt einige, Einflüsse von Stoner Doom bis Surf Rock etwa. Der klare Star der Show ist jedoch die Wandelbarkeit von Lottis Stimme: mal haucht sie, mal faucht sie, mal kommt sie rüber wie eine auf Krawall gebürstete Inga Humpe. Dabei wirkt der Gesang zu keiner Sekunde aufgesetzt, sondern durch und durch authentisch.
Mein persönliches Highlight: Ein Song von Bikini Beach ist mir seit ihrem Auftritt auf dem Blackdoor in Erinnerung geblieben, obwohl ich ihn nur ein einziges Mal und seitdem nie wieder gehört hatte. Bis er mir hier wieder begegnet ist. Ich habe ihn sofort wiedererkannt: „What is wrong with me? What is inside of me?“ Die Antwort gibt’s im Refrain des völlig phänomenalen „Family“ – einen Song, den man so schnell nicht vergisst und ständig wieder hören will.
8 von 10 Hellfire-Punkten.
Tracks:
01 Birth of the Curse 00:53
02 Cursed 02:33
03 Last Words 02:02
04 I Feel 02:09
05 Family 02:04
06 Liar Liar 02:31
07 Until you die 01:53
08 Blue 02:23
09 Miles from my Mind 02:58
10 Beg for Mercy 02:38
11 Introvert 02:06
12 1986 01:02
13 Cursed Century 02:44