Band: Blind Guardian
Album: The God Machine
Genre: Power Metal / Heavy Metal
Plattenfirma: Nuclear Blast
Veröffentlichung: 02.09.2022
Ohne Frage sind es Blind Guardian immer wert, dass man ein neues Album der Krefelder aus mehreren Ecken beleuchtet; sprich: dass wir vom Hellfire ein Crossfire Review machen.
„The God Machine“ hatte schon im Vorfeld jede Menge Gesprächsstoff gebracht, so dass das erste Hören des Neulings gehörig für Anspannung sorgte.
Klaus Saalfeld:
Sieben Jahre haben sich BLIND GUARDIAN Zeit gelassen, um einen Nachfolger für „Beyond The Red Mirror“ einzuspielen, und das Warten hat sich definitiv gelohnt. War die 2015er Scheibe vergleichsweise sperrig und verkopft ausgefallen, präsentieren sich die blinden Wächter auf „The God Machine“ deutlich Riff basierter, direkter und packender. Ich würde zwar nicht so weit gesehen zu behaupten, sie würden sich bewusst an Erfolgsalben wie „Tales From…“, „Somewhere…“ und „Nightfall…“ orientieren, aber eine gewisse Affinität zu den ersten sechs Alben lässt sich nicht leugnen.
Der Einstieg von „Deliver Us From Evil“ wirkt zwar noch ein wenig verspielt, doch schon bald packen die Krefelder ganz Old-School mäßig die Speed/Power Metal Keule aus, bevor das Ganze in einem gewohnt mehrstimmigen Chor mündet und auch der eine oder andere ruhigere Part eingeschoben wird. Auch „Damnation“ drückt ordentlich aufs Gas und bildet in den Strophen einen schönen Kontrast zum beinahe wehmütigen, opulenten Refrain. Das getragene „Secrets Of The American Gods“ geht dank Orchestrierung deutlich pompöser zu Werke und könnte ohne weiteres aus der „Imaginations…“ Phase der Band stammen.
Mit dem energiegeladenen Stampfer „Violent Shadows“ packen die Guardians wieder ein fettes Riff Brett aus, während das überwiegend schleppend verlaufende „Life Beyond The Spheres“ die progressivere Seite der Band repräsentiert.
Beim recht düsteren „Architects Of Doom“ wechselt die Band geschickt zwischen Speed Metal und erhabenen Passagen, wobei erstgenannte eindeutig die Oberhand behalten. Wenn es auf „The God Machine“ einen Track gibt, mit dem ich – zumindest anfangs – ordentlich gehadert habe, dann ist es die Ballade „Let It Be No More“. Auch wenn ich den Text, in dem Hansi Kürsch den Tod seiner Mutter verarbeitet, aufgrund gleicher Erfahrung als meinen persönlichen Favoriten ausmachen würde, benötigt die musikalische Umsetzung ein wenig Zeit, um zu wachsen und letzten Endes doch noch zu überzeugen.
Das wunderbar garstige „Blood Of The Elves“ geht dagegen mit leichtem Vorsprung als härtester Song des Albums über die Ziellinie. Das finale „Destiny“ ist das vielleicht am ungewöhnlichsten strukturierte Stück, versehen mit einigen progressiven Versatzstücken und fast schon Queen artigen Chören. Verglichen mit dem Rest der Trackliste wirkt diese Nummer zwar deutlich sperriger, bleibt aber gerade deshalb vom ersten bis zum letzten Ton interessant.
Auch wenn BLIND GUARDIAN keinen wirklichen Schwachpunkt in ihrer Diskographie aufweisen, ist „The God Machine“ für mich die beste Scheibe seit „Nightfall In Middle Earth“, daher gibt es von mir verdiente 9 von 10 Hellfire Punkten.
Mathias Keiber:
Als jemand, der Anfang der Neunziger durch Iron Maiden dem Metal verfallen ist, war mein Weg zu Blind Guardian natürlich nicht weit. Und was in den Neunzigern von den Jungs aus Krefeld kam, fand ich generell gut. Danach wurde es mir aber entschieden zu bombastisch, zu kitschig. Dementsprechend skeptisch auch meine Erwartungshaltung an die neue Platte, „The God Machine“. Nun muss ich aber zugeben, dass ich angenehm überrascht bin. Meine Schmerzgrenze in puncto Kitsch wird zwar öfter mal angekratzt, überschritten wird sie aber nur mit der — sorry, Fans! — scheußlichen Power-Ballade „Let it be no more“.
Ansonsten gibt es hier sehr Vieles, an dem ich großen Gefallen finde: Die Riffs und Leads der Herren Olbrich und Siepen zum Beispiel, darunter die unablässigen Doppelbass-Gewitter von Drummer Frederik Ehmke, darüber der mitreißende Gesang Hansi Kürschs — außer wenn er per Kopfstimme versucht, Höhen zu erreichen, die nicht die seinen sind.
Generell sei gesagt: Dass Blind Guardian absolute Profis sind, steht außer Frage. Und dass sie mit jedem Album künstlerisch wahrscheinlich genau das erreicht haben, was sie erreichen wollten, stelle ich auch nicht in Abrede.
Nur hat mir vieles davon in den letzten 20Jahren eben nicht gefallen. Und deshalb sage ich: „The God Machine“ ist ihr bestes Album seit „Nightfall“. 8 von 10 Hellfire-Punkten.
Manuela Walther:
Blind Guardian The God Machine Perfectly unites heaviness, epic Arrangements and majestic melodies…
Ich habe mir die Vinyl gegönnt 2 LPs mit drei Bonus Tracks & 24 seitigem Booklet. Die Fotos auf den Platten sind sehr hochwertig und mit Bedacht ausgewählt. Das Booklet kommt sehr hochwertig an, die Fotos sind episch. Für mich ist das beste Album 2022, ich bin total geflasht ….
Am Anfang dachte ich, wow, ein ganz neuer Stil …. Betont rockiger, die Stimme von Hansi wird immer ausdrucksstärker…. Am Schluss war es für mich ein episches, mega gefühlvolles und dennoch rockiges Album.
Meine Favoriten sind “Blood of the Elves”, “Destiny” und “Let it be no More” ( Heavy Vocals).
Verdiente 10 von 10 Hellfire Punkten.
Jürgen Both:
Nachdem BLIND GUARDIAN ihre Orchesterplatte „Legacy Of The Dark Lands“ 2019 endlich fertig gestellt hatten (nach 25 Jahren) stand ihnen wohl der Sinn nach einem neuen Album, das nicht so überladen wie „Beyond The Red Mirror“ (2015) klingen sollte.
Die Rückkehr zum Stil der 80/90er Jahre ist vielleicht etwas hochgegriffen, ihre neue CD tendiert eher in die Richtung „A Night At The Opera“ (2002).
Es hört sich auf jeden Fall organischer, etwas härter und besser hörbar an als zuletzt. Simple Lieder wie „Mirror, Mirror“ oder „Valhalla“ wird man bei ihnen nicht mehr finden, aber Songs wie „Deliever Us From Evil“ oder „Blood Of The Elves“ machen Laune und eignen sich zum Mitsingen/Headbangen. Das Tempo wurde streckenweise auch angezogen („Violent Shadows“)
Natürlich gibt es auch längere verschachtelte Nummern, wie man es von BLIND GUARDIAN gewohnt ist mit Orchesteruntermalung („Sectrets Of The American God“, „Architect Of Doom“, „Destiny“). Aber im Großen und Ganzen ist das hier eine Produktion, die auch Fans der ersten Stunde begeistern könnte. In dieser Richtung sollte es weitergehen! 9 von 10 Hellfire Punkten.
Jörg Schnebele:
Blind Guardian haben irgendwie immer einen „Sonderstatus“ bei ihren Fans eingenommen. Selbst, wenn die Krefelder mal ein Album veröffentlicht haben, was nicht so ganz den Erwartungen entsprochen hat, gab es nie wirklich Kritik.
Ich selbst fühle mich den Veröffentlichungen von Blind Guardian bis „Nightfall“ am wohlsten, obwohl ich jedem weiteren Album auch positive Seiten abgewinnen konnte. Es wurde halt etwas komplizierter, da komplexer. Während die ersten Alben gleich beim ersten Hören ins Ohr und ins Hirn gingen, waren Veröffentlichungen wie „Beyond The Red Mirror“ arbeitsintensiver für mich; brauchten ein mehrmaliges Durchhören, bis sich die Tracks festsetzten.
Um ehrlich zu sein, hatte ich ein Album nach „altem“ Stil gänzlich abgehakt. Als nun Wochen vor der Veröffentlichung die Gerüchteküche brodelte, dass Blind Guardian wieder härter und schneller zur Sache gehen würden, hat mich das vorsichtig optimistisch gestimmt.
Dementsprechend aufgeregt war ich dann, als das Album vorlag und das erste Mal seine Runden im Player machte.
Während die ersten zwanzig Sekunden von „Deliver Us From Evil“ noch sehr proglastig durch die Boxen kommen und mich ernüchternd auf den vermeintlichen Boden der Tatsachen zurückholten, geht’s dann erfreulicherweise richtig ab! Unglaublich, hammermäßig!!! Hier geht der Song direkt beim ersten Mal wieder ins Ohr und offenbart, dass Blind Guardian Geschwindigkeit gepaart mit geilsten Gesangsmelodien immer noch draufhaben.
Genauso sieht es bei „Damnation“ aus.
„Secrets of the American Gods” geht mal einen Gang zurück und gibt den Vocals extrem viel Platz; das Stück hätte durchaus auf der „Nightfall“ stehen können.
„Violent Shadows” galoppiert wieder los und lässt Erinnerungen an „Somewhere Far Beyond“ aufkommen.
„Life Beyond the Spheres” schlägt eine Brücke zu „Beyond The Red Mirror“ und macht deutlich, dass die Jungs durchaus hinter ihren letzten Veröffentlichungen stehen, und die über Jahre eingeschlagene Entwicklung kein Weg in eine Sackgasse war.
„Architects of Doom” lässt “Tales From Twilight World” Vibes aufkommen, klasse!
“Let It Be No More”, eine epische Ballade, die erahnen lässt, dass das Publikum zukünftig genauso gänsehautmäßig mitgrölen wird, wie beim „Bard Song“.
„Blood of the Elves” tritt noch einmal gehörig aufs Gaspedal, ist so brutal, dass man befürchten muss, dass die Jungs es live kaum so hinbekommen werden.
Den Abschluss des regulären Albums macht „Destiny“, welches mir persönlich (wieder) einen Tick zu proglastig ist; die Tempi Wechsel machen den Song bei weitem weniger eingängig, als der Rest des Albums und markiert meinen persönlichen „Tiefpunkt“ des Albums. Dies ist allerding Jammern auf gaaaanz hohem Niveau.
Resümierend bin ich froh, dass Blind Guardian mit „The God Machine“ wieder ein Album abgeliefert haben, welches für mich auf gleicher Stufe steht, wie die von mir so geliebten ersten sechs Alben. Somit ist bei mir die nächsten Wochen Dauerrotation angesagt und ich gebe „The God machine“ 9,5 von 10 Hellfire Punkten.
Daraus ergibt einen Crossfire-Durchschnitt von 9,1 von 10 Hellfire Punkten.
Tracklist:
01 Deliver Us from Evil
02 Damnation
03 Secrets of the American Gods
04 Violent Shadows
05 Life Beyond the Spheres
06 Architects of Doom
07 Let It Be No More
08 Blood of the Elves
09 Destiny
Bonustracks (CD Digipack, DoLP, DoCD Earbook)
10 Life Beyond the Spheres (Cyber Mix Bonus)
11 Destiny (Lead Guitar Version Bonus)
12 Let It Be No More (Heavy Vocals Bonus)
Mehr Infos:
https://www.facebook.com/blindguardian