Geschrieben von: Klaus Saalfeld
Band: Borealis
Album: Illusions
Genre: Melodic Power Metal
Plattenfirma: AFM Records
Veröffentlichung: 07.10.2022
Viereinhalb Jahre haben die Kanadischen Melodic Power Metaller BOREALIS auf ihr fünftes Studiowerk “Illusions” warten lassen. Dabei wurden einige Songs bereits im Jahr 2019 geschrieben, aber Corona sei Dank hatten die Nordamerikaner unverhofft viel Zeit, die Stücke zu perfektionieren. Dabei greift “Illusions” gewissermaßen die Geschichte seines Vorgängers “The Offering” auf, spielt die Handlung des neuen Albums doch einige Jahre später. Sie handelt von Geschichten und Erfahrungen der Kinder, die die traumatischen Geschehnisse auf “The Offering” miterleben mussten. Neu mit an Bord ist auch der Komponist und Multiinstrumentalist Vikram Shankar (Silent Skies, Redemption, Lux Terminus), der hinzugezogen wurde, um alle Orchester- und Synthesizer Elemente für das Album zu komponieren.
Wirkte “The Offering” trotz aller Klasse hier und das vielleicht ein wenig hektisch, so geht “Illusions” ein Stück weit geradliniger zu Werke, die Songs kommen trotz mancher Überlänge direkter auf den Punkt (siehe “My Fortress”), ohne jedoch die Instrumentalisten in ihren Entfaltungsmöglichkeiten einzuschränken, beispielsweise beim vorab veröffentlichten “Pray For Water”, dass für mich wie eine Mischung aus Savatage und Symphony x klingt. Ein wenig Mut zum Risiko beweisen die Kanadier mit der atmosphärischen Ballade “Burning Tears”, auf der sich Frontmann Matt Marinelli ein Duett mit der britischen Sängerin Lynsey Ward liefert. Mutig deshalb, weil der Track fast ausschließlich von Synthies geprägt ist, Gitarren sucht man hier vergebens.
Wesentlich gehaltvoller gestalten sich die nachfolgenden Stücke “Believer” und “Light Of The Sun”. Beide Songs warten einerseits partiell mit Double Bass Passagen auf, wechseln andererseits immer wieder geschickt Tempo und Stimmung und bauen zudem auf einschneidende Hooks, denen man sich in Verbindung mit der tadellosen Leistung Marinellis nicht entziehen kann. Mit “Face Of Reality” folgt eine weitere Ballade, die im Gegensatz zu “Burning Tears” aber über genügend Drive verfügt, den Hörer nachhaltig zu packen. Während “Bury Me” in Teilen an den zuvor erwähnten Doppelpack erinnert, nur um diesen in Sachen Bombast noch zu toppen, kommt “Abandon All Hope” trotz einiger elektronischer Sound-Spielereien wieder direkt auf den Punkt.
Das Beste kommt bekanntlich zum Schluss, so ist es auch bei BOREALIS. Mit dem elfminütigen Track “The Phantom Silence” ziehen die Kanadier nicht nur noch mal sämtliche Register ihres Könnens, sie wandeln auf den Spuren von Bands wie Avantasia, Savatage oder Nightwish. Ein großartiger Song, der für mich auf einer Stufe mit dem genialen “The Ghost Of Innocence” vom Vorgängeralbum steht.
Im Grunde haben BOREALIS nicht nur inhaltlich den roten Faden von “The Offering” wieder aufgenommen, sondern das Ganze auch musikalisch auf ihre ureigenste Art weiterentwickelt, auch wenn ich “Burning Tears” als einzigen kleinen Schwachpunkt des Albums sehen würde. Die übrigen Songs auf “Illusions” sind es definitiv Wert gehört zu werden, wenn man es denn mit dieser Art des Metal hält. Ich drücke den Jungs auf jeden Fall die Daumen, dass sie früher oder später den Sprung über den großen Teich schaffen.
Von mir gibt es 8 von 10 Hellfire Punkten.
Trackliste:
- Illusions feat. Christine Hals
- Ashes Turn To Rain
- My Fortress
- Pray For Water
- Burning Tears feat. Lynsey Ward
- Believer
- Light Of The Sun
- Face Of Reality
- Bury Me
- Abandon All Hope
- The Phantom Silence
Line Up:
Matt Marinelli: Gesang, Gitarre
Ken Fobert: Gitarre
Aiden Watkinson: Bass
Sean Dowell: Drums
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