Borknagar – True north

© Borknagar

 

Geschrieben von Marco Gräff
Band: Borknagar
Album: True north
Genre: Progressive Black Metal
Plattenfirma: Century Media
Veröffentlichung: 27.09.2019

 

„Winter thrice“ war 2016 mein persönliches Album des Jahres. Das zehnte Album der norwegischen Progressive Black Metal Band BORKNAGAR war schon fast in allen Belangen perfekt. Da hat es natürlich ein mögliches Nachfolgewerk immer schwer sich zu steigern. Ob der Band das mit TRUE NORTH, der neuen Platte der Norweger, klappt?

Nun, im Vorfeld machte schon der Weggang von Sänger Andreas „Vintersorg“ Hedlund Schlagzeilen. Seit seinem Einstieg mit dem 2001er Werk „Empiricisim“ entwickelten sich BORKNAGAR stetig weiter, wurden epischer und progressiver. Sein charismatischer Gesang, vor allem die Clean Vocals, sollten bald zum Aushängeschild der Band werden.

Nun liegt es an Simen „ICS Vortex“ Hestnæs diese Lücke zu füllen, und ganz ehrlich, ich vermisse „Vintersorg“ nicht ein bisschen. Bei allem Respekt, und ich verneige mich vor der Leistung des geschiedenen Sängers, Hestnæs macht es mindestens genauso gut. Dabei vergessen die meisten, das ICS Vortex nicht nur bei ‚Dimmu Borgir‘ gesungen hat, nein, von 1997 bis 2000 war er schon einmal Chefsänger und ist auch seit 2010 wieder mit an Bord.

Und doch klingen die Songs erst mal nicht grundsätzlich anders als noch auf dem Album zuvor. Glücklicherweise hat man den Stil beibehalten, stellenweise um mehr Folkelemente erweitert. Und noch eines fällt auf. Neben dem verstärkten Einsatz der Keyboards (insbesondere des Hammondorgel Sounds), waren noch nie so viele Clean Vocals im Einsatz. Ganze drei Lieder kommen sogar ganz ohne Growls oder sonstigem „bösen“ Gesang aus. Dabei toppt der zweite Song UP NORTH alles andere auf dem Album. Was für eine Granate. Wer ICS Vortex kennt und seinen Gesang liebt, wird hier Gänsehaut bekommen. Nie klang er besser.

Doch fangen wir vorne an. Nach einem leisen, entfernt klingenden Donnergrollen, knallt THUNDEROUS sofort hymnenhaft aus den Boxen, es wird episch und typisch BORKNAGAR. Und das Simen Hestnæs beide Gesangsstile perfekt beherrscht, darf er ausführlich beweisen. Die Riffs sind zeitlos, die Melodien wahre Ohrwürmer. Ein grandioser Einstieg in ein geniales Album. Und mit UP NORTH folgt das Highlight schlechthin auf dem Fuße. Vielleicht etwas überraschend, nur in klaren Tönen zu singen (abgesehen von einem spitzen, durch Mark und Bein gehenden Schreis), kaum Black Metal Raserei, dafür viele Orgelklänge, melodisch bis zum Anschlag und ein Refrain der mitreißt. Und ab Minute 2:13 überkommt den Autor hier die Gänsehaut. Genial, diese Stimme!

Mit THE FIRE THAT BURNS geht es dann wieder zurück in die gewohnte und bekannte Richtung. Die erste Singleauskopplung hat ein schickes Video spendiert bekommen. Ein rundum gelungener Song, der ruhige und laute Momente geschickt vereint und sehr gut verdeutlicht, was eben diese Band momentan so besonders macht. Und erneut muss ich die stimmliche Leistung von ICS Vortex hervorheben. LIGHTS schaltet wieder einen Gang zurück, ohne dabei an Ausdruck und Intensität zu verlieren.

Ganz andere Töne werden dann bei WILD FATHER’S HEART angeschlagen. Einer Ballade gleich und nur mit Clean Vocals vorgetragen wird es melancholisch emotional. MOUNT RAPTURE sorgt aber dafür, dass wir uns nicht in Sehnsucht verlieren und holt uns mit hartem Gesang, erneut viel Orgelklängen und scharfen Riffs zurück in den Moshpit. Ebenso wie INTO THE WHITE, welches lediglich etwas melodischer und getragener daherkommt.

TIDAL ist mit 9:32 das längste Stück der Platte, und dürfte auch der längste Song sein, den BORKNAGAR je geschrieben haben. Ein wahres Epos das all das vereint was diese Band so besonders macht. Harsche Momente, nordischer Black Metal, epische Passagen und ganz viel Harmonie und Melodie. Ein Aushängeschild der Band! Und da die Norweger die Abwechslung so offensichtlich mögen, überrascht am Ende dann auch nicht mehr der letzte Song VOICES. Und ja, ich wiederhole mich. Aber man kann es nicht oft genug sagen, das was Simen „ICS Vortex“ Hestnæs auf dem Album abliefert ist ganz großes Kino. Diese Powerballade lebt ganz klar vom Gesang und verursacht am Ende noch mal Gänsehaut, ganz auf Borknagar Art.

Mit ihrem elften Album liefern BORKNAGAR eines der bisher besten Alben ihrer Karriere und vor allem in diesem Jahr ab. Es müsste schon mit dem Teufel zugehen, wenn TRUE NORTH nicht ganz vorne in meinen diesjährigen Top Ten zu finden sein wird (obwohl, ein im Oktober kommendes Album rüttelt jetzt schon am Thron). Schon länger besetzen die Norweger ihre ganz eigene Nische zwischen Black, Progressive und Folk Metal, erschaffen wahre Hymnen und mit TRUE NORTH festigen sie einmal mehr ihre Ausnahmestellung. Allein die ersten drei Songs sind es wert das Album zu lieben! So, und nun bitte bald auf Tour kommen!

von mir gibt es 10 von 10 Hellfire-Punkten

 

Tracks:

01 – Thunderous
02 – Up north
03 – The fire that burns
04 – Lights
05 – Wild father’s heart
06 – Mount rapture
07 – Into the white
08 – Tidal
09 – Voices

 

Line-Up:

Øystein G. Brun – Guitars & composition
Lars „Lazare“ Nedland – Keys & vocals
ICS Vortex – Bass & lead vocals
Bjørn Dugstad Rønnow – Drums
Jostein Thomassen – Guitars

 

Weitere Infos:

Facebook
Homepage
Century Media
Instagram

Speichere in deinen Favoriten diesen permalink.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.