Geschrieben von: Klaus Saalfeld
Band: Brainstorm
Album: Midnight Ghost
Genre: Power Metal
Plattenfirma: AFM Records
Veröffentlichung: 08.09.2018
Trotz fast dreißigjährigen Bestehens und elf starken Studioalben im Gepäck zählen BRAINSTORM merkwürdigerWeise nicht zur Speerspitze des deutschen Metal, sowohl kommerziell als auch in der Wahrnehmung der breiten Metal Masse. Warum dies so ist weiß vermutlich nicht einmal der oft zitierte Geier. An der Qualität der Songs liegt es jedenfalls nicht, was die Power Metaller auf ihrer neuen Scheibe erneut eindrucksvoll beweisen. Album Nummer zwölf hört auf den Namen „Midnight Ghost“, und auch wenn es kein Konzeptalbum im klassischen Sinne ist, durchzieht die zehn Stücke thematisch ein leichter roter Faden, und zwar geht es um Ängste, die viele von uns seit Kindheitstagen begleiten wie beispielsweise Monster unter dem Bett oder Geister. Passend dazu gibt es mit „Jeanne Boulet (1764)“ sogar einen historisch basierten Track, der die rätselhaften Vorgänge im südfranzösischen Gévaudan vor etwa 250 Jahren thematisiert, bei denen etwa 100 Kinder, Jugendliche und Frauen einem wilden Raubtier zum Opfer fielen.
„Midnight Ghost“ startet standesgemäß mit einem Volltreffer auf die Kauleisten dieser Welt, ein Power/Speed Nackenbrecher, der lediglich im melodischen Refrain in gemäßigtere Gefilde abdriftet. Viel besser kann man ein Power Metal Album nicht eröffnen. „Revealing The Darkness“ beginnt zwar mit zarten Keyboard Klängen, doch bevor sich romantische Stimmung breit machen kann, holen einen Double Bass und ein geiles Gitarren Lick ganz schnell in die Wirklichkeit zurück. Der Track verfügt über eine Killer Hookline und lechzt förmlich nach Live-Performance.
„Ravenous Minds“ ist neben dem Rausschmeißer „The Path“ sicherlich der Song „radiotauglichste“ Track des Albums. Zwar enthält der Song auch einige starke Riffs, lässt klanglich aber genügend Raum für Background Keyboards. Das nachfolgende „The Pyre“ könnte als metallischer Zwilling des Openers durchgehen, vielleicht sogar noch ne Spur härter und mit dem im Vergleich genialeren Solo. Mit dem bereits erwähnten „Jeanne Boulet (1764) folgt ein weiteres Highlight, eine knapp achtminütige epische Nummer mit recht düsterer Ausrichtung, wechselnden Tempi und einem großartigen Refrain.
„Divine Inner Ghost“ besticht durch einen treibenden Beat, während „When Pain Becomes Real“ und „The Four Blessings“ mit den wohl eingängigsten Refrains des Albums glänzen, insbesondere letzterer animiert durch seine „Ohhoho…“ Chöre zum Mitgröhlen. Verglichen mit diesem starken Doppelpack verblasst der mächtige Groover „Haunting Voice“ beinahe ein wenig, aber auch nur weil Hookline nicht ganz so schnell hängen bleibt. Die Halbballade „The Path“ umschmeichelt die Gehörgänge mit Akustik Gitarren und sanftem Gesang in den Strophen, um mit einer Savatage-mäßigen Überleitung in einen grandiosen Chorus zu münden. Ein großartiger Abschluss für ein starkes Album.
Laut Sänger Andy B. Franck ist Midnight Ghost „das Album, an dem wir uns zukünftig messen lassen wollen“. Recht hat der Mann, denn die neue Scheibe ist verdammt gut geworden, vielleicht sogar ihr bestes Album bisher. Von mir gibt es daher für Genre Fans eine uneingeschränkte Kaufempfehlung. Bleibt nur die Frage, welches Album aus dem süddeutschen Raum den Titel Power Metal Album des Jahres 2018 abgreifen wird, Brainstorm oder die in Esslingen beheimateten Kollegen? Schwierige Entscheidung….
Trackliste:
- Devil’s Eye
- Revealing The Darkness
- Ravenous Minds
- The Pyre
- Jeanne Boulet (1764)
- Divine Inner Ghost
- When Pain Becomes Real
- The Four Blessings
- Haunting Voices
- The Path
Line Up:
Andy B. Franck: Gesang
Torsten Ihlenfeld: Gitarre
Milan Loncaric: Gitarre
Antonio Ieva: Bass
Dieter Bernert: Drums
Mehr Infos:
BRAINSTORM Website
BRAINSTORM auf Facebook
Audio zu „The Pyre“
Video zu „Ravenous Minds“