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Mit dem Hellfire Quick5 Interview versuchen wir für unsere Leser möglichst interessante Infos aus den Musikern rauszukitzeln, ohne dass sie sich seitenlangen Fragen/Antworten hingeben müssen. Wir vom Hellfire bemühen uns dabei, (mehr oder weniger) kurz und prägnant im Rahmen von 5 Fragen zu agieren (manchmal kann eine Frage auch gedoppelt oder getrippelt sein); den Musikern obliegt es, nach ihrem Gutdünken zu antworten: kurz und knapp bis hin zu ausschweifend und umfangreich.
Heute sprechen wir mit Andy Dörner von Caliban, die am 06. April 2018 ihr elftes Studioalbum „Elements“ veröffentlicht haben.
HF: Erst einmal herzlichen Glückwunsch zu eurem neuen Album. Ihr habt auf „Elements“ eine namhafte Gästeschar versammelt. Am auffälligsten ist wahrscheinlich die Zusammenarbeit mit Brian Welch von Korn, was Marc als eine Art wahr gewordenen Kindheitstraum bezeichnet. Wie kam diese Zusammenarbeit zustande und wie nervös wart ihr dabei? Gibt es überhaupt noch Situationen, die euch nervös machen? Oder Bands, wo ihr mehr die aufgeregten Fans seid als entspannte Kollegen?
Andy: Ich danke euch! Das Brian uns seine Stimme geborgt hat, ist für uns alle etwas Besonderes, denn wir alle sind mehr oder weniger mit Korn aufgewachsen. Dass man jetzt jemanden auf seinem Album als Gast hat, den man als Teenager vergöttert hat, ist schon was Geiles!!! Zustande kam das Ganze, als wir letztes Jahr mit Korn in Saarbrücken eine Clubshow gespielt haben und man dort, mehr oder weniger, das erste Mal die Gelegenheit hatte, die Leute „kennenzulernen“…zu dem Zeitpunkt waren wir schon im Schreibprozess von „Elements“ und da gab es auch schon eine Skizze von „Masquerade“ und wir haben gedacht, dass der Song gut zu Brian passen könnte. Marc war es dann, der Brian gefragt hat, ob er sich vorstellen könnte, bei uns auf dem Album Gastvocals zu machen und da Brian unsere Musik eh geil findet, musste er auch gar nicht lange überlegen und hat uns zugesagt…wir haben das natürlich erst geglaubt, als letzten Endes seine Gesangspuren bei uns gelandet sind 😉
Das letzte Mal nervös war ich bei unseren beiden Release Shows in Berlin und Köln…war schon recht „aufregend“, das neue Material zum ersten Mal zu präsentieren, war aber alles geil!!! An dieser Stelle ein riesiges Danke an alle Leute, die mit uns gefeiert haben und uns, auf welche Weise auch immer, supporten!!!
HF: Auch diesmal gibt es, wie auf den letzten Alben, einen deutschsprachigen Song. Ist das eher zufällig oder schon bewusst Tradition geworden? Viele Bands aus Deutschlands setzen rein auf englische Texte, u.a. weil sie, mal abgesehen vom internationalen Publikum, meinen, dass ihre Texte auf Deutsch einen komplett anderen Klang haben oder vielleicht auch sogar albern klingen. Andere setzen die deutsche Sprache nur ausnahmsweise und gezielt ein, wenn sie eine ganz besondere Botschaft vermitteln wollen. Gibt es für euch da einen ausschlaggebenden Grund, warum ausgerechnet der eine Song deutsche Lyrics bekommt? Und fühlt sich das beim Schreiben und auch auf der Bühne irgendwie anders an? Leichter oder vielleicht sogar schwieriger, oder ist das eigentlich komplett egal?
Andy: Seitdem wir den „Rammstein“ Song gecovert haben und ich gemerkt habe, dass die deutsche Sprache auch bei mir funktionieren kann (wenn es die richtigen Wörter sind), haben wir das einfach mal ausprobiert. Als erstes mit „Dein R3.ich“, der halb englisch, halb deutsch gesungen wurde und dann komplett auf Deutsch. Es klingt auf jeden Fall etwas anders, härter und kantiger würde ich sagen, kommt aber natürlich auch immer auf die Wortwahl an, das ist klar! Warum gerade diese Songs einen deutschen Text bekommen haben, kann ich nicht beantworten…das ist eine Gefühlssache…und leichter oder schwieriger kann man auch schwer sagen, kommt drauf an, was man erreichen möchte, wie wichtig einem die Texte sind.
HF: Diesmal hast du die komplette Bandbreite der Vocals übernommen, während auf den vorherigen Alben meistens Denis den Klargesang beigesteuert hat. Waren hier stilistische Gründe ausschlaggebend oder wollte Denis diesmal einfach keine Gesangsparts übernehmen? Und wie handhabt ihr das zukünftig live bei den alten Songs?
Andy: Das ich die Gesänge mittlerweile allein mache liegt daran, dass wir für uns entschieden haben, dass sich dadurch alles besser ergänzt, die Sprünge zwischen hart und weich nicht so groß sind, alles mehr wie aus einem Guss klingt…Denis unterstützt mich weiterhin auf der Bühne, weil manche Songs gar nicht alleine gesungen werden können, von daher macht er jetzt zwar weniger, aber ist immer noch aktiv am Mikro!
HF: Als ihr mit der Musik angefangen habt, gab es nicht so vielfältige Möglichkeiten wie heute, sich über neue Bands, Alben etc. zu informieren. Aber es gab auch nicht so viele Möglichkeiten, seine Meinung der Welt kundzutun. Im Rahmen meiner Review zu „Elements“ bin ich, neben vielen positiven Äußerungen, auch auf kritische Kommentare zu den beiden Vorab-Singles „Intoxicated“ und „Before Later Becomes Never“ gestossen, wie „das klingt nicht mehr wie früher“ (eine anscheinend gern wiederholte Klage), „zu zahm“, „zu ideenlos“ etc. Wie differenziert kommen bei euch die Fan-Meinungen an, sei es nun über Social Media, auf Konzerten oder auf sonstigen Wegen? Fühlt ihr euch durch das Gesamtbild des Feedbacks in eurem Weg bestärkt?
Andy: Ich für meinen Teil halte mich eher fern von Reviews und Kommentaren, zumindest was so allgemein im Netz kursiert. Es gibt wenige „Journalisten“ die wirklich objektiv schreiben können, ob positiv oder negativ und das macht für mich das Ganze nicht mehr glaubwürdig. Wenn mich natürlich jemand persönlich anschreibt, oder auf einer Show anspricht, dann lese ich mir das durch/höre mir die Meinungen an und gebe auch Feedback. Jeder sollte sich selbst seine Meinung bilden und nicht blind der Meinung einer Review glauben, oder sie verbreiten, oder sonstiges unternehmen, ohne das Album selbst gehört zu haben. Davon ab, kann man es nicht allen Recht machen und das liegt uns auch fern, denn wir machen die Musik, die uns gefällt und nicht die Musik, die vielleicht andere hören wollen. Natürlich sind wir über jeden dankbar, der unsere Musik feiert und gut findet, denn ohne Fans wäre es uns ja auch nicht möglich, weiterhin so unseren Weg zu gehen! Die Fans sind dann quasi die Sahnehaube 😉
HF: Als Band gibt es euch seit über zwanzig Jahren und das Line-up ist schon seit mehr Jahren stabil als manche Ehe hält. Seid ihr einfach so harmonisch, habt ihr gelernt, die Macken der anderen zu tolerieren oder wie schafft ihr das?
Andy: Schön gesagt 😉 Caliban ist die Familie, die wir uns ausgesucht haben und wie in jeder Familie, gibt es auch bei uns immer mal Meinungsverschiedenheiten, aber die werden dann einfach geklärt und fertig. Wir kennen uns mittlerweile so lange und wissen recht gut, wie wir so ticken, das hilft auf jeden Fall, alles stabil zu halten! Ohne Zusammenhalt wäre es, glaub ich, irgendwann schwer, eine Band über so lange Zeit aufrecht zu halten.
HF: Vielen Dank für das Interview. Wir wünschen euch für die Zukunft alles Gute und vor allem viel Erfolg mit dem neuen Album.
Andy: Danke euch für das Interesse!
Interview: Katja Rohloff
Weitere Infos:
Caliban bei Facebook
Website von Caliban
English version of the interview
Hellfire Quick 5 interviews try to gather a lot of interesting information within the narrow frame of five questions and five answers. Sometimes a query may be divided into two or three partial questions. It’s up to the musicians to answer short, longer or excessively.
Today we talk to Andy Dörner from Caliban who released their eleventh album „Elements“ on April 6, 2018.
HF: Congratulations on your new album. On “Elements” you have gathered a crowd of well-known guests. The most striking one probably being the collaboration with Brian Welch from Korn, which Marc described as a kind of childhood dream come true. How did this cooperation come about and how nervous were you? Are there still any situations that make you nervous? Or bands that make you feel more like excited fans than relaxed colleagues?
Andy: Thank you. Brian borrowing us his voice is something special for all of us, because we all have more or less grown up with Korn. Having someone as a guest on your album whom you already adored as a teenager is simply awesome. It all came about when we played a club show with Korn in Saarbrücken last year, and had the opportunity to, more or less, get to know these people for the first time…at the time we were already in the writing process for “Elements” and there was already a sketch of “Masquerade” and we thought that the song could fit well with Brian. It was Marc who asked Brian if he could imagine doing guest vocals on the album, and Brian really likes our music anyway, so he did not have to think long and agreed to do so … of course we did not believe that until we finally received his vocal tracks.
The last time I was nervous was at our two release shows in Berlin and Cologne … it was quite “exciting” to present the new material for the first time, but everything was just great !!! At this point a huge thank you to all the people who have celebrated with us and support us, in whatever way!!!
HF: As on your last albums, there again is a song with german lyrics. Has that become a tradition out of coincidence or was it a conscious decision? Many bands from Germany rely purely on english lyrics, i.a. because, apart from the international audience, they think that their lyrics have a completely different sound or maybe even sound silly in German. Others use the German language only exceptionally and purposefully to convey a very special message. Is there a decisive reason for you, why especially this one song gets german lyrics? And does it feel any different during writing or on stage? Easier, or maybe even more difficult, or does it not matter at all?
Andy: Since we covered the “Rammstein” song and I realized that the German language can work for me (if it’s the right words), we just tried it out. First with “Your R3.ich”, which was sung half in English, half in German and after that completely in German. It sounds a bit different in any case, harder and with more edges to it I would say, but of course it always depends on the choice of words, that’s clear! I can’t really tell you why especially these songs got german lyrics…that is a feeling thing…and it’s hard to say whether it is easier or more difficult, it depends on what you want to achieve, how important the lyrics are to you.
HF: This time you have done the full range of vocals, while on the previous albums mostly Denis has contributed the clean vocals. Were stylistic reasons decisive here or did Denis simply not want to do vocal parts this time? And how are you going to handle this in the future live on stage with the old songs?
Andy: The fact that I’m doing all the vocals by now is because we decided for ourselves that this complements everything better, the contrasts between hard and soft are not so extreme and everything sounds more like a unified whole…Denis continues to support me on stage, because some songs can not be sung alone, so he does less, but is still active on the mic!
HF: When you started making music, there were not as many possibilities as today to find out about new bands, albums etc. But there were also not as many ways to express ones opinion to the world. Writing my review of “Elements” I have, in addition to many positive comments, also come across critical comments on the two pre-singles “Intoxicated” and “Before Later Becomes Never”, like “that does not sound like it used to” (a seemingly repeated complaint), “too tame”, “too insipid” etc. How differentiated do you perceive the fan opinions, be it through social media, at concerts or in other ways? Do you feel encouraged on your chosen path by the overall picture of feedback?
Andy: For my part, I tend to stay away from reviews and comments, at least from what is commonly circulating on the internet. There are few “journalists” who can really write objectively, whether positive or negative, and that makes the whole thing not credible anymore for me. Of course, if someone writes to me personally or approaches me at a show, I read that through / listen to the opinions and also give feedback. Everyone should form their own opinion and not blindly believe the opinion of a review, or spread it, or do anything like that without having listened to the album for themselves. Apart from that, you cannot please everyone and that’s also not what we want to do, because we create the music that we like and not the music that maybe others want to hear. Of course, we are grateful for everyone who celebrates our music and likes it, because without fans we would not be able to continue on our way! The fans are like the icing on the cake so to speak 😉
HF: As a band, you’ve been around for over twenty years, and the line-up has been stable for more years than many marriages hold. Are you simply harmonious, did you learn to tolerate each others’ quirks or how did you manage that?
Andy: Well said 😉 Caliban is the family we have deliberately chosen and, as in every family, there are disagreements sometimes , but they get solved and done. We’ve known each other for so long by now and know pretty well how we tick, that helps to keep everything stable. Without cohesion it would be hard, I think, to keep a band up for such a long time.
HF: Thank you very much for the interview. We wish you all the best for the future and, above all, lots of success with the new album.
Andy: Thank you for being interested.