Geschrieben von Katja Maeting
Band: Call The Mothership
Album: Of Coming Home (EP)
Genre: Progressive Metalcore
Plattenfirma: unsigned
Veröffentlichung: 02. Februar 2020
Ich gebe zu, ich bewundere die Jungs von Call The Mothership – und das völlig losgelöst von ihrer Musik. Seit ihrer Gründung vor nunmehr über sechs Jahren verfolgen die Österreicher nicht einfach nur ein Konzept, sondern haben sich im wahrsten Sinne des Wortes ihren eigenen Kosmos erschaffen. Sie haben ihre Musik zum Bestandteil einer eigenständigen, komplexen Sci-Fi-Erzählung gemacht, die sie durch ein visuelles Konzept ergänzen, welches sich im Artwork, den Bühnenoutfits und teils auch in den Musik-Videos ausdrückt. Seit einiger Zeit gibt es nun auch tatsächliche Geschichtsschreibung von Call The Mothership, der Roman „Of Dark Matter And Ascension“ erweitert das Ganze um eine weitere Facette.
Die neue und dritte EP „Of Coming Home“ schließt nun in mehrfacher Hinsicht ein Kapitel für die Progressive Metalcore Band ab. Während die vorangegangen Releases (neben zwei EPs auch zwei Alben) schon in der Titelgebung klarmachten, dass es um Reisen in unbekannte Gefilde, dramatische Erfahrungen, Leid, Verluste und Konflikte ging, die sich dann auch oft in dichtgedrängten, energetisch aufgeladenen Songs ihren Weg teils explosionsartig bahnten, wohnt „Of Coming Home“ eine Art hoffnungsvolle Sehnsucht inne.
Die EP ist unterteilt in das eigentliche Opus und die konzentrierte Essenz daraus, mit dem meinen Eindruck verstärkenden Titel „Hope“. Aber um Call The Mothership richtig zu erfahren, sollte man sich mit dem gut 11-minütigen Titeltrack auseinandersetzen. Die Belohnung für diese Investition ist die Erfahrung einer Art modernen Sci-Fi-Variante von Smetana’s „Die Moldau“.
Arrangiert um das Grundmotiv der Freude der Heimkunft, tritt die Crew des Mothership ihre musikalische Reise an den Ort ihrer Bestimmung an. Dabei gehen ruhige, atmosphärische Parts aus locker gewobenen Melodiebögen in episch-cinematische Momente über, einer ruhigen Reise gleichend, um sodann von djentigen Progressive Riffs aufgewühlt zu werden, die sich aufgestauten Emotionen gleich entladen und in den abwechslungsreichen Shouts der Sänger kaskadieren und schließlich wieder den Weg in ruhigere Reisegewässer finden. Eine dezente Gitarrenmelodie unterlegt die Erzählung des „Bordcomputers“ und verdichtet sich immer intensiver zur nächsten emotionalen Explosion, die sich diesmal bis zu einem symphonischen Finale steigert…und so gleitet das Mutterschiff auf seiner Reise durch wechselhafte Reisegewässer Richtig Heimat.
Nachdem sich Call The Mothership über ein halbes Jahr auf ihre neue Reise konzentriert haben, sind sie nun endlich bereit, diese Erzählung auch auf die Bühne zu bringen. Österreichs Progressive Metalcore Avantgarde ist zurück und versteht es erneut, mit Eigenständigkeit und Komplexität zu überzeugen. „Of Coming Home“ ist ein facettenreiches Erlebnis, welches den Hörer fordert, denn hier muss man Konzentration aufbringen, um die zahlreichen Aspekte zu erfassen. Für mich ist diese EP ein Schlüsselerlebnis im Schaffen von Call The Mothership und gleichzeitig der Abschluss eines spannenden Kapitels in der Geschichte der Crew. An ihrem Bestimmungsort angekommen, heißt es Abschied nehmen von einem Crewmitglied, denn Sänger Sven räumt seine Position. Welche Abenteuer das Mutterschiff auf seiner nächsten Reise erleben wird und welche Rolle das neue Crewmitglied spielen wird? Man darf gespannt sein und sich bis dahin an der epischen Heimreise der Besatzung erfreuen.
Von mir gibt es 8,5 von 10 Hellfire-Punkten
Trackliste:
Of Coming Home (Opus)
Hope (Radio Edit)
Line-up:
Sven „Sid“ Schellander (vox): primer.
Ermis Holletschek (vox): joystick jetsetter
Gerald Kamper (vox): nomad
Jörg Varga (axe): overmind.
Thomas Feanis (baz): codex.
Michael Svaton (drms): commander
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