Geschrieben von: Klaus Saalfeld
Band: Carnal Agony
Album: Back From The Grave
Genre: Hard Rock / Heavy Metal
Plattenfirma: Independent
Veröffentlichung: 10.07.2020
Was würde wohl dabei herauskommen, wenn Alice Cooper und Judas Priest ein Kind miteinander zeugen würden? Nun, was unter optischen Gesichtspunkten durchaus schon seinen Reiz hätte, könnte unter musikalischen Gesichtspunkten erst richtig interessant werden. Eine Band, die laut eigener Einschätzung wie eine Mischung der beiden besagten Größen der Rock- und Metal Geschichte klingt, der traut man doch ungehört eine richtig geniale Scheibe zu, oder?
Aber der Reihe nach, CARNAL AGONY wurden 2011 in Umeå, Västerbotten (Schweden) gegründet und haben neben einigen Demos im Jahr 2014 ihr bislang einziges Album („Preludes & Nocturnes“) veröffentlicht. Viel mehr ist über die Truppe aus dem Wasa-Land auch nicht bekannt, außer dass das Triumvirat bereits im Sommer ihre zweite, in Eigenregie eingeklöppelte Scheibe „Back From The Grave“ auf den Markt gebracht hat. Was den eingangs genannten Vergleich betrifft, könnte man diesen oberflächlich betrachtet durchaus so stehen lassen, denn „Back From The Grave“ bewegt sich tatsächlich zwischen poppigen Rocksongs und Metal-affinen Tracks. Zu letztgenannter Gattung gehört der einleitende Titeltrack, der mit seiner wechselnden Dynamik zwischen Strophen und Refrain für Spannung sogt und dank einer eingängigen, sofort mitsingbaren Melodie unweigerlich hängen bleibt. Als passende Referenz würde ich mal neuere Grave Digger nennen.
Beim nachfolgenden „The Cellardoor“ könnten die finnischen Monster-Rocker Lordi Pate gestanden haben, während „The Witching Hour“ mit Ausnahme seines Accept mäßigen Mittelparts ähnlich rockige Züge aufweist. Überhaupt scheint die finnische Truppe einen großen Einfluss auf die skandinavischen Nachbarn zu haben, was sich nicht nur in der Songstruktur („Werewolf Of Steel“ klingt beinahe wie ein Cover irgendeines ihrer Songs), sondern auch in den Vocals niederschlägt.
Wo wir gerade dabei sind, am Gesang – und damit wären wir wieder bei der Frucht der Liebe – von Frontmann David Johagen werden sich möglichweise die Geister scheiden, denn der gute David besitzt weder die Coolness eines Alice Cooper noch über die stimmlichen Fähigkeiten eines Rob Halford, stattdessen kommt mir eher Tomi Putaansuu (Mr.Lordi) mit einer Prise Chris Boltendahl in den Sinn. Kann man mögen, muss man aber nicht. Zumindest gelingt es dem Barden aber, den Songs mit seiner Performance seinen Stempel aufzudrücken, und das ist schon mal viel wert.
Die Schunkelballade „Luna“ sowie die recht poppigen Nummern „Love Will Tear You Apart“ und „Higher“ dürften möglicherweise auch nicht bei allen Hörern ungeteilte Begeisterung auslösen, da hier doch arg an der Kitsch Grenze gekratzt wird. Überhaupt nimmt der Härtegrad in der zweiten Hälfte des Albums etwas ab, was dafür sorgt, dass im Laufe der Tracks ein leichter Spannungsabfall zu verzeichnen ist. Lediglich der Schlusstrack „Raise The Dead“ tritt nochmal ordentlich Arsch und durchbricht die sich einschleichende Lethargie.
So bleibt unterm Strich ein abwechslungsreiches Album, dessen etwas eigentümlicher Mix Fluch und Segen Zugleich ist. Wer sich damit anfreunden kann und mit der Nähe zu Lordi keine Probleme hat, der wird mit „Back From The Grave“ sicherlich seine Freude haben. Mich jedenfalls hat die Scheibe dank seiner unzähligen Hooks gut unterhalten, auch wenn nicht jeder Schuss ein Treffer ins Schwarze war und der Band ein klein wenig mehr Eigenständigkeit vielleicht ganz gut täte.
Von mir gibt es 7 von 10 Hellfire-Punkten
Trackliste:
- The Rebirth
- Back From The Grave
- The Cellardoor
- The Witching Hour
- Werewolf Of Steel
- Luna
- For The Horde
- Love Will Tear You Apart
- Higher
- The Nightmare Never Stops
- Bane Of The Light
- Raise The Dead
- The Ascension
Line Up:
Mathias Wallin: Gitarre, Bass, Keyboards
David Johagen: Gesang
Pär-Olof Persson: Gitarre
Mehr Infos: