Geschrieben von Katja Rohloff
Band: Cayne
Album: Beyond The Scars
Genre: Rock/Gothic/Metal
Plattenfirma: Graviton Music Services
Veröffentlichung: 29. Juni 2018
Manche Dinge muss man einfach etwas sacken lassen, bevor man sich eine Meinung bildet. So wie das neue Album von Cayne. Hatten die Italiener bei mir im ersten Durchgang hauptsächlich hochgezogene Augenbrauen verursacht, wurden die Fragezeichen mit etwas Abstand im zweiten Durchgang doch weniger. Einige sind allerdings in aller Deutlichkeit stehen geblieben.
Wem der Name Cayne auf Anhieb nichts sagt, kann auch höchstens in seinem Langzeitgedächtnis fündig werden, denn „Beyond The Scars“ stellt das erste Lebenszeichen der Band seit vier Jahren dar. Bis dahin hatte die 1999 gegründete Formation zwei Alben und eine EP veröffentlicht, war des Öfteren in eine Art Winterschlaf verfallen und musste diverse Rückschläge wie den Ausstieg verschiedener Bandmitglieder und insbesondere den Tod von Gründungsmitglied und Gitarrist Claudio Leo verkraften. Diese Ereignisse verheilten im Laufe der Zeit zu den titelgebenden Narben (engl.: Scars) des neuen Albums und das dritte Studioalbum zeigt, wie Cayne sich hinter all diesen Wunden weiterentwickelt haben.
Und das beinhaltet durchaus einige Überraschungen. Zum einen tut der vermehrte Streicher- und Keyboard-Einsatz dem Sound von Cayne richtig gut, zum anderen gibt es einige stilistische Facetten, die ich den Italienern nicht unbedingt zugetraut hätte. Insgesamt wechselt „Beyond The Scars“ immer wieder zwischen Massenware, die belanglos durchs Ohr rauscht und echt beeindruckenden Stücken, die sich auch nach mehrmaligem Hören nicht abnutzen.
Während man den im Mid Tempo gehaltenen Opener „No Answer From The Sky“ für meinen Geschmack durchaus etwas hätte straffen und den symphonischen Part zum Setzen von Highlights innerhalb des Songs hätte nutzen können, machen Cayne bei „Blessed By The Night“ erheblich mehr Spass. Der das Tempo anziehende Rocker gestaltet sich melodisch vielseitig, die Vocals kommen facettenreicher rüber und die leicht proggigen Synthi-Töne setzen den Kontrast zum Solo-Ausflug der Gitarre.
„Celebration Of The Wicked“ macht dann einen Ausflug in Pop-Gefilde und verbreitet soundmäßig eine gewisse Old School Zuckrigkeit, die für mich nur durch das belebende Duell zwischen Geige und Gitarre kurzzeitig interessant wird. Wenn schon kitschig, dann bitte so schön und gefühlvoll wie bei der Ballade “ The Asylum Of Broken Hope“, deren Getragenheit durch das Streicher-Segment genau die richtige emotionale Betonung erhält, während die wuchtigen Riff-Parts druckvollen Bombast erzeugen. Zusammen mit der gesanglichen Darbietung von Giordano Adornato ergibt das einen tollen Song.
„Free At Last“ überrascht mit seinen eröffnenden Rhythmus-Salven und druckvollem Gesamtsound. Hier wissen Cayne geschickt Melodie und Härte zu fusionieren und auch gesanglich geht’s hier äußerst abwechslungsreich zu, während die Streicher genau die richtigen Betonungen setzen. Der Track hebt sich definitiv vom Rest ab und ist auf jeden Fall ein Anspieltipp. Den Abschluss des Albums bildet die Ballade „The Crossroad“, welche auf den gefühligen Kontrast zwischen Verse und Chorus setzt und melodisch verdichtet agiert.
Insgesamt melden sich Cayne mit einem ordentlichen Album zurück, dass ein einigen Stellen etwas schwächelt. Da tut’s dann aber auch nicht weh, sondern wird nur etwas langweilig. Kein Muss auf der musikalischen Wunschliste, aber durchaus ein Kann für Freunde des melodischen Rock mit abgeschliffenen Kanten.
Trackliste:
01.No Answers From The Sky
02.Torn Apart
03.Blessed By The Night
04.One More Chance
05.Celebration Of The Wicked
06.The Asylum Of Broken Hope
07.A New Day In The Sun
08.Bad Blood
09.Slave
10.Free At Last
11.My True Nature
12.The Crossroad
Line-up:
Giordano Adornato: Voice
Giovanni Lanfranchi: Violin & Keys
Diego Minach: Guitar
Andrea Bacchio: Bass
Giovanni Tani: Drums
Weitere Infos:
Cayne bei Facebook
Website von Cayne