Childrain – The Silver Ghost

© Childrain

Geschrieben von Katja Maeting
Band: Childrain
Album: The Silver Ghost
Genre: Modern Metal/Groove Metal
Plattenfirma: Graviton Music Services
Veröffentlichung: 29. März 2019

Ich muss mal kurz aus dem Hellfire-Nähkästchen plaudern. Einige unserer regelmäßigen Leser kennen vielleicht den internen Running Gag, dass unser stellv. Chefredakteur Jörg jetzt seit 2 Jahren regelmäßig versucht, meinen Musikgeschmack zu ergründen – mit äußerst mäßigem Erfolg. Nach dem ersten Hören der mir bis dato völlig unbekannten Childrain hatte ich daher ein fettes Grinsen im Gesicht, denn abgesehen davon, dass die Basken mit ihrem vierten Studioalbum definitiv zu überzeugen wissen, tragen sie auch dazu bei, dass ich in keine Geschmacks-Schublade gesteckt werden kann.

Der Sound der Band um das Brüderpaar Iker und Iñi wurzelt nämlich definitiv im Metal, auch wenn sie ihm einen modernen Groove-Anstrich verpassen. Nicht gerade mein klassisches Beuteschema, aber wen juckts? Childrain kombinieren zahlreiche Facetten – von klassischen Metal Riffs über große Melodien, proggy angehauchte Einwürfe bis hin zu Hochtempo-Modern Metal. Dieses Zusammenspiel verfeinern sie kontinuierlich seit ihrer Entstehung im Jahr 2008 und nachdem sie sich damit eine mehr als solide Fan-Gemeinde im südlichen Europa erspielt haben, stellen sie sich endlich international vor. 

Gleich mit dem Opener „Wake The Ghost“ zeigen die Fünf, zu was sie fähig sind und was man von diesem Album erwarten kann, nämlich eine stimmige Fusion mehrerer musikalischer Ideenbereiche. Als erstes stellt die Gitarre ihre Leit-Idee vor, die sie im Laufe des Songs immer wieder in verschiedenen Varianten herausstellt. Mit Einsetzen der weiteren Instrumente ziehen Childrain dann eine kompakte Wall of Sound hoch, die erstmal Vollgas gibt und sich in der Bewegung zu den Vocals hin etwas entzerrt und mehr Richtung wuchtigem Midtempo einschwenkt. Mit Einsetzen des Gesangs ist klar, dass Frontmann Iñi zwar nicht zu den variantenreichsten Metal-Sängern gehört, aber die perfekte Stimme für den Sound von Childrain hat. Immer kraftvoll, mal ins raue wechselnd, mal in komplettem Klargesang agierend bildet er eine weitere Facette im musikalischen Bild der Basken, ergänzt um einige Shouts. Modern Metal basierte, jagende Strophen wechseln sich mit getragenen Melodic Metal Refrains ab, die sich mit catchy Melodiebögen direkt als Ohrwurm versuchen und dabei ziemlich erfolgreich sind. Auch das Gitarren-Solo orientiert sich an den melodischen Passagen und macht Spaß. 

„Saviors Of The Earth“ schiebt direkt den ersten, ziemlich ordentlichen gelungenen, Versuch einer melodischen Metal-Hymne hinterher, die auf ihre druckvoll-treibende Art Stadion-Eignung hat und sich mit dem Refrain direkt als Mitsing-Nummer beweist. In den Strophen treten die Vocals zwar stellenweise hinter die Melodielinien der Instrumente zurück, aber der Frontmann weiß sich immer wieder nach vorne zu kämpfen und die Führung zu übernehmen. Eine definitiv Headbang-taugliche Nummer, die volles Energielevel verlangt und ein paar technisch ausgefeilte Riffs präsentiert. Mit „Saturnia“ stimmen die Basken dann teils epische Balladentöne an, auch wenn man diese beim groovigen Midtempo-Start der Nummer nicht erwarten würden. Im weiteren Verlauf zieht der Track aber dann eine ausholende Schleife mit leichtem Neigungswinkel nach unten, was die Geschwindigkeit angeht und wird ab der Mitte zu einer teils melodieverträumten Ballade mit weitläufigem Instrumental-Part, deren Gitarren-Solo mich an Slash in Höchstform denken lässt. Absoluter Störfaktor ist jedoch das immer mal wieder eingestreute, experimentelle Highspeed Drumming – manchmal passt eine Idee dann halt doch nicht so wirklich. 

„Ten Thousand Moons“ erweist sich als etwas zu lang geratene Nummer mit klarer Modern Metal-Kante, die sich etwas zu selbstverliebt in Eigenbetrachtung verliert und den schlüssigen roten Faden das erste Mal so richtig vermissen lässt. Langgezogene Rhythmus-Eskapaden lassen den Hörer stellenweise das Zeitgefühl verlieren und dem melodisch ausgestalteten Refrain fehlt es an Catchiness, um dies wieder auszugleichen. Gelungener ist da der Schlusspunkt „Omega“, der das gleiche Grundrezept einfach in gut umsetzt und als besonderen Appetithappen noch einen schönen 80er/90er Metal Chorus serviert. Da muss man nicht groß nachwürzen.

Viel zu kritisieren gibt es an diesem Album eigentlich nicht, abwechslungsreich genug, um den Spannungsbogen aufrecht zu erhalten, bleibt es doch innerhalb einer definierten musikalischen Bandbreite und hat keine Lust auf abseitige Gedankenspiele. Und das eine Band auf ihrem vierten Album ihr patentiertes Song-Rezept gefunden hat, dürfte klar sein. Entsprechende Grundstrukturen ziehen sich fast durch das gesamte Album. Lediglich die Produktion hätte ich mir stellenweise noch etwas kompakter gewünscht, klanglich wäre da durchaus noch etwas mehr Druck drin, aber das tut dem Hörspaß kaum Abbruch, sondern bringt im Gegenteil mit seinem organischen Klang stellenweise noch besondere Wirkmomente hervor. Mit „The Silver Ghost“ haben sich Childrain eine tragende Basis geschaffen, um sich international vorzustellen. Und dies tun sie demnächst auf Tour mit Six Feet Under. 

Von mir gibt es 8 von 10 Hellfire-Punkten.

Trackliste:
01. Wake The Ghost
02. Saviors Of The Earth
03. The Valley Of Hope
04. Saturnia
05. The Silver Walker
06. Interstellar
07. EON
08. Ten Thousand Moons
09. Omega

Line-up:
Iñi – Vocals
Iker – Lead Guitars
Alvaro – Guitars
Rodri – Bass
Mikel – Drums

Weitere Infos:
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