Chris Harms – 1980

© Chris Harms

 

Geschrieben von: Tim Karow
Künstler: Chris Harms
Album: 1980
Genre: Synth-Pop
Plattenfirma: Napalm Records
Veröffentlichung: 07.02.2025

 

Mit „1980“ begibt sich Chris Harms auf eine Zeitreise, die einen an Klassikern wie A-HA‘s „Take on me“ oder „Smalltown boy“ von ‚Bronski Beat‘ erinnert. (Welches letztere bereits von Harms auf dem Album „Weapons of a mass seduction“ gecovered wurde). Der Titel des Albums wurde hierbei clever gewählt. Erstens ist es eine offensichtliche Anspielung auf die prägenden und einzigartigen Klänge und Ästhetiken der 80er. Zweitens ist es das Geburtsjahr vom „Lord“. Passender geht es nicht für einen Titel als erstes Soloalbum!

1980“ kann man jedoch nicht mit den vorherigen Werken Harms vergleichen, wie die von ‚Lord Of The Lost‘ , ‚Die Kreatur‘ mit Ex-OOMPH! Frontmann Dero Goi oder ‚Harms & Kappele‘. Hier gelingt es Chris Harms einen atmosphärischen, vielschichtigen Sound zu erschaffen, den man noch nicht gehört hat, aber trotzdem 80er Gefühle erweckt. So gut ist dieses Album! Ich kann mich leider nicht so gut in diese Zeit hineinversetzen, da ich erst 2007 zur Welt kam, jedoch können viele eine Bindung zu dieser Platte aufbauen. Die Meinung lässt sich dadurch trotzdem nicht ändern.

Die Tracks im Detail

„I love you“
Der Opener „I love you“ setzt einen überraschend warmen, aber dennoch geheimnisvollen Ton. Die sanften Synthesizer Klänge und leichten Bässe erschaffen eine Art von verträumter Atmosphäre, die mich langsam und behutsam in das Album einführen. Die einfache Liebesbotschaft ist nicht nur in dieser ersten Single (mit einem sehr knorke Musikvideo!) vorhanden, sondern taucht im Laufe des Albums immer wieder in unterschiedlichen Facetten auf. Ein sehr gutes Lied mit gutem Ohrwurmcharakter, welches anregt es weiter zu hören. Man bekommt direkt Lust auf den nächsten Song und zwar:

„She called me Diaval“
Der Name Diaval erweckt in einem schon fast eine mythische Figur. „She called me Diaval“ ist wie fast alle Lieder des Albums sehr catchy, jedoch von der Melodie her ein Hauch mysteriöser, indem „Diaval“ eine geheimnisvolle Bedeutung trägt. Die fast beschwörenden Lyrics, lassen viel Spielraum für Interpretation offen, des Weiteren hat Harms tiefe und kräftige Stimme ebenfalls einen gewaltigen Einfluss auf die Stimmung des Songs und verstärkt das Gefühl von Gefahr und Anziehung. Darauf kommt man nur, wenn man sich von dem Beat und der Rhythmik der Synths loslässt.  Des Weiteren hat Harms tiefe und kräftige Stimme ebenfalls einen gewaltigen Einfluss auf die Stimmung des Songs

„Somewhere between Heaven and Armageddon“
Dieser Track spielt gekonnt mit Gegensätzen. Himmlische Klänge prallen auf die wieder angesprochene Stimme des Künstlers. Es ist ein perfektes Zwischenspiel zwischen Hoffnung und Untergang. Ganz Simpel jedoch sehr kreativ gelöst.

„Madonna of the night“ (feat. Sven Friedrich/Solar Fake)
Ein Highlight des Albums ist der Track mit dem Gastauftritt Sven Friedrichs der Band ‚Solar Fake‘. Die Zusammenarbeit entfaltet eine besondere Dynamik: während die synthetischen Grundlagen den typisch leicht mystischen Charakter von Harms transportieren, setzt Friedrichs Gesang und Stil eine zusätzlich zu den Synthpop lastigem Lied die Krone auf. Hier wird deutlich, wie Chris Harms mit Kollaborationen neue Dimensionen zu erschaffen kann. Eine Meisterleistung!

„Past pain“
Hier nimmt der „Lord“ den Hörer mit auf eine emotionale Reise in die Vergangenheit. Die Thematik des Songs ist vergangene Verletzungen und Erinnerungen. Eine im Gegensatz zu anderen Songs minimal gehaltene Nutzung von Instrumenten erzeugt mit den drängenden Beats eine intensive Stimmung, die wie verdrängte Emotionen und die sich inneren, auslebenden Konflikte klingt. Es ist eine Art musikalisches Tagebuch indem Schmerz und Erinnerungen verpackt sind.

„May this be your last battlefield“
Das abschließende Stück des Albums ist meiner Meinung nach das Stärkste. Dieser Song ist ein epischer Abschluss für „1980“, der thematisch zwischen Abschied und einem letzten Kampf schwankt. Anhand der Lyrik kann man sich ein Bild vorstellen, das wie ein finaler Konflikt ist, sei es ein persönlicher, emotionaler oder ein größerer, existenzieller Kampf. Die Stimme Harms wechselt zwischen ruhiger, fast flehender Melancholie und kraftvoller entschlossener Energie. Das bildet eine dauerhaft ändernde Dramatik des Songs und passt gut zu den schon fast cinematisch und episch wirkendem Orchester im Hintergrund.  Dieser Song ist ein kraftvoller, emotionaler Höhepunkt, der das Album mit Nachdruck abschließt.

Chris Harms „1980“ ist ein vielschichtiges Album, welches musikalisch und inhaltlich einen richtig überzeugt. Auf erster Linie merkt man das es hochwertig produziert wurde, was man von einem schon erfahrenen Produzenten wie Harms erwarten kann, der zum Beispiel das erste ‚Unzucht‘ Album oder „Rübezahl“ von Joachim Witt produziert hat. Für viele kombiniert es nostalgische Elemente mit typischen 80er Klängen, was einen direkt in die Zeit hineinversetzt (bei mir eher schwieriger). Es wurde ein Album erschaffen, was nicht nur auf ein musikalisches Abenteuer, sondern auch zum Nachdenken anregt und emotional berührt wie in „Past pain“.

Diese LP ist ein Muss für Fans des Genres und für alle, die offen für musikalische Experimente sind. Es bildet auch eine schöne Abwechslung zu den vorherigen und deutlich düsteren Werken von Harms. Ich gebe „19809,5 von 10 Hellfire Punkten.

 

Tracklist:

01 – I love you
02 – She called me Diaval
03 – Somewhere between Heaven and Armageddon
04 – Missed call
05 – Madonna of the night feat. Sven Friedrich
06 – Lunamor
07 – Parallax
08 – Past pain
09 – The grey machines feat. Ronan Harris
10 – Vagueness of faith
11 – May this be your last battlefield

 

Weitere Infos:

Facebook
Instagram

 

 

 

Speichere in deinen Favoriten diesen permalink.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

This site uses Akismet to reduce spam. Learn how your comment data is processed.