Am 26. Januar erscheint mit “Balada” das siebte Album der Berliner Jazz/Psych-Rocker Coogans Bluff. Unser Matze ist wieder einmal begeistert von der Band – und hat sich deshalb mit Clemens Marasus unterhalten, der bei Coogans Bluff singt und Bass spielt.
Clemens, als Jugendlicher in den Neunzigern habe ich den Clint-Eastwood-Streifen „Coogan’s Bluff“ mehrfach in den dritten Programmen gesehen. Ich komme also nicht drum herum, Dich zu fragen, wie es zu Eurer Namensgebung gekommen ist. Sag doch mal!
Hey Matze, Charlie (Schlagzeug u.v.m.) und ich haben den Film genau wie Du als Jugendliche zusammen geschaut, und aus der Titelmelodie erst ein Riff und dann einen Song geschrieben. Den haben wir “Coogans Bluff” getauft (zu hören auf unserem ersten Demo “Teach Me Tiger”). Wir haben uns dann nach dem Song benannt, weil uns der Song zum einen sehr gut gelungen war, zum anderen fanden wir die Attitude des Films sehr cool: eine Mischung aus hartem Western und psychedelischem Underground der 60er. Vieles aus dem Film, wie die Darstellung der Geschlechterrollen, ist natürlich völlig überholt. Für uns ist Coogans Bluff der Name unserer Band und hat eigentlich nichts mehr mit dem Film zu tun. Wir haben uns nach unserem eigenen Song benannt.
Eure Musik erinnert mich oft an die Band Blood, Sweat & Tears. Nicht nur wegen der jazzigen Komponente, sondern auch wegen der wohligen Wärme, die Eure Musik ausstrahlt. Welche Bands haben Euch beeinflusst und gehören Blood, Sweat & Tears dazu?
Tatsächlich habe ich von meiner Mama das erste Album von Blood, Sweat & Tears geschenkt bekommen, mit genau derselben Begründung! Wir sind stark von Bands der 90er jeder Art beeinflusst, wie Kyuss, Nirvana oder auch Tocotronic. Die 60er- und 70er-Jahre-Einflüsse sind wahrscheinlich schwer aufzuzählen: Rock, Prog, Jazz, Punk… alles dabei. Unglaublich wichtige Einflüsse waren und sind die Bands aus unserem näheren Umfeld: Rotor, DxBxSx, Dritte Wahl und viele, viele mehr.
Die Formel, ein Album frontzuloaden, also mit den besten Songs einzusteigen, ist eine häufige Vorgehensweise. „Balada“ ist erfrischend anders. Es beginnt stark, wird hinten raus aber immer, immer stärker. Das gefällt mir! Wie entsteht bei Euch die Songreihenfolge?
Im Entstehungsprozess hörst Du die Songs wirklich sehr oft, und bei einigen wird irgendwann klar, dass Du sie immer und immer wieder gerne hörst. Das sind gute Songs, um eine Platte zu beginnen, denn dann hast Du auch Lust, die Platte immer wieder aufs neue aufzulegen. Die Dramaturgie des Albums, also die Songreihenfolge, haben wir an einem Abend gemeinsam erarbeitet. Welche Songs allerdings als stark bewertet werden, wissen wir auch nie zu 100 Prozent. “Soft Focus” von der “Metronopolis” ist so ein Beispiel – der ist sehr beliebt und wir hatten ihn kaum auf dem Schirm.
Eines meiner persönlichen Highlights des neuen Albums ist „Pipe & Pouch“. Das Saxophon-Motiv hat für mich fast schon ikonische Qualität. Es prägt sich ähnlich gut ein wie das Saxophon in Gerry Raffertys „Baker Street“. Auch Streicher und Gitarren gefallen mir wahnsinnig gut. Wie ist die Nummer entstanden?
Max (Saxophon) hat einen ganz eigenen Zugang zu Musik, und wenn er Ideen mit in den Proberaum bringt, ist das immer etwas besonderes. Im Studio hat er den Basic-Track (Gitarre, Bass, Schlagzeug) mit Saxophon begleitet, um später eine Pilotspur zum Overdubben zu haben. Der Take war aber so magisch, dass es nie zu einem Overdub gekommen ist. Der Goldstaub obendrauf ist Charlies Werk.
Ein anderes Highlight ist „One More Time“, ein Stück mit so viel Ohrwurm- und Mitsing-Qualität, dass es zum Radiohit werden sollte! Ich tanze dazu jedenfalls ständig durch die Wohnung – und denke: Live dürfte der Song verdammt gut ankommen. Was meinst Du?
Ha! Noch so ein Beispiel dafür, dass wir keine Ahnung haben, was bei den Hörer*innen gut ankommt. Der Song hätte es fast nicht auf die Platte geschafft. Ganz einfach aus dem Grund, dass er nicht von uns ist. „One More Time“ ist ein Song der Joe Jackson Band und seit 45 Jahren tanzerprobt. Sicherlich hat er das Potenzial, ins Liveset aufgenommen zu werden. Lass dich überraschen!
Stichwort Live-Auftritte: Freunde von mir schwärmen von Euren Gigs. Ich selbst habe Euch noch nie live gesehen, schwärme aber von Eurem Live-Album „Bluff Live“. In Euren Worten: Was macht Euch auf der Bühne aus?
Ich hatte Charlie und Willi (Gitarre) schon vor Coogans Bluff live gesehen, die Power war schon immer da – keine Ahnung, wo die herkommt. Meine Energie hat da gut reingepasst, und mit den Bläsern dazu ergibt sich eine Mischung, die Du sonst nirgendwo erleben kannst.
Die Mischung kann man von Ende Januar bis Ende März während Eurer Tour durch Deutschland an einigen Orten erleben. Letzte Frage: Kann man Euch im Sommer auch auf dem einen oder anderen Festival erleben?
Festivals sind immer eine tolle Möglichkeit ein breit gefächertes Publikum zu erreichen. Und da wir dieses Jahr unser Album promoten, werden wir das nutzen. Aber jetzt freuen wir uns erstmal riesig auf die Clubtour. Wir sehen uns, Matze! Halt die Ohren steif.
Danke Dir, Clemens. Wir sehen uns in Frankfurt.
Interview: Mathias Keiber