Geschrieben von Marco Gräff
Band: Clustered Vision
Album: Refraction
Genre: Pop-gressive Metal / Alternative Metal
Plattenfirma: Eigenproduktion
Veröffentlichung: 28.09.2019
Wie geht man an ein Debüt Album ran, auf welches man schon seit drei Jahren wartet und die Songs darauf eigentlich auch schon so lange kennt? Wenn auch nur live. Wie hoch sind dann die Erwartungen und kann man das genauso objektiv bewerten wie all die anderen Alben die tagtäglich bei uns eintrudeln? Gute Fragen. Nun ist es also soweit. CLUSTERED VISION präsentieren am 28.09. endlich ihr erstes Album REFRACTION. Was hatte die vierköpfige Band aus Kaiserslautern Probleme mit den Aufnahmen und der Produktion im Allgemeinen. Darüber haben sie mit mir vor kurzem in einem Interview gesprochen, welches hier demnächst zu lesen sein wird. Heute geht es nur um das Album REFRACTION.
Im Jahr 2014 gab es bereits eine Demo CD mit drei Stücken, die wir hier vorgestellt haben. Von dieser Scheibe haben es aber nur WELCOME TO THE MASQUERADE und UNWANTED auf das erste komplette Album geschafft. HOSTAGE leider nicht. Wer also noch glücklicher Besitzer der Demo CD ist, darf sich über eine wahre Rarität glücklich schätzen. Natürlich wurden die beiden „alten“ Tracks neu aufgenommen und auch nur minimal verändert. Okay. WELCOME TO THE MASQUERADE ist gut 30 Sekunden kürzer geraten. Dafür gibt es mehr Gesangsspuren als früher.
Doch der Reihe nach. Wie war ich gespannt nach dem Interview die CD hören zu können. Endlich die Songs immer und überall hören, die ich live so lieben gelernt habe. Und dann werde ich überrascht mit dem ersten Song; FEELING OF FALLING ist so ein Song den ich nie wirklich in Erinnerung behalten habe, warum auch immer. Und dann steht das Stück an erster Stelle vom Album und es bläst mir erst mal ein breites Grinsen ins Gesicht. Ein bisschen Gänsehaut hatte ich dann auch bekommen, nachdem Olivia die ersten Zeilen (solo, ohne Musik) gesungen hatte. Der Song treibt einen regelrecht an, rockt ungemein, macht gute Laune und ist dabei so heavy und so Metal. Geiler Start ins Album. Hätte man nicht besser platzieren können.
Mit UNWANTED folgt direkt darauf der kürzeste Song mit gut drei Minuten und eben einer der beiden Songs, die schon auf der Demo vertreten sind. Hier vermag ich keine großen Unterschiede festzustellen. Abgesehen von der viel besseren Produktion und dem super Sound. Das eingängigste Stück der Platte. Überhaupt verstehen es CLUSTERED VISION Härte mit Harmonie und Melodien zu verbinden. Wobei die Melodien hauptsächlich vom Gesang getragen werden. Doch wer jetzt glaubt, Olivia könne nur die zierliche Person mit der lieblichen Stimme darstellen, der wird überrascht aufblicken, wenn sie die wenigen, aber gut platzierten Growls aus dem tiefen Keller holt. Überhaupt hat die gelernte Musikpädagogin ein breites Spektrum auf Lager. Und manchmal erinnert sie mich an die verstorbene Sängerin von ‚The Cranberries‘, Dolores O’Riordan (R.I.P.)
Mit PANIC SWITCH folgt an dritter Stelle einer meiner Live Favoriten. Mehr Prog, mehr Groove, schöner Instrumentalteil und Gangshouts gegen Ende. Passt. WHAT I AM hat nicht weniger Groove, ist vielleicht noch nen Ticken melodischer und progressiver und trotzdem eingängig. Und hier wird auch mal eine zweite Gitarre offensichtlich eingesetzt. RISE ist ein weiterer Ohrwurm, kommt etwa zur Hälfte progressiv-psychedelisch um die Ecke, hält erneut ein paar schöne Growls parat und ist generell eher Heavy veranlagt.
Dann folgt BREAK-OUT. Ein weiteres Live-Highlight. Beginnend mit einem Bass-Solo, ähnlich einem „Steve Harris-Gedächtnis-Intro“, auf das ein fettes Riff folgt. Das Stück ist einer meiner absoluten Lieblingsstücke der Band. Eingängige Melodien, intensiver Gesang der unter die Haut geht, Doublebass Attacken und schöne Metal Riffs. Und einem schönen „Break-out-Growl“. Und immer wieder sehe ich Olivia über die Bühne hüpfen kurz bevor sie auf Drummer Chris zeigt, wenn er das kleine Drumsolo spielt. I love it! THE PAINTER beginnt laut und zwingend. Fette Riffs, Drums und der immer wieder drückende Bass. Doch dann wird es progressiv und sehr melodisch. Mathias darf sich mit einem Solo etwas austoben, während ihn Niels nur nebenbei etwas unterstützt. Auf jeden Fall haben wir hier einen schönen Instrumentalpart, der gerade Live richtig Laune macht.
Mit SPOKEN folgt ein eher unspektakulärer Song. Da hätte ich mir lieber „Hostage“ vom Demo gewünscht, aber das ist Geschmackssache. Dafür folgt mit WELCOME TO THE MASQUERADE ein weiterer „Hit“. Und hier merkt man den Unterschied zur Demoversion schon. Zum einen sang Olivia mehrere Gesangsspuren ein und der Song wurde auch (leider) etwas gekürzt. Dennoch ein geiler Titel mit ordentlichem Groove und nem schönen Part der zum Headbangen einlädt. Den Abschluss bildet auf der Platte wie auch auf den letzten Konzerten EGO CRIME. Der längste Song des Albums ist neben BREAK-OUT mein Lieblingsstück der Band. Auch hier sehe ich immer wieder die Band live vor Augen. Gesanglich bietet Olivia noch mal einiges auf, und auch der Rest der Band darf sich an dem technisch anspruchsvollen Stück beweisen. Live wie auf Platte ein würdiger Abschluss.
Dann ist nach 48 Minuten auch schon Schluss. Kurzweilige 48 Minuten. Mit REFRACTION legen CLUSTERED VISION ein starkes wie anspruchsvolles Debüt vor was nicht wirklich in eine Schublade passen will. Der Anspruch der Band ist es anders zu sein und zu klingen als Andere. Und das ist ihnen auf jeden Fall gelungen. Ich finde keine vergleichbare Band. Das auf Grund der langen Zeit, in der die Songs entanden sind das Album insgesamt nicht so homogen wirkt – geschenkt. Einzeln betrachtet sind die Songs durchweg stark und ebenso professionell produziert. Wer es also gerne heavy, groovy und gleichzeitig verspielt mag, auf Prog genauso steht wie poppige Melodien und coole Riffs, der sollte unbedingt mal rein hören. Am 28.09. habt ihr wieder die Möglichkeit – dann steigt die Release-Party in Kaiserslautern in der Kammgarn.
von mir gibt es 9 von 10 Hellfire-Punkten
Tracks:
01 – Feeling of falling
02 – Unwanted
03 – Panic switch
04 – What I am
05 – Rise
06 – Break-out
07 – The painter
08 – Spoken
09 – Welcome to the masquerade
10 – Ego crime
Line-Up:
Olivia Schick – Vocals
Christian Matzke – Drums
Niels Elbeshausen – Guitars
Mathias Möller – Bass
Weitere Infos:
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