Cradle Of Filth – Cryptoriana – The seductiveness of decay

© Cradle Of Filth

 

Geschrieben von Marco Gräff
Band: Cradle Of Filth
Album: Cryptoriana – The seductiveness of decay
Plattenfirma:  Nuclear Blast Records
Veröffentlichung: 22.09.2017

 

Als ich 1998 das erste Mal den Song „Cruelty brought thee orchids“ hörte war ich wie von Sinnen. Dieser Sound, die Dunkelheit die mich umgab und dann diese einzigartige Stimme. Selten hat mich eine Band mit einem Album wie das ’98er Meisterwerk „Cruelty and the beast“ dermaßen gepackt und bis heute nicht losgelassen. Ich war begeistert von dieser englischen Band, die es wie keine andere verstand, Horrorfilme für die Ohren zu machen. Leider folgte mit dem Album „Midian“ nur noch ein weiteres Album, das den Ansprüchen gerecht wurde. „Dusk and her embrace“ und „Cruelty and the beast“ sind Meilensteine und zu sehr waren mir Alben wie „Nymphetamine“ (2004) oder „Thornography“ (2006) zu beliebig, langweilig und harmlos. Nach dem im Jahr 2012 mit „The Manticore and other horrors“ dann der Tiefpunkt erreicht zu sein schien, hatte ich schon nicht mehr an CRADLE  OF FILTH geglaubt.
All die Line-Up Wechsel führten zu keinem guten Ende. Erst ein Konzertbesuch im Februar 2014 ließ in mir wieder Hoffnung aufkeimen. Die Band die dort auf der Bühne stand, hatte die Ausstrahlung und die Spielfreude, so wie ich die Band kennen lernte.

2015 dann das Album „Hammer of the witches“, welches wieder an die guten Alben Mitte der 1990er Jahre anzuknüpfen versuchte. So verwundert es auch nicht beim Hören der nun vorliegende Scheibe, was Kopf und Oberschreihals DANI FILTH zum neuen Album zu sagen hat:

„Dieses Album baut auf dem Rezept von »Hammer Of The Witches« auf und treibt den giftigen Geist der letzten Scheibe noch weiter. Wir versuchten, etwas zu erschaffen, das sowohl einzigartig als auch treu gegenüber unserer Vergangenheit ist“, erklärt DANI FILTH. „Wir mutieren, pflanzen uns weiter fort und laufen absolut Amok mit diesem Album.“

Um es vorweg zu nehmen, „CRYPTORIANA – THE SEDUCTIVENESS OF DECAY“ ist das beste Album seit „Cruelty and the beast“ und wäre das ideale Bindeglied zu „Midian“ gewesen. Die Atmosphäre die mit dieser Scheibe geschaffen wird, kann durchaus mit meinem Lieblingsalbum mithalten. Seit Jahren schafft es CRADLE endlich wieder, mir in manchen Songparts Freudentränen und Gänsehaut zu entlocken.

„Das Album ist durchdrungen von viktorianischem Gothic-Horror, und der Titel spiegelt dies wider”, erklärt Dani. „»Cryptoriana« beschäftigt sich mit der Faszination der Menschen für das Übernatürliche, Makabre und die sterblichen Überreste während des Viktorianischen Zeitalters. Der Untertitel »The Seductiveness Of Decay« erläutert außerdem diesen Hang zum Tod und den verlockenden, langen Prozess der Selbstzerstörung…“

Los geht es eher ungewöhnlich für ein Cradle-Album, erwartet man doch ein orchestrales Intro. So beginnt der Horror schon recht schnell als düsterer Gothic Metal und dem urtypischen spitzen Schrei des DANI FILTH, der durch Mark und Bein geht. Natürlich darf der Bombast bei EXQUISITE TORMENTS AWAIT nicht fehlen, auch wenn er (zumindest meiner Meinung nach) nicht mehr ganz so im Vordergrund steht. Es geht dann nahtlos über zur ersten Videoveröffentlichung HEARTBREAK AND SEANCE, der Song der mich direkt in Zeiten von „Dusk and her embrace“ zurückholt. Und schon hier merkt man, wie gut die Band mittlerweile harmoniert. Die Gitarrenarbeit von ASHOK und RICHARD SHAW ist die beste seit 20 Jahren, hier wird endlich wieder Metal gespielt, der stellenweise stark an den NWOBHM-Sound der ’80er erinnert.

ACHINGLY BEAUTIFUL setzt dem Ganzen noch einen drauf. Vollgas von Anfang an, DANI gibt alles was die Stimme hergibt und klingt so böse wie lange nicht mehr. Auch hier stechen die Gitarrensoli hervor und machen den Song mit zum Besten auf dem Album und dem besten Cradle-Song seit Jahren.

WESTER VESPERTINE kommt schon fast thrashig daher. Leider kann der Song das Niveau der beiden vorherigen nicht halten. Der Bombast ist mir dann doch zu viel. Der Titelsong dagegen lässt mir dann wieder das Grinsen ins Gesicht fahren. Schon die fetten Riffs zu Beginn und das darauf einsetzende Trommelfeuer bringen mir absolute Freude. Ein starker Song mit einer Gitarrenmelodie die verdammt noch mal an Maidens „Hallowed to be thy name“ erinnert. Diesen Song könnte ich mir auch auf „Cruelty…“ vorstellen und ist das zweite Highlight des Albums.

VENGEFULL SPIRIT ist dann wieder ein Schritt zurück, oder auch zwei. Erinnert er mich doch stark an „Nymphetamine“, was ja kein schlechter Song war und ist, aber im Hinblick auf die vier Songs zuvor fällt er doch recht schnell aus dem Rahmen. Immerhin hat LINDSAY SCHOOLCRAFT hier einen größeren, stimmlichen Auftritt, als man es sonst gewohnt ist. Mit „Liv Kristine“ kann sie aber nicht mithalten.

YOU WILL KNOW THE LION BY HIS CLAW haut dann wieder voll auf die Kacke. Ein Song der Kategorie „Dusk and…“  oder „Cruelty…“ Und auch hier gibt DANI FILTH stimmlich wieder alles. Ein böser, getriebener Song der auch nach zwanzig mal Hören nicht langweilig wird. Und gerade die letzten 100 Sekunden lassen in mir Gefühle aufkommen wie seinerzeit „The twisted nails of faith“. Cradle Of Filth at its best!

Den Schlusspunkt setzt dann das fast neunminütige DEATH AND THE MAIDEN. Die Gitarren sägen ordentlich und der Bass drückt, stimmlich gibt DANI noch mal alles. Und wieder muss ich die Lead Gitarren lobend erwähnen.
Ein würdiger Abschluss eines eigentlich perfekten CRADLE OF FILTH ALBUMS, wären da nicht die beiden leichten Aussetzer. Doch Songs wie „Achingly Beatuiul“ und „Seductiveness“… machen das mehr als wett!

CRADLE OF FILTH sind endlich wieder dort wo sie hingehören. Die wahren Meister des Gothic Horror Metals. Hoffen wir, dass dieses Line-Up mal mehr als zwei Alben übersteht und die anstehende Tour im Winter ein weiterer Erfolg wird. Meine Erwartungen an das Album waren hoch, und wurden dennoch übertroffen! Bitte mehr davon!

 

Tracks:

1 – Exquisite Torments Await 2:15
2 – Heartbreak And Seance 6:24
3 – Achingly Beautiful 7:02
4 – Wester Vespertine 7:29
5 – The Seductiveness Of Decay 7:38
6 – Vengeful Spirit 6:00
7 – You Will Know The Lion By His Claw 7:22
8 – Death And The Maiden 8:48

 

Line-up:

Dani Filth – Screams
Richard Shaw – Gitarre
Ashok – Gitarre
Daniel Firth – Bass
Lindsay Schoolcraft – Keyboard, Female Vocals
Martin Škaroupa – Schlagzeug

 

Weitere Infos:

Offizielle CRADLE OF FILTH Homepage
CRADLE OF FILTH auf Facebook
CRADLE OF FILTH Bei Nuclear Blast Records



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