Cyhra – Wir mussten als Band zusammenwachsen, um uns damit auseinanderzusetzen

Photo by Linda Florin

-English version below-
Mit dem Hellfire Quick5 Interview versuchen wir für unsere Leser möglichst interessante Infos aus den Musikern rauszukitzeln, ohne dass sie sich seitenlangen Fragen/Antworten hingeben müssen. Wir vom Hellfire bemühen uns dabei, (mehr oder weniger) kurz und prägnant im Rahmen von 5 Fragen zu agieren (manchmal kann eine Frage auch gedoppelt oder getrippelt sein); den Musikern obliegt es, nach ihrem Gutdünken zu antworten: kurz und knapp bis hin zu ausschweifend und umfangreich.

Diesmal sprachen wir mit Euge Valovirta von Cyhra, die am 15. November 2019 ihr neues Album „No Halos In Hell“ veröffentlichen werden.

HF: Herzlichen Glückwunsch zu eurem neuen Album. Alle Mitglieder von Cyhra sind ja erfahrene Musiker und haben schon vorher in erfolgreichen Bands gespielt. Wie hat es sich da angefühlt, 2016 quasi wieder bei Null anzufangen? Welche Vorteile brachte es mit sich, dass ihr euch individuell schon einen Namen gemacht hattet und wie schwer war es dann, ausgetretene Pfade und alte Gewohnheiten zu verlassen, um aus Cyhra etwas eigenständiges zu machen?

Euge: Vielen Dank! Eine neue Band zu gründen ist immer aufregend und gerade mit diesen Jungs war es extrem spannend 🙂 Wahrscheinlich hatten wir es etwas einfacher mit dem Start und damit, den Bandnamen bekannt zu machen als es normalerweise der Fall gewesen wäre. Schließlich blicken wir alle auf langjährige und erfolgreiche Karrieren mit unseren vorherigen Bands zurück. Die Vergangenheit auszublenden war eigentlich ganz einfach, da wir nicht wirklich großartig darüber nachgedacht oder Dinge zu Tode analysiert haben. Wir haben einfach angefangen, Songs zu schreiben und geguckt, was so passiert. Und seit der ersten Writing Session sind sehr viele Dinge passiert 🙂

HF: Immer wenn ich „Letters To Myself“ Freunden gezeigt habe, konnten sie mit dem Namen Cyhra nichts anfangen, aber wenn sie dann euer Line-up gesehen haben, waren alle beeindruckt. Ich vermute mal, ihr musstet also mit Erwartungen von außen klarkommen, bevor der erste Song überhaupt veröffentlicht war. War das eher Belastung oder Ansport für euch? Und war es dann einfacher, „No Halos In Hell“ zu schreiben, nachdem ihr mit einem Album und Shows rund um die Welt schon so etwas wie einen musikalischen Fußabdruck von Cyhra etabliert hattet?

Euge: Ja, ich denke, da gab es schon Erwartungen, aber wie gesagt, da haben wir uns nicht groß Gedanken drum gemacht. Wir haben einfach Songs und ein Album geschrieben auf die wir stolz sind und hinter denen wir voll und ganz stehen. Wenn jemand anders diese Songs auch mag, dann ist das ein riesiger Bonus für uns, da uns die Band von Anfang an sehr wichtig war. Wir waren niemals eins von diesen „Super Group Nebenprojekten“, sondern immer eine richtige Band.
Ich glaube, das mit dem Schreiben kann man nicht in den Kategorien „schwieriger“ oder „leichter“ ausdrücken. Es war einfach anders. Das erste Album wurde komplett von Jake und Jesper geschrieben, diesmal war auch ich sehr stark in das Songwriting eingebunden und jeder von uns hat im Studio zu den Arrangements beigetragen, da die (Demos der) Songs diesmal noch nicht so ausgearbeitet waren wie bei „Letters“, bevor wir für die Aufnahmen ins Studio gegangen sind. Diesmal war es also viel mehr eine Band-Leistung als das erste Album.

HF: In Cyhra-Songs scheint es so etwas wie eine perfekte Welt nicht zu geben. Ihr erzählt oft von den Kämpfen im Leben und das Gewinnen und Verlieren zwei Seiten der selben Medaille oder sogar ein zweischneidiges Schwert sein können. Auf dem neuen Album scheinen die Texte sogar noch mehr aus eurer Lebenserfahrung zu resultieren. Wäre ein derart persönlicher Song wie „Battle From Within“ auf eurem ersten Album möglich gewesen oder musstet ihr als Band erst zusammenwachsen, um auch solche Themen behandeln zu können?

Euge: Da Jake ja alle Texte schreibt, versuche ich das so gut zu beantworten wie es mir möglich ist. Soweit ich weiß, hat Jake vor Cyhra niemals persönliche Texte oder Texte, die auf Erfahrungen aus dem echten Leben basieren, geschrieben. „Letters“ war das erste Mal, dass er so etwas gemacht hat. Die Songs basierten nicht unbedingt auf seinen eigenen Erfahrungen, sondern auch auf denen von Leuten, die ihm und uns nahe stehen. Wie zum Beispiel Jesper. Bei „No Halos“ hat er sich noch weiter damit auseinandergesetzt und hat über sehr persönliche Dinge geschrieben, von denen er auch uns noch nichts erzählt hatte und „Battle From Within“ ist dafür ein sehr gutes Beispiel. Als er mir die Lyrics zeigte, sagte ich „Man, das fühlt sich sehr persönlich und echt an. So als wäre dir das wirklich widerfahren“. Und er antwortete mir: „Weil es mir wirklich passiert ist“. Und so sprachen wir das erste Mal über diese Ereignisse. (Anm.d.Red.: Der Song handelt von Frederik, Jake’s Bruder, der sich das Leben nahm) Jedes Mal, wenn wir den Song live spielen, bekomme ich Gänsehaut. Und auch jetzt gerade, wo ich dir das erzähle, bekomme ich Gänsehaut. Ich denke also, wir mussten tatsächlich als Band zusammenwachsen, um uns mit solchen Themen auseinanderzusetzen.

HF: Auch wenn eure Texte von den dunklen und hellen Seiten des Lebens erzählen, so ist eure Musik doch sehr eingängig und catchy. Hattest du schon mal das Problem, dass du einen eurer eigenen Songs nicht aus dem Kopf bekommen hast? Bei welchen der neuen Songs kannst du es kaum erwarten, sie endlich live zu spielen?

Euge: Oh ja 🙂 Aber ich denke, dass ist ein gutes Zeichen, wenn du es hinbekommen hast, etwas so gut zu schreiben, dass es sich in deinem Kopf festsetzt. Eigentlich wollen wir alle unbedingt live spielen, da wir sehr stolz und auch sehr aufgeregt sind in Bezug auf unser neues Album. Wir haben tatsächlich schon 6 oder 7 der neuen Songs live gespielt, als wir vor ein paar Wochen durch Schweden und Finnland getourt sind und alle scheinen live sehr gut zu funktionieren. Das war auch eines der Hauptziele, als wir das Album schrieben; das jeder Song live funktionieren muss und diese Energie mit sich bringt, dass die Leute mitsingen, headbangen oder was auch immer tun, das eine Verbindung zwischen ihnen und uns entstehen lässt und die Shows so zu etwas Unglaublichem werden lässt.

HF: Wo wir gerad übers Touren reden: in Sachen Tour seid ihr ja definitiv keinen Newcomer-Ansatz gefahren 😉 Ihr habt Headliner Shows in Schweden gespielt, wart auf großen Festivals dabei, seid mit Kreator und Sabaton in den USA unterwegs gewesen und erobert jetzt als Support von Battle Beast die europäischen Bühnen. Hattet ihr noch Lampenfieber? Wie war die erste Show, die ihr jemals als Cyhra gespielt habt?

Euge: Stimmt wohl. Wir sind alles erfahrene Musiker und machen das schon seit vielen Jahren, sind mehrmals um die Welt getourt. Aber du musst trotzdem immer noch dieses kleine bisschen Lampenfieber und Aufregung empfinden, bevor du auf die Bühne gehst. Wenn du das nicht mehr fühlst, dann ist das ein Zeichen dafür, dass du abgestumpft bist und das Interesse verloren hast. Es fühlt sich toll an, wenn du sozusagen „Schmetterlinge im Bauch hast“ bevor du auf die Bühne gehst.
Die erste Show war…eine typische erste Show 🙂 Wir hatten ein paar technische Probleme, da unsere Ausrüstung zu spät kam und wir keinen richtigen Soundcheck machen konnten, aber letzten Endes haben wir alles in den Griff gekriegt und alles hat gut funktioniert.

HF: Vielen Dank für das Interview. Wir wünschen euch für die Zukunft alles Gute und viel Erfolg mit dem neuen Album.

Interview: Katja Maeting

Weitere Infos:
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Cyhra bei Instagram
Website von Cyhra

Hellfire Quick 5 interviews try to gather a lot of interesting information within the narrow frame of five questions and five answers. Sometimes a query may be divided into two or three partial questions. It’s up to the musicians to answer short, longer or excessively.

Today we talk to Euge Valovirta from Cyhra who will release their new album „No Halos In Hell” on November 15, 2019.

HF: Congratulations on your new album. All members of Cyhra are experienced musicians and played in successful bands before, so how did it feel to start from scratch in 2016? What advantages did „having made yourselves a name before“ have and how hard was it to leave well-worn paths and and old habits behind to make Cyhra something unique?

Euge: Thanks! Starting a new band is always exciting and especially with these guys it was extremely exciting 🙂 I guess it was a bit easier to start and get the word out about the band than usually since we’ve all had quite long and successful careers with our previous bands. It wasn’t hard at all since we really didn’t think or over analyze anything. We just started to write songs and see what happens. And lots of things have happened since the first writing session 🙂

HF: Whenever I showed „Letters To Myself“ to friends, they didn’t know the name Cyhra but looking at the line-up, everybody went „oh wow“, so I think you had to deal with expectations even before the first song was released. Was this a burden or an incentive to you? And was writing „No Halos In Hell“ easier, having already established the musical footprint of Cyhra with an album and shows around the world?

Euge: I guess so but like I said we really didn’t think about it at all. We just wrote songs and an album that we’re proud of and can stand behind it and if someone else would like it, it’d be a big bonus ‚cos we’ve been really serious about the band from the beginning so this has never been a so called „super group side project“ to us.
I wouldn’t say it was easier neither harder to write but different. The first album was completely written by Jake & Jesper and this time I was involved a lot in the songwriting and everyone of us contributed a lot to the arrangements in the studio ‚cos the (demos of the) songs weren’t that finished as on „Letters“ before we entered the studio to track them. So this was a lot more of a band effort than the first one.

HF: There seems to be no perfect world in Cyhra-Song, you often tell about the struggles in life and that winning and losing can be two sides of the same coin or even a double-edged sword. On the new album the lyrics are even more true to your life experiences it seems. Would a personal song like „Battle From Within“ have been possible on your first album or did you have to grow as a band to deal with such topics?

Euge: Since Jake writes all of the lyrics I try to answer the best I can to get this right.
Before Cyhra Jake had never written personal lyrics or lyrics that are based on true life experiences (at least what I know) and „Letters“ was the first time he did so. They weren’t necessarily based on his own experiences but people close to him and us. Like Jesper for example. With „No halos“ he went deeper into this and really wrote some personal stuff that he actually haven’t shared even to us and „Battle From Within“ is a great example of this. After he showed me the lyrics I was like „Man, this feels quite personal and real and feels like this has actually happened to you“. And he replied to me „Because it has“. And that was the first time me & him spoke about it. I get goosebumps every time we play that song live. And I actually get goosebumps now when I’m telling you this. So I think the answer is: Yes, we needed to grow as a band to deal with such topics.

HF: Even though the lyrics tell about the dark and the light sides of life, your music is quite catchy. Did you ever have the problem that you couldn’t get one of your songs out of your head? Which of the new songs are you craving to play live on your upcoming tour?

Euge: Oh yes 🙂 But I think it’s just a good sign if you’ve managed to write something so good that it gets stuck in your head. I think we’re craving to play them all since we’re really proud and excited about the album. We’ve actually played 6 or 7 of them live already on the Finland and Sweden tours we did a few weeks ago and they all seem to work really well live. And that was one of our main goals when we were writing the album; that each song has to work live and has that energy that people will sing along, bang their heads or do whatever that makes them connected with us to make the shows larger than life so to say.

HF: Talking about going on tour: You definitely had no newbie approach on touring 😉 You did headliner shows in Sweden, played some big festivals, toured the USA with Kreator and Sabaton and now you are conquering stages across Europe supporting Battle Beast. Did you have any stage fright symptons? How was the first show you ever played as Cyhra?

Euge: No we don’t. We’re all seasoned musicians and have done this for many years and toured all over the world multiple times. You have to have a little bit of stage fright and excitement before you go on stage ‚cos if you don’t it’s a sign that you’ve become dull & disinterest. It’s a good feeling when you have a little „butterflies in your stomach“ before you go on stage so to say.
The first show was well…a first show 🙂 We had quite a bit of technical problems ‚cos we didn’t have a time for a proper soundcheck since our gear was late and so on but in the end we pulled it off and we made it work well.

HF: Thank you so much for the interview. We wish you all the best for the future and lots of success with your new album.

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