Speziell die letzten zwei Jahre hatten unsere Fotografen/Fotografinnen nicht wirklich viel Möglichkeiten, Bands live auf „normalen“ Konzerten zu fotografieren.
Das brachte uns auf die Idee, mal Revue passieren zu lassen, welches Foto uns Fotografen/Fotografinnen im Laufe unserer Tätigkeit am besten gelungen ist, welches die meiste Anerkennung bei Bands und Fans eingespielt hat, welches unser persönlicher Liebling ist.
Kurz gesagt DAS Bild.
Dass es nicht einfach war, genau dieses Bild ausfindig zu machen, war uns schon klar. Schließlich sind einige von uns schon Jahrzehnte mit Kameras unterwegs. Die Jüngeren im Team hatten es (vermeintlich) einfacher: dem jahrzehntelangen Fotografieren standen hier lediglich „viele“ Jahre entgegen. 😊
Wer noch mit analoger Fotografie begonnen hat, fabrizierte pro Konzert nur wenige Shots: pro Band im höchsten Fall 72 Aufnahmen, sofern man mit nur einer Kamera gearbeitet hat, was bedeutet, dass man innerhalb der ersten drei Songs im Fotograben einmal in der Lage war, den 36er Film zu wechseln.
Mit der Digitalfotografie wurde es dann ausschweifender. Da kann es schon mal passieren, dass man den knappen Zeitrahmen nutzt, und mehrere hundert Fotos pro Band auf den Speicherchip bannt. Mit viel Routine hat man dann auch noch das Problem, dass man wenig Ausschuss hat, und die Eingrenzung der veröffentlichungswürdigen Fotos schnell zur Mammutaufgabe wird.
Unsere Fotografen/Fotografinnen sollten zu den ausgewählten Fotos auch ein paar Angaben machen: wer, wann, wo, warum, weshalb…..
Der/die eine ließ sich zu diesem Thema ausschweifender als der/die andere aus. Zum Teil löste die Frage nach den Hintergründen wahres Unverständnis bei den Fotografen/Fotografinnen aus. Nach dem Motto: das Bild spricht für sich, was willst Du sonst noch?
Dementsprechend könnt Ihr auch recht unterschiedliche Kommentare zu den Pics lesen. Der/die eine ist sehr mitteilsam, wie es den zu DEM Foto gekommen ist, der/die andere kommentier den Shot mit ein zwei Worten und lässt das Bild für sich sprechen.
Wir hoffen, Ihr habt ein wenig Spaß und lasst uns vielleicht mit einigen Kommentaren wissen, was Euch am besten gefällt.
Jörg
Frank
Da hat uns unser Chef Jörg ja ein Ei ins Nest gelegt. Wir Fotografen sollen unser Lieblingsbild mit euch teilen.
Nur, es gibt nicht „Das Eine“ Bild…
Über den Lauf der Jahre (und das sind bei mir immerhin über 20 Jahre der Konzertfotografie) sammeln sich doch viele Bilder an und man hat einfach zu viel Lieblinge. Ich habe mich daher für eines mit einer Geschichte darum entschieden.
Aerosmith 2017 auf dem Hellfest in Clisson/Frankreich.
Da es, wie auf vielen Festivals üblich, für viele Bands eine zusätzliche Akkreditierung braucht und ich keine für Aerosmith hatte, wollte ich mir Aerosmith dann ein wenig gemütlich aus dem Publikum heraus anschauen, bevor es dann zum gemütlichen Teil des Abends übergeht, dem Bier.
Vor Aerosmith spielten Apocalyptica auf der Mainstage 2, und da bin ich dann gerade vom Fotografieren zurück und schaute nach einem Platz im Publikum, wo auch noch die mobilen Bierverkäufer regelmäßig vorbeischauen. Der war kurioserweise auch schnell gefunden, ca. 20 Meter vom Ende des Bühnensteges.
Und als dann Aerosmith angefangen haben sind Steven Tyler und Joe Perry sofort nach vorne zum Ende des Steges, und dort sind sie auch mehrere Songs geblieben. Naja, schnell das Bier geleert, Kamera rausgeholt (und man muss dazu auch sagen, uns akkreditierten Fotografen ist es auf dem Hellfest erlaubt, ständig aus dem Publikum zu fotografieren, wenn wir denn einen geeigneten Platz finden, was bei ca. 80.000 Zuschauern meist etwas schwierig ist).
Ich habe dann die Show angeschaut und immer wieder Bilder gemacht, und bin dann nach 2/3 der Show Richtung Backstage Bereich, um gemütlich noch das eine oder andere Bierchen zu trinken und mich mit Kollegen auszutauschen.
Und dann stellte sich heraus, dass die akkreditierten Fotografen während der Zeit, als sie aus dem Graben fotografieren konnten, nicht den Bereich des Steges benutzen durften. Das war Vorgabe von Aerosmith, damit das Publikum nicht durch Fotografen gestört würde. Somit hatten alle Fotografen nur Bilder von Steven Tyler und Joe Perry von hinten…
Marcus
Wacken 2014 . erstes Wacken mit Pass. Warum? Hallo?!? Die Legende schlechthin. Ich hätte getötet für den Pitpass
Jörg
Angefangen mit der Konzertfotografie habe ich 1983. Damals mit einer Olympus OM2.
Die digitale Fotografie startete ich auch mit Olympus, wechselte dann aber schnell zu Canon; zuerst zu zwei EOS 550D; aktuell nutze ich zwei EOS 77D.
Mein persönliches Highlight stammt noch aus dem Jahr 1988, welches ich am 11.02. in Düsseldorf Tor 3 gemacht habe.
Kleine Anekdote am Rande: es war Weiberfastnacht und im Publikum standen neben jeder Menge Leder, Ketten und Nieten auch Clowns, Cowboys und Indianer rum….
Obwohl ich so einige Bilder in meiner Laufbahn gemacht habe, die es mindestens genauso, wenn nicht noch mehr, verdient gehabt hätten, hier zu erscheinen, ist dieses Bild von Udo Dirkschneider und Mathias „Don“ Dieth eines der nachhaltigsten, auf das ich auch heute noch immer wieder angesprochen werde, wenn jemand weiß, dass ich damals das Live Wire Magazin herausgegeben habe.
Die Plattenfirma RCA war damals begeistert von dem Shot, weil man vorhatte, bei U.D.O. speziell diese beiden Musiker zu highlighten. Und so pushten uns RCA, das Bild auch als Cover unser 12. Ausgabe zu machen.
Logisch, dass es sich hier um ein analoges Bild handelt: hier hatte ich den richtigen Moment nutzten können, als die beiden Musiker in einer unvergesslichen Pose, dazu noch ideal ausgeleuchtet, vor mir standen.
Alex
Band: Hämatom
Tour: Maskenball
Wann: 29.02.2020
Wo: Music Hall Geiselwind
An dem Abend ist eines meiner absoluten Lieblingsbilder entstanden. Auch wenn man sich hier nur sehr schwer festlegen kann J
Was das Konzert noch unvergesslicher macht, ist, dass ca. 4 Wochen später der erste Corona-Lockdown in Kraft trat. Somit war es das letzte Konzert, welches ich vor dieser verrückten Zeit noch begleiten durfte.
Nancy
Es gibt viele Konzerte, an die ich gern zurückdenke. Aber DAS EINE, an das ich mich am liebsten erinnere, ist definitiv Parkway Drive, auf Ihrer Reverence Tour in der Jahrhunderthalle Frankfurt. Das war am 27.01.2019.
Wir Fotografen durften das ganze Konzert fotografieren, was an sich bei PWD schon ein Geschenk ist. Also bin ich nach den ersten 3 Songs auf die Tribüne, weil man von dort aus prima die ganze Bühne auf’s Bild bekommt.
Während ich das grad so schreibe, spüre ich wieder das Kribbeln im Bauch, die Freude und die unheimlich schöne und positive Energie der Crowd und der Band. Das war absoluter Wahnsinn.
Ein riesen Abriss! Ich glaub, ich hatte ein breites Dauergrinsen von einem Ohr zum anderen. So glücklich mit dem Moment, und dass ich dieses Konzert miterleben durfte.
Auf einmal sagte eine unbekannte, männliche Stimme neben mir: „Pass auf! Jetzt!“ Hab ich verwundert getan, und genau in diesem Moment ist mein Lieblingsfoto entstanden. Voller Endorphine und ganz bestimmt hüpfend, hab ich das eben entstandene Foto dem Herren neben mir gezeigt, mich bedankt und ihn gefragt, ob ich ihm das Bild schicken darf. Schließlich haben wir es ja irgendwie gemeinsam fotografiert. Also gab er mir die Nummer. Auf meine Frage hin, welchen Namen ich eingegeben darf, antwortete er: „Pyro-Manny! Pyrotechniker der Band“…
Dann hat er gelacht, zog seines Weges und mir ist vor Verblüffung fast die Kamera aus der Hand gefallen. Dieses Konzert werde ich „niemals nie“ vergessen!
Danke dafür!
Sven
Es war/ist verdammt schwierig, ein Bild aus tausenden auszuwählen. Die Auswahl fiel nun auf Martin Engler, was ich am 20.08.2021 – MONO INC. mit Tanzwut @Rennbahn Hoppegarten Berlin! aufgenommen habe.
Das fotografisch besondere daran war für mich, dass a) hier mein neues Objektiv Sigma 150-600mm F5,0-6,3 DG OS HSM Contemporary zum ersten Mal seine Anwendung fand, und dass b) das Bild aus fast 80 Metern Abstand gemacht wurde.
Auf dieses hier und auf alle anderen gemachten Bildern von diesem Abend war/bin ich stolz und war/bin extrem positiv überrascht über das, was am Ende mit dem Neuen auf meinem Kamerabody herauskam; und das alles ohne Stativ fotografiert.
Marco
Ganz so lange, wie die meisten Kollegen, bin ich noch nicht im Fotograben unterwegs. Sehe mich selbst auch immer noch als absoluten Amateur auf dem Gebiet. Auch wenn ich mittlerweile deutlich besser mit der Technik zurechtkomme.
Was es mittlerweile immer schwerer macht, sind die ausufernden Lichtshows. Da muss man immer höllisch aufpassen und oft in Sekundenschnelle reagieren. Denn am Ende kommt es nicht auf die beste Kamera oder das teuerste und neuste Equipment an, sondern auf das Auge des Fotografen und das Gefühl für den richtigen Moment.
Und so kommen wir zu meinem wohl absoluten Lieblingsbild, welches am 02. August 2019 auf dem Wacken Open Air endstanden ist. Ich habe mit Sicherheit bessere Bilder gemacht. Auch außergewöhnliche, vielleicht sogar einmalige.
Doch mit keinem habe ich bis heute eine emotionalere Bindung, als zu diesem Bild. Fabienne Erni von „Eluveitie“! In diesem Moment sang sie gerade „The call of the mountains“ in der schwyzerdütschen Variante. Für mich hat nicht nur das Lied etwas von Freiheit, auch der Moment und die Wirkung, die es auf mich ausstrahlt, erzeugen genau dieses Gefühl in mir.
Mit Freude und tiefen Emotionen verbinde ich dieses Bild, diesen Moment, dieses Konzert. BIs es jäh vom Unwetter unterbrochen wurde. Wacken 2019 war ein unbeschreibliches Erlebnis, auf welches ich immer gerne zurückblicken werden. Wir fühlten uns frei und glücklich. Von daher wird dieses Bild von Fabienne Erni immer eines meiner Lieblingsbilder sein und bleiben. Da es genau das für mich ausdrückt, was ich an diesem Tag empfunden habe.
Andreas “Kommodore Johnsen”
Zu Anfang dieses Jahres (oder war es schon in Ende 2021?), bat mich der liebe Jörg, an der internen Foto-Competition des Hellfire Magazins teilzunehmen.
Die meisten kennen mich wahrscheinlich gar nicht, und wenn, dann nur wenige. Im Grunde genommen bin ich ein guter Freund von Jörg, vielleicht auch Kollege und den Dirk kannte ich besonders gut.
Zu zweit oder zu dritt standen wir schon mehrmals zusammen im Graben, fachsimpelten, lästerten über dies und das ab, freuten uns aber im Grunde genommen immer wie Bolle, das Privileg zu haben, hier im Graben stehen zu dürfen und das eine oder andere Highlight auf unseren digitalen Chips abzuspeichern.
Für das Hellfire Magazin habe ich beispielsweise 2019 das Reload fotografiert. Im Grunde genommen ging meine fototechnische Konzertkarriere so in etwa 2013 / 2014 los. Metal- oder besser Rock- / Hardrock fan bin ich so 1982 / 1983.
In etwa begann es mit der Ausstrahlung des Rock Pop in Concert im ZDF, damals mit Legenden wie Iron Maiden, Judas Priest, Scorpions und einigen Newcomern wie Def Leppard.
Ich war einer der wenigen Metaller, die auf der ersten Full Metal Cruise 2013 dabei waren und dabei so einiges fotografierte. Das kam bei einigen so gut an, dass ich auf der zweiten und dritten Cruise in 2015 bereits einen VIP-Pass bekam und im Grunde genommen tun und lassen konnte, was ich wollte. Von der ersten Cruise postet ich so einige Pics in Facebook und eines Tages bekam ich eine sehr nette E-Mail. Mein Pic von Bill Hudson, damals Gitarrist bei Circle II Circle, sollte zu Promo Zwecken von ESP Guitars in Südamerika verwendet werden. Wow, dachte ich, nicht schlecht, na vielleicht kann man daraus auch mehr machen.
Ich bewarb mich damals beim Crossfire Magazin, einzig, um in 2014 das legendäre Wacken fotografieren zu dürfen. Bei Crossfire blieb ich bis Mitte 2019, fotografierte und schrieb aber zwischendurch auch für andere Mags, wie eben Hellfire, Reflections of Darkness, WoWassWann.eu, Musikiathek, einige Darkmagazine und andere.
In 2015 / 2016 lernte ich beim Metal Hammer Paradise den Chefredakteur vom Metal Hammer kennen. Den fragte ich direkt, ob ich nicht im Ruhrpott auch einige Sachen für die Metal Zeitschrift schlechthin machen könnte. Nach ein paar Gigs, unter anderem Amon Amarth und Arch Enemy in 2016, wurde mir mein musikalischer Lebenstraum mit Iron Maiden in Oberhausen 2017 erfüllt. Dabei war ich der einzige Fotograf, der sich für das Nachholkonzert am Dienstag bewarb und angenommen wurde.
Man stelle sich vor, Kommodore Johnsen mit 3 Kameras (+ Weitwinkel) und der Managerin von Iron Maiden, die mir half meine Kameras zu tragen, alleine vor den Jungfrauen. Unglaublich.
Auf Facebook ergab mein Bild vom Fotopass mit Iron Maiden hunderte wohlwollende Likes aber eben auch einige deutliche Neider. Zumindest war ich nun in der Fotografenszene deutschlandweit bekannt.
Das Jahr war allerdings noch nicht zu Ende. Bereits in 2016 durfte ich Arch Enemy auf dem Reload – Festival in Sulingen fotografieren. Da sie Headliner waren und fotographische Neuankömmlinge beim Reload für den Headliner gesperrt sind, das ging mir auch wieder in 2019 so, schnappte ich meine beiden D750 nebst Linsen und kämpfte mich in die zweite Reihe. Bis heute gehören diese Shots zum Besten, was ich jemals von der Blue Queen geschossen habe.
Nach weiteren Clubgigs waren die Melodic Death Metaller in 2017 auch Headliner meines geliebten Rock Harz Festivals. Ich fotografierte Arch diesmal bereits zum vierten Mal und wusste genau, wie die Show ablief und wann die Lady vom Drumkit jumpen würde. Hier gelang mir im Graben der beigefügte Shot, der bis heute zum erfolgreichsten Pic meiner Laufbahn zählt.
Das Ding wurde zigfach geteilt, und erstmalig erreichte ich mit dem Bild etwa 50.000 Likes und zwar auf der Arch Enemy Seite auf Instagram. Da ich am gleichen Tag noch einige Bilder vom Tower auf die gesamte Stage schoss, mit denen die Schweden danach ihre Osteuropatour promoteten und mir dazu noch ein mega Shot vom Drummer Daniel Erlandsson gelang, der direkt von PEARL für die Promotion genutzt wurde, war dieser Tag wahrscheinlich die Krönung meiner Laufbahn.
Kurz danach erhielt ich von Arch Enemy eine Einladung zu weiteren Hallenkonzerten in Deutschland für 2018, ich wurde von der Band wirklich als Fotograf adaptiert und sowas, wie ein sehr guter Bekannter von Alissa. Zumindest werden seitdem alle Pics von mir auf ihrer Seite mit “by our friend Kommodore Johnsen” kommentiert und, ja, ich lernte die Band livehaftig beim Full Metal Force 2019 während eines Meetings zur Fireshow kenne.
Meine Konzertlaufbahn endete bis dato mit dem Saxon Gig in März 2020 in Düsseldorf. Ob es irgendwann weitergeht und ich dann wieder dabei bin, mal schauen. Lust hätte ich schon, allerdings ziehen mich die Vögel in der Naturfotografie doch kräftig in ihren Bann. Auf Reload, Rock Harz, Full Force und Arch Enemy hätte ich natürlich wieder Bock
Gernot
1993, Reunion von Accept! Die Reunion Show fand in den Docks, auf der Großen Freiheit in Hamburg statt. Ich durfte damals die ganze Show fotografieren, ebenso wie den späteren Tour Auftakt in Stuttgart, Hans-Martin-Schleyer-Halle, wo bei einer Zugabe das Foto entstanden ist. Wolf Hoffmann, erstmals mit Glatze, aufgrund verlorener Wette. Er hatte gewettet, dass das aktuelle Album es nicht in die Top Ten schaffen würde, und verloren. Es war nach einer Woche auf Platz 1!