Dead Quiet – Truth and Ruin

© Dead Quiet

von Mathias Keiber
Band: Black Magnet
Album: Hallucination Scene
Genre: Stoner Metal
Plattenfirma: Artoffact Records
Veröffentlichung: 11. September 2020

1998 war ich 15 und Schüler und konnte mir vielleicht alle zwei Monate mal ein neue CD leisten. MP3s gab’s noch nicht, das Internet auch nicht. Jedenfalls nicht bei uns zu Hause. Neue Musik war eine Seltenheit und echter Luxus. Meine Hauptquelle waren die Promo-CDs, die „Rock Hard“ und „Metal Hammer“ beilagen. Auf einer solchen war der Song „Euphoria“ von der schwedischen Kombo Spiritual Beggars: Ich war wie vom Affen gebissen, wilde Luftgitarren-Orgien in meinem Zimmer die Folge. Heute weiß ich: Es gibt nur wenige einzelne Songs, die meinen Musikgeschmack so sehr geprägt haben.

Warum ich Euch das erzähle? Weil DEAD QUIET aus der kanadischen Provinz British Columbia genau den Sound zocken, mit dem mich die Beggars einst infizierten — laut, fett, großspurig, hochdramatisch und tief in Hammond-Orgel getränkt. Einziger Unterschied: DEAD QUIET haben das noch ein kleines bisschen besser drauf als die Beggars Ende der Neunziger. Wo die Schweden aus heutiger Perspektive hier und da etwas gewollt klangen, wirken die Kanadier durch und durch authentisch. Das liegt in erster Linie daran, dass sie ein Problem nicht haben, das so manche Band doch etwas zurückhält. Denn oft singt in einer Band ja derjenige, der das am wenigsten schlecht kann.

Die Frage, „Wer singt?“, dürfte sich bei DEAD QUIET nie gestellt haben. Kevin Keegan heißt der Mann und er singt, keift und schreit so überzeugend ins Mikro, wie sein Namensvetter aus England in den achtziger Jahren den Fußball für den HSV streichelte. Kurzum: Keegan ist für eine Band, die laute, harte und schwere Rockmusik spielt, ein echter Optimalfall.

Sieben Songs sind drauf, auf dem dritten Album der Kanadier. Nur einer davon ist kürzer als sechs Minuten — und bei absolut keinem hat man den Eindruck, dass auch nur ein Beteiligter weniger als absolut alles geben würde. Das ist die ganz große Stärke des Albums, für meinen Hörgenuss gleichzeitig aber auch die einzige Schwäche. Denn „Truth and Ruin“ ist so ein dermaßen hartes Brett, dass es mich buchstäblich K.O. schlägt.

Ich sag’s mal so: Wären nicht alle Regler alle Zeit auf 10, dann hätte es von mir vielleicht 10 von 10 Hellfire-Punkten gegeben. So sind’s nur 9. Trotzdem: verdammt gute Band, verdammt gutes Album.

Tracklist
1. Atoned Deaf
2. Forever Unsung
3. Of Sound and Fury
4. Truth and Ruin
5. Partial Darkness
6. The Sign of a Sealed Fate
7. Cold Grey Death

Lineup
Kevin Keegan – vocals, guitar
Brock MacInnes – guitar
Mike Grossnickle – bass
Mike Rosen – keyboards, backing vocals
Jason Dana – drums

Weitere Infos
https://deadquiet.bandcamp.com/album/truth-and-ruin
https://artoffact.com/
https://www.facebook.com/deadquietband
https://www.facebook.com/artoffact

 

Speichere in deinen Favoriten diesen permalink.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.