Die Bands und Musiker auf der Bühne sieht und kennt jeder. Aber es gäbe keine Musik, keine Shows und keinen Erfolg ohne die Leute im Hintergrund, seien es Plattenfirmen, Produzenten, Veranstalter und viele mehr.
Wir möchten euch ein paar der Menschen vorstellen, die für und mit den Musikern arbeiten und sie auf ihrem Weg unterstützen.
Heute sprechen wir mit Michael Deppe, Gründer des Labels Dedication Records.
HF: Stell doch bitte zuerst einmal kurz Dedication Records vor. Was macht ihr genau und wo liegen zur Zeit eure Schwerpunkte?
Michael: Guten Morgen und danke für euer Interesse. Also, mein Name ist Michael, ich bin 44 Jahre alt und habe Dedication Records im Januar 2017 gegründet. Unsere Schwerpunkte liegen im Bereich Hardcore und, sagen wir mal, extremer Metal. Es gibt jedoch noch das Sub-Label Hopeless World Records, dort veröffentliche ich Singer / Songwriter / Folk und eher rockige Sachen. Auch hier gibt es tolle Künstler, die aber vom Spektrum nicht wirklich zum Haupt-Label passen. Eine weitere Herzenssache ist für mich die Förderung von Nachwuchsbands, dies soll unter dem Motto „Young and Hopefully“ laufen. Hierzu werden bald weitere Infos folgen.
Bei mir ist es einfach wichtig, dass ich die Platte und die Leute dahinter mag. Ich würde nie etwas rausbringen, dass ich mir nicht selber in den Plattenschrank stellen würde, andersrum würde ich auch nichts rausbringen, wenn die Band menschlich nicht mein Fall ist. Wie ich bereits oben sagte: Dedication Records soll nicht nur Label, sondern Familie sein für die Bands. Das gelingt uns ganz gut, denke ich.
HF: Im Januar ist Dedication Records 1 Jahr alt geworden. Herzlichen Glückwunsch nachträglich. Was war für dich damals der ausschlaggebende Grund für die Label-Gründung und welche Vorerfahrungen hast du mitgebracht? Bist du eigentlich auch selber als Musiker aktiv?
Michael: Ich habe Mitte der 90er in zwei Hardcorepunkbands gespielt, letztens noch Aufnahmen gefunden. Davon werde ich bald für mich und die anderen Leute aus der Band mal ne 5er Auflage als 7 Inch machen, aber es ist reine Nostalgie und nichts zum veröffentlichen.
Ich wollte beim Start des Labels erstmal zwei Projekte machen, zum einem die 7 Inch meiner Freunde Foxglove und zum anderen einen Sampler zu Gunsten der DKMS mit dem Titel „Every Life Counts“. Das Projekt „Every Life Counts“ war mir mega wichtig, da ich selber bereits mit dem Thema Krebs zu tun hatte und auch Freunde und Familie bereits den Kampf verloren haben gegen diese Dreckskrankheit.
Die Idee war, Nachwuchsbands und bereits etablierte Bands auf einem Sampler zu versammeln, um den Bands a) die Möglickeit zu geben, etwas zu veröffentlichen und b) den gesamten Überschuss an die DKMS zu spenden. Durch dieses Projekt habe ich Bands kennengelernt, mit denen ich heute noch etwas mache, wie z.B. In Chains, Sleeping God und Existence Failed. Leider war das Projekt nicht so erfolgreich wie erhofft, wir haben bisher nicht einmal den Breakeven erreicht. Ich hoffe, dass wir das bald schaffen. Es lag wohl daran, dass die Mischung auf dem Sampler zu krass war, neben extremen Geballer gibt es hier halt Singer / Songwriter und Irish Folk. Ich selber mag die Mischung und höre den Sampler immer noch gerne. Die Mischung ist so krass ausgefallen, da ich dachte: große Käuferbreite, CDs schnell weg und gut. Das ist dann auch ein Punkt für deine nächste Frage.
HF: Wenn du das vergangene Jahr Revue passieren lässt, was sind so die „lessons learned“ aus dieser Zeit? Wo warst du vielleicht zu enthusiastisch und was hat sich als goldrichtig erwiesen?
Michael: Siehe oben, da war ich zu enthusiastisch, die Stückzahl war wohl einfach too much. Auch habe ich bei den Produktionskosten manchmal Entscheidungen getroffen, die kaufmännisch vielleicht nicht optimal waren, aber aus Liebe zur Musik in jedem Fall ok sind. Bei einem Release war die Frage: ein Song weg oder Doppelvinyl? Viele andere hätten gesagt: Song weg (ich heute evtl. auch), aber ich habe es nicht übers Herz gebracht, also haben wir Doppelvinyl gemacht. Dies war weitaus teurer als Einzelvinyl, aber wenn ich die Platte heute höre, erfreue ich mich an dem geilen Sound und der tollen Aufmachung.
Tarasque und Ewig.Endlich. haben gerade in der aktuellen Ausgabe der „Rock Hard“ Top-Bewertungen eingefahren, das macht mich schon stolz und zeigt mir, dass es eine gute Entscheidung war, diese Platten zu machen. Auch absolut richtig war die Entscheidung, die letzte Ghost Street auf Vinyl nachzulegen – das Ding ist der Knaller, sowohl vom Sound als auch von der Optik.
HF: Du hattest in der Zeit ja mit einer Vielzahl an Bands zu tun, hast Erfolge und Misserfolge hautnah miterlebt. Welchen Ratschlag würdest du einer jungen Band am Anfang ihres Weges geben? Welche Fehler sollte sie unbedingt vermeiden, welche Punkte von Anfang an mitbedenken?
Michael: In jedem Fall sollte man sich als Band Zeit lassen, bevor man wirklich ins Studio geht und viel Geld ausgibt. Es gibt sehr viele Möglichkeiten, erst einmal günstig etwas aufzunehmen, um zu sehen wie es klappt. Ich kenne jemanden, der hat ein mobiles Studio und nimmt Demos von Bands im Proberaum auf, sehr cool. Die Atmosphäre ist somit gewohnt und man kann auch probieren was so geht. In einem „richtigen“ Studio ist die Zeit knapp und da sollte die Band die Songs können, nicht nur kennen. Vorproduktion ist das Zauberwort. Wenn dann das Album fertig ist, sparen sich viele Bands ein professionelles Mastering. Nicht immer eine gute Idee. Gerade im Bereich Mastering geht extrem was und nichts ist so wichtig wie der erste Eindruck. Labels, Reviewer und Veranstalter bekommen Massen an Sachen zugeschickt. Da fliegen mies produzierte Sachen sofort in die Tonne. Ist leider so. Ich selbst versuche, mir alles anzuhören, auch mehrfach, um mir ein Bild zu machen. Aber auch hier hänge ich arg zurück, da es Unmengen sind und dann ist es so, dass „Rumpeldemos“ oft nicht weiterkommen. Ich freue mich immer über Demos, nehme jedes Demo ernst und versuche, immer Rückmeldung zu geben (auch wenn es etwas dauert). Manches rutscht mir durch – dann ist es super ok, wenn die Band nachfragt. 🙂
HF: Wie sehen die Pläne für die Zukunft von Dedication Records aus? Ich kenn euch z.B. hauptsächlich mit Releases im Bereich Melodic Hardcore und ähnliches. Werdet ihr da euer Portfolio in Bezug auf Genres noch erweitern oder wollt ihr euch auf bestimmte Musikrichtungen konzentrieren?
Michael: Wir haben viel vor in den nächsten Jahren. In absehbarer Zeit werden wir versuchen, mit anderen Labels einen weiteren Independent-Vertrieb zu gründen, um auch kleinen Bands mit Eigenproduktionen die Möglichkeit zu geben, ihre Sachen rauszubringen. Wir haben einige mega geile Platten in Planung, bzw. abschussbereit und es wird neue Releases von einigen Labelbands geben. Von der Musik her werden wir weiterhin das Hauptaugenmerk auf Hardcore legen. Das heißt jedoch nicht, dass wir nicht offen für andere Sachen sind, die dann z.B. auf Hopeless World kommen können.
HF: Vielen Dank für deine Zeit. Wir wünschen Dedication Records weiterhin viel Erfolg und freuen uns schon auf eure nächsten Releases.
Michael: Danke für die Fragen. Ich möchte noch ein Geschenk loswerden, damit jeder sich selber ein Bild von meinem Label und den Bands machen kann: wer mir unter info@dedication-records.de ne Email sendet, bekommt einen gratis Downloadlink für den neuen Labelsampler. 22 Bands mit je einem Song sind darauf vertreten. Wenn das nix ist! Schönen Tag euch!
Interview: Katja Maeting
Weitere Infos:
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Website von Dedication Records