Geschrieben von Oliver Heberling // Foto by gräffiX by Marco G.
Schlachthof Wiesbaden // 22.03.2019. Das Kesselhaus in ausverkauftem Zustand ist prädestiniert für überkochende Partystimmung. DESERTED FEAR haben zum Wochenendeinstand für ihre Death Metal-Sause noch die belgischen CARNATION und die italienischen HIEROPHANT eingeladen. Eng, schwitzig und laut sollte es demnach bei noch 20 Restkarten an der Abendkasse werden. Was sich während des Auftritts der Eisenberger Combo ereignete brachte den Stimmungskessel jedoch schleunigst zum Überlaufen.
Eröffnet wurde der Abend vom italienischen Trio HIEROPHANT. Nach zähem fünfminütigem Intro betraten sie die reichlich geschmückte Bühne, um eine diabolische Messe zu feiern. Das Bühnenbild wurde besonders von drei auf umgedrehten Kreuzen gepfählten Totenschädeln geprägt, alle Bandmitglieder hatten sich zudem mit Ruß bemalt, um sich der düsteren Stimmung ihrer Show entsprechend zu präsentieren. Ihr gut 30-minütiger Auftritt erschöpfte sich für mich leider recht zügig. Viele Songs konnten mit starken Parts aufwarten, plätscherten den Rest der Zeit jedoch leider recht monoton dahin. Große Teile des Publikums schienen dennoch begeistert, was sich durch flächendeckenden Applaus in der bereits fast randvollen Halle äußerte.
Danach war es für den belgischen Fünferpack von CARNATION an der Zeit, die ersten Circle-Pits des Abends einzufordern. Abgesehen von der merkwürdigen optischen Diskrepanz des mit Ochsenblut beschmierten und einer Ankerkette behängten Sängers zu seinen gänzlich unkostümierten, bleichen, langhaarigen Mitstreitern überzeugten CARNATION als gefühlte musikalische Reinkarnation der nicht mehr aktiven Bolt Thrower auf ganzer Linie. Nebelmaschinen und wildes Gepose rundeten die Show gekonnt ab.
Pünktlich um 21 Uhr war es für den Headliner des Abends an der Zeit, das Kesselhaus 75 Minuten lang zum Beben zu bringen. Stilecht eingeleitet durch Bon Jovis „You give love a bad name“ schickten sich DESERTED FEAR an, ihr neues Hammer-Album Drowned by humanity zu präsentieren. Auch das Publikum war von Minute 1 an voll da und eröffnete bereits zum Opener „Battalion of Insanities“ den ersten Circle-Pit. Doch viel beeindruckender als die großen Pits und kreiselnden Köpfe war die unzählbare Masse an Crowdsurfern die sich über den Abend hinweg die Ehre gab. Gefühlt waren Fotograf Marco und ich, neben der Band, am Ende des Abends die Einzigen die nicht Oben waren. Davon blieben auch die Jungs auf der Bühne nicht unbeeindruckt; Gitarrist Fabian Hildebrandt kommentierte zwischenzeitlich: „Die Release-Show in Essen war ja schon geil, aber was hier passiert ist nicht normal.“ Die Wahnsinnsstimmung, sowohl zu Klassikern wie „Kingdom of Worms“, als auch zu neuen Hits wie „All will fall“ oder „Welcome to reality“ heizte die Band zu Höchstleistungen an. Nachdem „My empire“ wegen eines abgebrochenen Schlägels an der Fußmaschine des Schlagzeugs zwischenzeitlich unterbrochen werden musste, wurde er kurzerhand einfach nochmal komplett gespielt. Auch eine gerissene Saite an Manuel Glatters Gitarre hielt die Jungs nicht davon ab Alles zu geben. Stattdessen kommentierten sie selbstironisch: „Wieso kaufen wir eigentlich immer ein ganzes Set? Du brauchst doch eh nur die unteren drei Saiten!“. Nach dem eigentlich als Abschluss geplanten „Bury your dead“ skandierten die Fans so lauthals eine Zugabe, dass die Outro-Musik abgebrochen und doch noch ein Lied obendrauf gelegt wurde.
Unterm Strich steht ein stimmungsgeladener Abend, der dem Namen des Kesselhauses alle Ehre macht. Die thüringischen Death Metaller mit ihrem gigantischen Gitarrensound haben als Opener für Heaven Shall Burn vor ziemlich genau zwei Jahren in der großen Halle des Schlachthofs offenbar nicht bloß bei Marco und mir einen bleibenden Eindruck hinterlassen und müssen, wie sie auch selbst anmerkten, für ihre nächste Show wohl in eine größere Location umziehen. Verdient haben sie diesen Publikumszuspruch allemal!
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