Geschrieben von: Klaus Saalfeld
Band: Dezperadoz
Album: Moonshiner
Genre: Western Metal
Plattenfirma: El Puerto Records
Veröffentlichung: 21.06.2024
31 Grad Außentemperatur, strahlend blauer Himmel. Da kann man sich doch nichts schöneres vorstellen, als sich seinen Stetson aufzusetzen, sein 1 PS Taxi zu besteigen und in den nächsten Saloon zu reiten, um einen schönen Whiskey On-the-rocks zu genießen. Also letztgenanntes auf jeden Fall! Den passenden Soundtrack dazu liefert die in Heidelberg beheimatete Formation DEZPERADOZ. Diese wurde vor etwa einem Vierteljahrhundert von Onkel Tom Gitarrist Alex Kraft gegründet und verbindet Metal Klänge mit dem Soundtrack / der Atmosphäre von Italo-Western der 60er und 70er Jahre. Das neue, „Moonshiner“ betitelte sechste Album huldigt allerdings nicht dem Wilden Westen, sondern nimmt den Hörer mit in die Zeit der Prohibition – der Ära des Schwarzbrennens und des Alkohol-Schmuggelns.
Passend dazu eröffnet „Evil Wayz“ mit Maschinen-Gewehr Salven, bevor Metallica ähnliche Riffs (Stichwort Schwarzes Album) in einen fetten Banger überleiten und eine hervorragende Kostprobe dieser Metal-Western Mixtur abgeben. „Runnin‘ Shine“ kommt nicht nur ähnlich druckvoll daher, sondern trumpft zudem mit einem unwiderstehlichen Groove auf. Mit „Straight Between The Eyes“ wird es nicht nur eine Spur heftiger, auch Gründungsmitglied und Sodom-Boss Tom Angelripper gibt sich ein Stelldichein und duelliert sich stimmlich mit Axel Kraft.
Bei „Moonshine“ geht der Sound mehr in Richtung Country/Southern Rock, in Verbindung mit der griffigen Melodielinie könnte ich mir die Nummer auch von Kid Rock vorstellen. „Mexican Border“ ist eine knapp dreiminütige, instrumentale Western Nummer, die aus einem Ennio Morricone Soundtrack entnommen worden zu sein scheint. „Man Of Constant Sorrow“ ist whiskey-getränkter, dreckiger County Rock pur, der unweigerlich zum Tanzbein-Schwingen animieren dürfte. Wer jetzt denkt, mehr County geht nicht, der irrt, denn mit „River“ legen die DEZPERADOZ eine, zugegeben recht dreckige – Schunkel-Ballade hin, bei der sich Kojote und Klapperschlange einträchtig am Lagerfeuer zusammenkuscheln dürften.
„Lawless“ erhöht dann wieder merklich den Metal Faktor und legt einen amtlichen Nackenbrecher hin, der sich nahtlos in die Riege der Straight nach vorne gehenden Songs zu Beginn des Albums einreiht. „My Lucky Graveyardboots“ ist ähnlich groovig wie „Runnin‘ Shine“ bis hin zum epischen Finale, während das dem Anteil eines Whiskys, der während der Reifung in Eichenholzfässern verdunstet gewidmete „Angel’s Share“ mit seinem Barbeque-Party Vibe ein klein wenig aus dem Rahmen fällt. „A Gunmans Trail“ hat dank seiner abermaligen Metallica Affinität wieder deutlich mehr Ecken und Kanten und gehört dank seiner Klasse-Hookline zweifelfrei zu den Highlights der Scheibe. „Never Stop To Start Again“ lässt das Album dann getragen-episch ausklingen.
Auch wenn mir ein/zwei Songs zu sehr in die Country Ecke abdriften, macht „Moonshiner“ dennoch Laune und dürfte mit seinem Mix aus Metal und Country nicht nur Volbeat Fans ansprechen.
Von mir gibt es 8 von 10 Hellfire Punkten.
Tracklist:
01. Evil Wayz
02. Runnin‘ Shine
03. Straight Between The Eyes
04. Moonshine
05. Mexican Border
06. Man Of Constant Sorrow
07. River
08. Lawless
09. My Lucky Graveyardboots
10. Angels‘ Share
11. A Gunmans Trail
12. Never Stop To Start Again
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