Geschrieben von: Marco Gräff – Photos taken by Nancy Nern
Schlachthof Wiesbaden // 27.04.2019 25 Jahre DONOTS. Das muss gefeiert werden. Und die fünf Ibbenbürener feierten dies standesgemäß mit speziellen „Birthday Slams„. In vier Städten in der Republik. Und nach Düsseldorf, Hamburg und Berlin lief das ganz große Finale in Wiesbaden. Und dort dann gleich zweimal. Zum einen das „Donots Punkrock Frühschoppen – Das „Mittags schon Bier“ Konzert!“ und am Abend das eigentliche „Donots 25th Birthday Slam Wiesbaden„. Wieso jetzt Wiesbaden und nicht wie ursprünglich angesetzt in Offenbach? Nun, weil der Schlachthof geiler ist und Wiesbaden besser feiern kann.
Das Abendkonzert war ziemlich schnell ausverkauft, für den „Frühschoppen“ gab es auch gestern noch Karten. Trotzdem war die Halle um 13 Uhr schon gut gefüllt, zu dreiviertel mag ich meinen. Vor den Toren des Schlachthofs fanden zudem die Wiesbadener Schoppetage statt, ein kleines Streetfood Festival von und mit regionalen Erzeugern rund um Wein, Apfelwein und hessischen Spezialitäten. Ein gelungenes Rahmenprogramm rund um und zwischen den beiden Shows.
Da man große Feste gerne mit guten Freunden feiert, luden die DONOTS die amerikanischen Polit Punks ANTI FLAG ein. Und die durften dann ebenfalls zweimal an diesem Tag den Schlachthof in Schutt und Asche legen. Mit BLITZKRIEG BOP von den ‚Ramones‘ als Intro hatten die vier Jungs aus den Staaten das Publikum direkt auf Betriebstemperatur. „Hey Ho, Let’s go“ funktioniert immer, und der Song sollte noch die ein oder andere Rolle am Abend spielen. Doch auch ihr erster Song DIE FOR YOUR GOVERNMENT funktionierte wunderbar und mir wurde schlagartig bewusst, was heute hier passieren wird. Direkt war Pogo angesagt, Mosh- und Circle Pits gleich zu Beginn. Die Band hatte mächtig Bock und das übertrug sich direkt aufs ausgelassene Publikum. Schon hier wurde gefeiert und mitgesungen. Unter der auf dem Kopf hängenden amerikanischen Flagge gab es zudem zwei Backgroundsänger, die den politischen und anti-amerikanischen Songs noch mehr Ausdruck verleihten. Der Sound war fett, die Stimmung am Überkochen. Crowd Surfer fanden immer öfter den Weg in den Graben und als nach 40 Minuten kurz vor Ende der Gig inmitten der Menge beendet wurde, glich der Schlachthof einem Tollhaus.
Der Weg für die Geburtstagskinder war geebnet.
Können die Fans die Stimmung halten? Das war schon amtlich. Schon während des epischen Intros, den die DONOTS noch hinter großer Jubiläumsflagge miteinstimmte, war das komplette Publikum in Ekstase und lauthals dabei. Die folgenden Hymnen wurden gefeiert als gäbe es keinen Morgen. Selbst Sänger Ingo war schon nach dem ersten Song nass geschwitzt und hatte in nicht wenigen Momenten keine Worte dafür, was vor ihm und der Band da in der Menge abging. Mittags, zwischen 15 und 17 Uhr. Da machten auch Becher nix aus, die auf die Bühne flogen. Zwischen den Songs stimmten die Fans immer wieder laut DONOTS-Rufe an und die Band schien sichtlich gerührt.
Kleiner Gag am Rande war dann die Geschichte eines, womöglich, gerissenen Wadenmuskel bei Sänger Ingo, den man auf Anraten seines Arztes, der gerne mal mit der gesamten Praxis ein DONOTS Konzert besucht, mit reichlich Gin Tonic wieder heilen könne. Das Ergebnis steht noch aus…
Nach einem Geburtstagsständchen vom Publikum, welches genauso mitgefilmt wurde wie der Rest der Show, ging es mit einer Interpretation von BLITZKRIEG BOP in den Endspurt. „Ingo, let’s go“ hieß es dann und bei STOP THE CLOCKS saß das fast gesamte Publikum auf dem Boden und ruderte um die Wette. Und nachdem man sich noch dafür entschuldigt hatte, die eigentliche Abschlussparty der Geburtstags Slams zunächst in Offenbach zu feiern, kam Ingo dann noch samt Sofa in die Menge und sang von dort aus. Letzten Endes surfte er auf dem Sofa sitzend wieder Richtung Bühne. Ein echtes Spektakel.
Immer wieder saßen die Fans auf dem Boden, und bei der ersten Zugabe kam die komplette Band, bis auf Schlagzeuger Eike Herwig, mit den Instrumenten ins Publikum um einen weiteren Song zu spielen. Während um die Band ein riesiger Circle Pit tobte. Nach HANSARING, 2:10 Uhr, WHATEVER HAPPEND TO THE 80’s und dem Cover von WE’RE NOT GONNA TAKE IT, bei dem Ingo stehend durch die Menge surfte, gab es die üblichen Ansagen zu „Kein Bock auf Nazi’s„, „Viva Con Aqua“ und den Dank an ANTI FLAG. Doch auch den Jüngsten an diesem Tage gebührte Dank. Den „Punk Kids“. Irgendwie glich dieses Konzert einem riesigen Familientreffen, dem mehrere Generationen beiwohnten. Nach insgesamt fünf Zugabe und gefühlt hundert Mal „Es ist noch nicht vorbei„, regnete es Konfetti und nach 110 Minuten war der erste Teil dieses unglaublichen Birthday Slams vorbei.
Danach hieß erst mal raus aus der Halle. Nancy und ich versuchten unser Glück auf den Schoppetagen und stillten erfolgreich Hunger und Durst. Mittlerweile hatte auch der Regen nachgelassen und man konnte die Zeit zwischen den beiden Shows hier draußen sinnvoll nutzen. Dass der Abendgig ausverkauft war, merkte man spätestens an der langen Schlange vor dem Einlass, der dann ab 19:30 war. Viele Gesichter vom Mittagskonzert waren auszumachen, nur diesmal fanden ganze 2.600 Gäste in den Schlachthof.
ANTI FLAG begannen wie mittags mit BLITZKRIEG BOP als Intro, doch dann kamen die DONOTS auf die Bühne um sich noch mal bei ANTI FLAG artig zu bedanken und diese anzukündigen. Die nachfolgende Show von ANTIFLAG glich der am Mittag. Dieselben Ansagen, dieselben Moves. Die Band hatte auch dieselbe Energie wie am Mittag, nur schien mir das Publikum etwas verhaltener am Abend. Trotz der rappelvollen Halle dauerte es offensichtlich etwas, bis die Stimmung wieder am Kochen war. Nach etwas mehr als 40 Minuten war die Zeit gekommen, und ANTI FLAG konnten guten Gewissens die Bühne für die DONOTS räumen.
Die kündigten sich nach der Umbauphase wieder mit SHOULD I STAY OR SHOULD I GO von ‚The Clash‘ an. Danach folgte das epische Intro, der Vorhang fiel und der Wahnsinn nahm seinen Lauf. Als wären sie frisch aus dem Ei gepellt, tobte die Band von Beginn an über die Bühne, eigentlich noch mehr als am Mittag zuvor. Von Beginn an DONOTS Rufe und Power pur. Zwischendurch wurde dann noch klar gestellt, dass „Ihr besoffenen Schweine“ in Wiesbaden ein Kompliment ist. Die Wade von Ingo bekam auch wieder die notwendige Aufmerksamkeit und bei BLITZKRIEG BOP bekam dieses Mal Ingo’s Bruder Guido die Ehre. Die Songsauswahl beim Abendgig war für mich die bessere, auch weil es meist direktere und politischere Songs waren. Offensichtlich wurde der Anti Nazi Song RAUSCHEN (Auf jeder Frequenz) angekündigt, und das Publikum nutzte das um deren Standpunkt klar zu machen und das Nazi’s hier nix zu suchen haben. Zu Recht!
Auch am Abend wurde bei STOP THE CLOCKS wieder ordentlich gerudert. Dann bekam eine gewisse Lena ihren Auftritt. Die DONOTS erinnerten sich an einen Vorfall in Österreich, bei der eine gewisse Lena mit einer geklauten Kiste Merch sich nachts und betrunken durch den Schnee aus dem Staub gemacht hatte. Sich aber am nächsten Tag reumütig meldete. Nun stand Lena mit einem Plakat in der Menge, und warnte vor sich selbst. Sie sollte später bei KAPUTT noch eine zentrale Rolle spielen, als Ingo zum ersten Mal das Bad in der Menge suchte. Das dabei ein Gast ohnmächtig rausgetragen wurde ist auch Gitarrist Alex nicht entgangen und fragte kurzerhand nach dem Befinden.
Man näherte sich langsam dem Ende. Ein visuelles Highlight sollte folgen. Angeblich auf Anraten von U2’s Bono, spendierte man dem Publikum hunderte Knicklichter, die erst hoch gehalten werden sollten und auf Kommando dann in die Luft flogen. WELCH EIN SPEKTAKEL. So etwas hab ich auch noch nicht erlebt. Hunderte bunte Knicklichter flogen quer durch die Halle, später nur noch Richtung Bühne um gezielt die Band zu treffen, besonders Ingo bekam in den richtigen Momenten sein „Fett weg“.
Bei HIER ALSO WEG saßen mal wieder alle auf dem Hallenboden und so endete der erste Teil der Show. Als erste Zugabe gab es dann wieder WHATEVER HAPPEND TO THE 80’s, wobei der Song zwischendurch mit TIME AFTER TIME aufgepeppt wurde. Erst jetzt fiel mir auf, wie oft Ingo zwischendurch seine Shirts gewechselt hatte. Bei WE’RE NOT GONNA TAKE IT ging er wieder stehend surfen, das Sofa blieb diesmal aber Backstage. Zwischendrin spielte man noch einen schnellen, fiesen Hardcore Song um dann mit SO LONG unter vielen wehenden Fahnen das Finale anzustimmen. Konfettiregen inklusive. Doch die DONOTS hatten noch ein Schmankerl übrig. Im sogenannten „Penn Pit“ legte sich die komplette Band samt Instrumenten mitten in die Halle zwischen die ebenfalls liegenden Fans um dann den aller, allerletzten Song GOODBYE ROUTINE im Liegen zu spielen. Ein denkwürdiger Abend ging zu Ende.
Die Band lud zum abschließenden Feiern ins benachbarte Kesselhaus ein, man würde alles geben, selbst wenn einen die eigenen Eltern nicht mehr erkennen würden. Ebenso bedankte man sich beim Schlachthof und den treuen Fans, die Konzerte gerade hier immer zu etwas sehr besonderen machen. Man wolle auch in 25 Jahren wieder kommen wollen.
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Donots – Frühschoppen Konzert
Anti Flag – Frühschoppen Konzert
Donots – Abend Konzert
Anti Flag – Abend Konzert
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