Geschrieben von Marco Gräff // Fotos © gräffiX by Marco G
Jahrhunderthalle Frankfurt // 26.10.2022. Ein nettes Package hatte sich da auf der „European Siege Tour“ angekündigt. Arch Enemy und Behemoth als Headliner, dazu die Death Metal Urgesteine Carcass und die Newcomer Unto Others aus Portland / USA. Ursprünglich für 2021 angesetzt, tourt das Quartett nun seit Anfang Oktober durch Europa. Den Anfang in Frankfurt machten wieder die Düster Rocker Unto Others.
Wenn man mir Glauben schenken würde, ist die Band die nächste große Nummer auf dem internationalen Parkett. Zumindest was die Songs und deren Stärke angeht. Live gab sich der Vierer eher zurückhaltend. Passend zur düsteren Musik, einer Mischung aus klassischem Heavy Metal und 80er Gothic Rock. Ansagen wurden so gut wie keine gemacht, die knappe halbe Stunde Spielzeit wurde sinnvollerweise mit sieben Songs ihrer bisherigen drei Veröffentlichungen gefüllt. Wobei das Hauptaugenmerk mit vier Songs auf dem aktuellen Album „Strength“ lag. Besonders die flotteren Nummern Heroin, Give me to the night und Nightfall kamen besonders gut an. Noch sind die vier Jungs aus Oregon so etwas wie ein Geheimtipp. Doch mit einem starken nächsten Album dürfte deutlich mehr drin sein.
Dass die britische Death Metal Macht Carcass in dieses Package gerutscht ist verwundert kaum. Spielten doch Arch Enemy Kopf Michael Amott und Drummer Daniel Erlandsson beide zwischen 2007 und 2012 in der Band. Und nicht wenige der Anwesenden freuten sich auf den Old School Death Metal der Engländer. Seit Anfang an dabei Sänger / Bassist Jeff Walker und Gitarrist Bill Steer. Und beide bildeten auch die Aktivposten der Deather. Besonders Sänger Walker suchte immer wieder die Nähe Richtung Publikum und brachte seinen Bass in Stellung. Ein brutaler Sound drückte sich in die Magengrube, der Auftritt wirklich nachhaltig. Ganz klar ein überraschendes Highlight und ich muss sagen, schade die Band nicht früher gehört zu haben.
Mit besonderer Spannung erwartete ich die polnischen Berufs-Satanisten Behemoth. Seit ihrem 2014er Überalbum „The Satanist“ kennt der Weg der Polen nur einen Weg. Steil nach oben. Man kann vom Auftreten der Band ja halten was man will. Besonders Band Leader und Sänger „Nergal“ ist eine streitbare Person. Doch showtechnisch haben sich Behemoth die letzten Jahre zu einem wahren Highlight und Mainact entwickelt, die ihren tiefschwarzen, ketzerischen Death Metal für die breite Menge interessant gemacht haben. Klar ist vieles inszeniert und wenig spontan, doch das gelingt dem Quartett mittlerweile nahezu perfekt. Nicht nur optisch ein Highlight, auch die Songauswahl konnte überzeugen. Allein die „Hail Satan“ Rufe gegen Ende wirkten etwas aufgesetzt, doch da kann man mal getrost drüber hinwegsehen.
Pünktlich um 21:50 betraten mit großer Erwartung die schwedischen Arch Enemy mit Sängerin Alissa White-Gluz die Bühne in der Jahrhunderthalle. Und von Anfang an war klar, wieso die Melodic Death Metal Band den letzten Slot innehatten. Jede Nummer ein Hit, auch wenn der Focus mit sechs der 14 Songs auf dem starken, aktuellen Album „Deceivers“ lag. War eternal, Ravenous, My apocalypse, The watcher, As the pages burn und natürlich Nemesis. Die Band hat mittlerweile so viele Hits, die könnten locker zwei Stunden spielen und es würde nicht langweilig. Leider durften sie nur knappe 70 Minuten. Doch die wurden bestens genutzt. Ein perfekter Auftritt, eine bestens aufgelegte Band und dazu ein dankbares Publikum, welches laut Sängerin Alissa das lauteste auf der diesjährigen Tour bis dato war (bei Sunset over the empire im Duett mit Amott’s Gitarre).
Alissa war gewohnt agil und animierte Publikum und auch Band, die beiden Gitarristen Amott und Loomis glänzten mit ihren Soli, Höhepunkt war hier das Instrumental Snow Bound vom 2001er Album „Wages of sin“. Es gab aber auch nichts zu bemängeln an diesem Abend. Höchstens die zu kurze Spielzeit von Arch Enemy. Besuchertechnisch füllte sich der Kuppelsaal der Jahrhunderthalle nur zögerlich. Gehen doch mehr als 4.000 Zuschauer in den Saal waren es schätzungsweise 1.500 Fans, die den Weg an diesem frühen Mittwochabend nach Frankfurt fanden. Doch diese wurden mit einem perfekten Abend belohnt. Die „European Siege“ Tour 2022 war somit (bisher) ein voller Erfolg und dürfte den Status der beiden Bands Behemoth und Arch Enemy nicht nur festigen, sondern weiter nach oben treiben. In Deutschland sind die vier Acts noch in Düsseldorf (29.10.) und Hamburg (30.10.) zu sehen.
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Unto Others
Carcass
Behemoth
Arch Enemy
Setlist Arch Enemy
Deceiver, Deceiver
War Eternal
Ravenous
In the Eye of the Storm
House of Mirrors
My Apocalypse
The Watcher
The Eagle Flies Alone
Handshake With Hell
Sunset Over the Empire
As the Pages Burn
Snow Bound
Nemesis
Fields of Desolation (Outro)
Setlist Behemoth
Ora Pro Nobis Lucifer
The Deathless Sun
Ov Fire and the Void
Thy Becoming Eternal
Conquer All
Daimonos
Bartzabel
Off to War!
No Sympathy for Fools
Blow Your Trumpets Gabriel
Versvs Christvs
Chant for Eschaton 2000
Setlist Carcass
Intro
Buried Dreams
Kelly’s Meat Emporium
Incarnated Solvent Abuse
Under the Scalpel Blade
This Mortal Coil
Dance of Ixtab (Psychopomp & Circumstance March No. 1 in B)
The Scythe’s Remorseless Swing
Corporal Jigsore Quandary
Heartwork
Carneous Cacoffiny
Setlist Unto Others
Heroin
Give Me to the Night
No Children Laughing Now
Can You Hear the Rain
Nightfall
Summer Lightning
When Will God’s Work Be Done
Weitere Infos:
Arch Enemy
Behemoth
Carcass
Unto Others