Geschrieben von Marco Gräff
Band: Die Krupps
Album: Vision 2020 Vision
Genre: Industrial Metal / EBM
Plattenfirma: Steamhammer / Oblivion / SPV
Veröffentlichung: 15.11.2019
Sie sind Vorreiter. Vorreiter ganzer Genre. Besonders für die Elektronik-/Post-Industrial-Szene. 1980 gegründet, werden DIE KRUPPS im kommenden Jahr 40-jähriges Jubiläum feiern dürfen. Begonnen als eine Truppe die maßgeblich am Beginn der EBM Szene beteiligt war und nach und nach andere Genre beimischte. Mit harten Metal Riffs und satten Elektro Beats waren DIE KRUPPS eine der ersten deutschen alternativen Bands, die international erfolgreich waren und auch heute noch sind.
Mit VISION 2020 VISION legt die Düsseldorfer Kult-Band nun ihr neuestes Werk vor. Jürgen Engler und Ralf Dörper, die beiden Köpfe hinter DIE KRUPPS, haben erneut vor keinem Thema zurückgeschreckt und verarbeiten wie gewohnt zeit- und sozialkritische Themen. Dabei wird auch der ein oder andere Gruß über den großen Teich gesendet. Siehe ALLLIES und FUCK YOU.
Die Mischung aus tanzbaren EBM-Songs mit thrashigen Riffs und kraftvollen Industrial-Stampfern geht auch diesmal wieder erstaunlich gut auf. Einige Songs zünden zwar erst nach mehrmaligem Hören, doch das ist kein schlechtes Merkmal. Absoluter Höhepunkt ist in meinen Augen schon der eröffnende Titeltrack. Ein tanzbares EBM / Industrial Meisterwerk alter Schule, das einen sofort mitnimmt und zum Tanzen animiert. Sehr starkes Stück mit Aussage. Einer der besten Songs des Jahres!
Die nächstes vier Songs gehen ebenfalls gut in die Beine, bevor ich bei Song Nummer sechs, der Coverversion von „Carpet Crawlers“ (Genesis – 1974), etwas Stirnrunzeln bekomme. Keine Frage, das Original ist ein zeitloser Klassiker des Progressive Rock, den ich auch immer wieder gerne höre. Doch frage ich mich, auch wenn Peter Gabriel in den 1980ern von DIE KRUPPS beeinflusst wurde, und Jürgen Engler sich somit quasi „revanchieren“ möchte, ob es Not tut, den Song dann in dieser Art zu „verschlimmbessern“. Mein Ding ist es auf jeden Fall nicht.
Doch mit OBACHT folgt bald ein weiteres Album Highlight. Eine mit fetten Sequenzern und düster atmosphärischen Klängen gespickte Mid Tempo Nummer mit Tiefgang und Nachhall. Serienkiller waren ja schon oft Thema in der Szene, doch selten klang es so gut. ALLLIES und FUCK YOU gehen dann wieder deutlich rabiater zu Werke. Direkte und treffende Grüße in die Staaten. ACTIVE SHOOTER SITUATION dürfte besonders Fans der frühen Werke gefallen. Old School EBM, minimalistisch mit ein paar satten Riffs. Und mit HUMAN rechnet man dann noch mal schnell mit der ganzen Menschheit ab. Typisch nach DIE KRUPPS Art. Dann ist nach 56 Minuten Schluss.
DIE KRUPPS waren nicht wirklich weg und doch setzen sie mit VISION 2020 VISION so was wie ein „Welcome back“ Ausrufezeichen. Auch nach fast 40 Jahren haben die Düsseldorfer noch einiges zu sagen. Und ich bin mir sicher, die Ideen werden ihnen auch in den kommenden Jahren nicht ausgehen. VISION 2020 VISION geht dahin wo es weh tut. Und so muss das auch! Ganz stark!
von mir gibt es 8,5 von 10 Hellfire-Punkten
Tracks:
01 – Vision 2020 Vision (4:24)
02 – Welcome to the Blackout (3:59)
03 – Trigger Warning (3:48)
04 – Wolfen (Her Pack) (4:22)
05 – Extinction Time (4:16)
06 – Carpet Crawlers (5:27)
07 – Fires (5:11)
08 – Obacht (4:33)
09 – DestiNation Doomsday (4:09)
10 – Alllies (3:58)
11 – Fuck You (3:45)
12 – Active Shooter Situation (4:18)
13 – Human (4:35)
Line-Up:
Jürgen Engler – vocals, keyboards, guitars, steel-o-phone
Ralf Dörper – samples
Marcel Zürcher – guitars, keyboards
Niels Finkeisen – guitars
Paul Keller – drums, additional programming
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