Geschrieben von Yannic Aust
Band: Dismalimerence
Album: Tome:1
Genre: Melodic Black Metal
Plattenfirma: Transcending Records
Veröffentlichung: 26.06.2020
Ein ganz frischer Wind aus Chicago, Illinois weht uns mit „Tome:1“ von Dismalimerence um die Ohren.
Das Quartett aus den Vereinigten Staaten besteht seit 2015 und hat nach nun 5 Jahren ihr erstes musikalisches Lebenszeichen der Menschheit offenbart.
Eine schwere Wolkendecke thront über einer kargen, schneebedeckten Berglandschaft auf dem Cover des Debüt- Albums. Am Fuße der Berge ragen finstere Tannen majestätisch empor. Im Zentrum, auf einer hügeligen Lichtung, finden wir ein mit Blut beflecktes Buch. Ein rauer Wind scheint einzelne Seiten herausgerissen zu haben. In der Ferne wird eine menschliche Silhouette erkennbar. Mag das Blut von dieser mysteriösen Person stammen? Sind in dem Buch seine letzten Worte niedergeschrieben, eher er seinen Marsch zurück in die Natur antritt? Es bleibt abzuwarten!
Mit dem Opener „Crimson Glow“ fegt ein fast 12 Minuten andauernder Sturm der Melancholie über das Land und zieht mich in einen unaufhaltsamen Sog. Eine Achterbahnfahrt der Gefühle, gepaart mit mehreren Tempi Wechsel, welche mich mitreißen und überzeugen. Darüber hinaus erschaffen die rauen und kratzigen Vocals des Sängers Elijah Cirricione ein gewisses Unbehagen. Genau das ist passend! Für mich ist Musik immer auf eine Art besonders, wenn sie in der Lage ist Emotionen und Gefühle transportieren zu können.
Der nachfolgende Track „Sequestered Hearts“ intensiviert den ersten Eindruck und lässt mich tiefer in ein Meer von Depressionen tauchen. Eine wilde und authentische Blastbeat Nummer!
Ebenso beginnt „My Only Love“, der mich darüber hinaus auf eine angenehme Weise überrascht. So entdecken wir wohl platziertes Riffing aus der Deathcore- Ecke. Auf mich macht dieses Stilelement einen erfrischenden Eindruck und hebt den Track hervor! Dennoch kommt auch der typische Black Metal Charakter hier nicht zu kurz.
„Orchid’s Reverie“ lädt zu einer kurzen Verschnaufpause ein. Der Track hat eine eher ruhige Grundstimmung, fast schon etwas doomig. Er flüchtet sich jedoch hin und wieder in rasenden Blastbeat Einlagen. Die sehr drastischen Tempi Wechsel zünden hier nicht so sehr wie bei dem Opener. Man bekommt den Eindruck es schon einmal genau so gehört zu haben. Zwar ein solides Stück, aber nicht mehr und nicht weniger.
„Pragma“ hingegen versucht uns aus dem Tiefschlaf herauszureißen und schafft es tatsächlich bei mir. Ein gelungener Riff durchzieht den Track in Kombination von Drums im Mid-Tempo und schroffem Gekrächze!
Auch „Negligence of the Forgotten“ kann die Stimmung für mich aufrecht erhalten. Gegen Ende des Tracks springt uns zudem ein sehr lässiges Gitarren-Solo entgegen.
Leicht romantisch präsentiert sich „Vale Amor“, der jedoch gegen Mitte gewaltig an Fahrt aufnimmt. Dennoch empfinde ich den Song als recht gefühlvoll. Er erzeugt den Tiefgang, der mit in dem gesamten Album an manchen Stellen gefehlt hat.
Mit „Destined For Solitude“ erhalten wir ein solides Stück zum Ende einer Berg- und Talwald durch einen Wald der Melancholie.
Im Großen und Ganzen finde ich „Tome:1“ ein sehr gelungenes Debüt- Album der Jungs aus Chicago. Die Produktion ist auf einem sehr guten Niveau und die Vocals überzeugen mich persönlich vollkommen. Der Gebrauch von starken Tempi Wechsel kann einen sehr guten Effekt erzielen, aber es wirkt in der Gesamtheit überladen und einfallslos, ja schon etwas zwanghaft.
Dennoch hat es mir großen Spaß bereitet die Scheibe zu hören. Dismalimerence hat sich eine solide Grundlage aufgebaut und daher blicke äußerst gespannt in die Zukunft!
Ich vergebe stabile 7,5 von 10 Hellfire- Punkten!
Tracklist:
01 Crimson Glow (11:48)
02 Sequestered Hearts (04:29)
03 My Only Love (05:09)
04 Orchid’s Reverie (07:01)
05 Pragma (3:41)
06 Negligence of the Forgotten (05:13)
07 Vale Amor (08:27)
08 Destined for Solitude (5:13)
Line Up:
Craig Hamburger – Bass
Joey Casillas – Drums
Matt Mifflin – Guitars
Elijah Cirricione – Guitars, Vocals
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