DragonForce – Extreme Power Metal

© DragonForce

Geschrieben von Katja Maeting
Band: DragonForce
Album: Extreme Power Metal
Genre: Power Metal / Speed Metal
Plattenfirma: earMusic
Veröffentlichung: 27. September 2019

Sich selber auf die Schippe zu nehmen und Mut zu Humor sind Dinge, die viele Bands auf dem Weg nach oben leider verlieren. DragonForce haben sich diese Talente definitiv bewahrt, denn sie ersetzen auf der nächsten Tour nicht nur den gerade ausgestiegenen Frederic Leclercq durch einen YouTuber, der es mit einem Triangel-Cover eines DragonForce Songs zu Berühmtheit gebracht hat, sondern scheinen auch ihr neues Album mit viel Augenzwinkern in Angriff genommen zu haben. Cover und Titel halten hier definitiv alles, was sie versprechen.

Fangen wir erstmal mit der Optik an: Die Aufmachung der neuen Scheibe ist an die guten alten Computerspiele angelehnt, da werd selbst ich nostalgisch…passenderweise ist die erste Single „Highway To Oblivion“ als spielbares Level in einem Spiel namens AUDICA enthalten…damit kennen sich die Herrschaften ja auch schon aus, schließlich begründet ein Teil ihrer Bekanntheit ja auf „Through The Fire And Flames“…der Faden spinnt sich dann von der Optik Richtung Inhalt fort, schließlich hat Mastermind Herman Li einen Großteil des Songwriting-Prozesses mit den Fans auf dem Streaming-Kanal Twitch geteilt. Und der Kreis schließt sich dann beim Sound, der sehr viel 80er und Computerspiel-Anleihen enthält. Somit ist die Scheibe mit „Extreme Power Metal“ absolut perfekt betitelt…

Bleibt also nur noch die Frage der Umsetzung zu klären. Besagte erste Single kombiniert typischen DragenForce Sound gekonnt mit 80er Genen und einigen dementsprechenden Synthies im Computerspiel-Klang und gibt gekonnt Gas wie in alten Zeiten. Dagegen kommt das nachfolgende „Cosmic Power Of The Infinite Shred Machine“ dann etwas arg kraft- und saftlos daher und wirkt eher wie ein Abziehbild älterer DF-Songs inklusive sehr voraussehbarem Refrain und wuhuhu-Backings. Endgültig over the top sind dann aber die Ghostbusters-Synthies im letzten Drittel. Dass sie Klischee immer noch in gut beherrschen, zeigen die Herren dann zum Glück bei „The Last Dragonborn“, titelgerecht mit asiatisch gefärbtem Grundmotiv. Eine sich langsam aufbauende Wucht-Nummer mit fetten Riffs, einer „klassischen“ Marc Hudson-Performance, bombastischen Melodielinien und genau abgemessenem Pathos inklusive Mitsing-Refrain. 

Die zweite Single „Heart Demolition“ geht musikalisch eher Richtung schnellen Melodic Metal und gefällt soweit auch ganz gut, allerdings habe ich das Gefühl, dass sich der Frontmann hier nicht hundertprozentig zuhause fühlt und das obligatorische schnelle Gitarren-Solo fällt auch etwas aus der Reihe. Mit „Troopers Of The Stars“ geht es dann endlich wieder auf die Wege, welche die Band auf ihrem letzten Album eingeschlagen hat. Schneller Power Metal kombiniert mit thrashigen Momenten und gewohnt riff-betont mit langen Solo-Strecken und nem schönen Mitmach-Part für die anstehenden Live-Shows. „Razorblade Meltdown“ geht noch stärker in diese Grundrichtung und gibt dem Sänger noch etwas mehr Freiraum, die hohen Lagen zu verlassen. Der Song „Strangers“ präsentiert sich insbesondere im Refrain als 80er Melodic Metal inspiriert und funktioniert erstaunlich gut mit dieser Ausrichtung und auch Mr. Hudson scheint sich mit der Nummer wohlzufühlen.

„In A Skyforged Dream“ zieht sich dann wieder das Old School DragonForce Kostüm an, durchgehend hohes Tempo, hohe gesangliche Töne, schrille Highspeed Riffs. So richtig neu klingt da irgendwie nichts. Nochmal zurück zum Thema live, bei diesem dürfte sich „Remembrance Day“ innerhalb des neuen Albums auf jeden Fall die Silbermedaille sichern. Diesmal geht es schottisch inspiriert zur Sache, mit Dudelsäcken, viel Emotion und getragenen Melodie- und Gesangslinien, die umso besser klingen, umso größer der Chor ist. Großartiger Song. Gold geht für mich klar an das herrlich schräge Cover von „My Heart Will Go On“. Ja, der Celine Dion Song! Mehr will ich dazu gar nicht sagen, um den Spaß nicht zu verderben, nur die Entwarnung: der Zuckerguss-Faktor ist nicht so groß, wie die ersten 35 Sekunden vermuten lassen. 

Ich denke, der Band war klar, dass sie ihr ziemlich geniales Album „Reaching For Infinity“ im Moment nicht übertrumpfen können, entsprechend versuchen sie es auch erst garnicht. So ist die neue Scheibe ein sehr augenzwinkernder Ritt durch die Bandgeschichte, der die mit der letzten Scheibe gewonnenen Fans allerdings wohl stellenweise schocken dürfte. Ich kann für mich nur sagen, ich liebe diese Band für ihren Humor und liebe das neue Album für seine totale Übertreibung aller Klischees, aber wenn man es mal objektiv betrachtet, ist es schon ein Schritt zurück, bei dem sie neugewonnene oder besser gesagt neu entdeckte Fähigkeiten (vor allem in den Vocals) leider schleifen lassen. Aber zumindest die älteren Fans werden dieses Album wohl richtig verstehen, sofern sie ein ähnliches Humorlevel haben wie die Band. Ich hoffe allerdings, dass es nur ein Schritt zurück ist, um neu Anlauf zu nehmen für neue Entwicklungen.

Von mir gibt es 7,5 von 10 Hellfire-Punkten

Trackliste:
01. Highway To Oblivion
02. Cosmic Power Of The Infinite Shred Machine
03. The Last Dragonborn
04. Heart Demolition
05. Troopers Of The Stars
06. Razorblade Meltdown
07. Strangers
08. In a Skyforged Dream
09. Remembrance Day
10. My Heart Will Go On

Weitere Infos:
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