Geschrieben von Katja Maeting /© Photos by Sarah Jacob/Metalmieze.de (Internet – Facebook – Instagram)
MTC – Köln Eigentlich wollten wir ja nur feiern gehen – aber was ist eine gute Party wert, wenn man nicht davon erzählt? Also packte meine Kollegin kurzerhand die Kamera ein und wir waren gespannt, was der Abend bringen würde.
Natürlich warteten die meisten im schon zu Beginn ganz ordentlich gefüllten MTC auf den Auftritt von Friend Or Enemy, die ihr zwei Wochen zuvor veröffentlichtes Album „Stories Of Death And Decay“ (Review) an diesem Abend feierten. Aber auch die Support-Bands wurden vom Publikum begeistert aufgenommen – kein Wunder, war doch zumindest eine davon keine Unbekannte hier in der Gegend.
Eröffnet wurde die Show von den fünf Jungs der Band Voyages. Die belgisch-niederländische Metalcore-Formation wurde 2016 gegründet und spielte an diesem Abend ihre erste Deutschland-Show. Da die Band zudem aufgrund einer On-Off-Beziehung zu ihrem Shouter und zwischenzeitlichem Ersatz noch nicht viel an online verfügbaren Releases vorweisen kann, war die überwiegende Reaktion im Publikum erstmal neugierige Zurückhaltung. Diese wandelte sich bald in gepflegtes Mitnicken und Frontmann Ben versuchte schnell, durch Publikumsnähe und eine aggressive Performance vor der Bühne das Eis zu brechen, was ihm schließlich auch ganz gut gelang. Sobald Voyages dann zur Mitte ihres Sets das Parkway Drive-Cover „Idols And Anchors“ anstimmten, kam endgültig gute Laune auf und der erste fette Circle Pit des Abends wurde gestartet. Danach war das Eis gebrochen und die restlichen eigenen Songs der Band wie „Loose Ends“ oder der quasi Namenspate „Voyage“ wurden wohlwollend gefeiert.
Als nächstes war es an Never Back Down, das in der Raucherpause durchgefrostete Publikum wieder aufzuwärmen. Die Jungs aus dem Kreis Heinsberg haben das Talent, einfach immer gute Laune zu verbreiten und mit ihrem Melodic Hardcore-Sound die Stimmung anzuheizen. Dabei leben sie ihr Motto „Welcome To The Family“ bei jedem Auftritt aus und beziehen Freunde und Publikum durchgehend in ihre Shows ein. Die Set-Liste des Abends konzentrierte sich auf das im August veröffentlichte Album „Black And White“ (Review) und bot mit einer ausgewogenen Mischung aus melodiebetonten und härteren Song die perfekte Überleitung zwischen Opener und Main Act. Nach einem eher ruhigen Start mit dem Album-Titeltrack gab es mit „Unknown Graves“ eine fette Mischung aus Beatdown und Melodic Hardcore, die Bewegung ins Publikum brachte. Und da nicht nur auf, sondern auch vor der Bühne zahlreiche gute Musiker unterwegs waren, wurden diese Ressourcen natürlich effektiv genutzt 😉 So trat bei „Sparks“ Raphael von REVERSIONISTS in die großen Fußstapfen des originären Feature-Gastes Pavel Hundt (Mind Like Hurricanes) und füllte diese mit seinem eigenen Stil sehr gut aus. Beim nachfolgenden „Unlearned“ bot sein Bandkollege David zusammen mit NBD-Fronter Daryl den gewohnten fetten Abriss und heizte die Partystimmung weiter an. Mit Songs wie „The Scars I Wear“ war aber auch für ausreichend Mitsing-Momente gesorgt und die Anfeuerungsrufe für Drummer Tobi zwischen den Liedern entwickelten sich zum Running Gag und sorgten regelmäßig für Lacher. Highlight und Abschluss des Auftrittes war dann „March“, ein bei aller Härte auch sehr emotionaler Song, dessen Refrain vom Publikum lautstark mitgesungen wurde. Am Mikrofon vor der Bühne unterstützten zudem REVERSIONISTS-Shouter David und Friend Or Enemy-Frontmann Kamil und verstärkten so noch die beeindruckende Wirkung dieses Liedes.
Und dann wartete alles gespannt auf den Auftritt von Friend Or Enemy. Ich hatte die Band bisher noch nie live gesehen und war etwas skeptisch, ob sie die Dynamik und Wirkung der Songs ihres neuen Albums „Stories Of Death And Decay“ auch wirklich auf der Bühne umsetzen können. Aber das können sie definitiv, wie die Jungs eindrucksvoll bewiesen. Vollgepumpt mit riesiger Vorfreude und berechtigtem Stolz auf ihre neue Scheibe fluteten die Fünf das komplette MTC mit einem Energielevel der höchsten Stufe – keiner auf oder vor der Bühne konnte da noch ruhig stehen bleiben. Wie auch das Album, wurde die Show mit „The Darkest Hour“ eröffnet. In diese vergleichsweise ruhige Aufwärmphase grätschte dann „Aftermath“ und die Stimmung war ab da einfach nur am kochen und wurde mit „Like Knives“ und dem Ausflug in die FoE-Anfangszeiten „Romeo And Juliet“ weiter hochgehalten. Kurzes Durchatmen ermöglichte das ruhigere „Lost And Alone“, aber spätestens mit dem Cover-Song „Blame“ war wieder Partylaune pur erreicht und wie Frontmann Kamil feststellte, waren wir alle textsicher. Das machte diese Tatsache dann etwas weniger peinlich 😉 Nach dem Titeltrack ihrer Debüt-EP „Red And Blue“ zauberten die Jungs dann nochmal einen Extraschub Energie und Spielfreude hervor und zerlegten mit „Monster“ einmal das komplette MTC. Lieblingssong und großartige Performance – mein persönliches Highlight des Abends. Insbesondere das gute Zusammenspiel der beiden Sänger Kamil und Luke hat mich nicht nur bei diesem Lied beeindruckt, denn wenn es keine klare Abgrenzung der Zuständigkeiten clean/guttural gibt, führt das bei anderen Bands gerne mal zu Stolperern. Nicht so bei FoE, die es mit diesem Markenzeichen echt verstehen, Eindruck zu machen. Wie das Album, so klang der Abend dann auch mit „Paradigm Shift“ und der Ballade „Shadows“ aus, aber angesichts der begeisterten Zugabe-Rufe gingen die Jungs gerne in die Verlängerung und legten mit „Keep Your Heart In Your Hands“ und „Black Widow“ noch je einen alten und einen neuen Song drauf, bevor sie dann mit ihren Fans die wohlverdiente Aftershow-Phase einläuten konnten.
Insgesamt ein gelungener Abend, der meine Wunschliste in Sachen Live-Konzerten für 2019 definitiv noch länger gemacht hat. Wie sich die Jungs von Voyages noch entwickeln, bleibt abzuwarten, einen ersten Vorgeschmack werden sie mit ihrer in diesem Jahr geplanten EP geben. Kann man mal im Hinterkopf behalten. Das Never Back Down eine verdammt gute Live-Band sind, haben sie auch diesmal wieder bewiesen und eine gute Aufwärmphase für die Release Show der Jungs von Friend Or Enemy gespielt, die ihren Ehrentag mit einem Abriss erster Güte gefeiert haben. Verdiente Belohnung war ein ausgelassen feierndes Publikum, tosender Applaus und am Ende des Abends ausgepowerte, aber verdammt glücklich aussehende Bandmitglieder. Wenn Köln eines kann, dann feiern! Wir sehen uns 2019 auf jeden Fall wieder.
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