Geschrieben von Katja Rohloff
Band: Dyecrest
Album: Are You Not Entertained?
Genre: Melodic Metal
Plattenfirma: Inverse Records
Veröffentlichung: 25. Mai 2018
Mein erster Gedanke beim Hören des neuen Albums von Dyecrest: Irgendwie aus der Zeit gefallen. Als ich mich dann näher mit der mir bis dahin unbekannten finnischen Band befasst habe, fand ich auch die Erklärung für diesen Eindruck.
Nachdem sich einzelne Musiker der Band schon länger kannten, wurde 2001 schließlich Dyecrest gegründet. Drei Jahre später folgte das Debütalbum „Way Of Pain“ und eine Europa-Tournee mit W.A.S.P. und DragonForce. Der Start in die Bandgeschichte war also schon mal äußerst vielversprechend. Der Schnellschuss „This Is My World“ aus dem Folgejahr führte irgendwie bei keinem zu Begeisterung, aber die Band hielt tapfer bis 2008 durch und ließ ihre Aktivitäten dann erstmal einschlafen.
Ab 2011 näherte man sich wieder an und 2013 markiert dann die Wiedergeburt von Dyecrest als Band. Schnell reifte der Gedanke, die Songs, welche beim ersten Mal nicht so gelungen waren, neu aufzunehmen und auch neue Songs zu schreiben. 2016 begannen dann die Aufnahmen für das Album – und das verwirrende Durcheinander.
Zuerst wurden die Songs mit dem ursprünglichen Sänger von Dyecrest, Janne Oksanen, aufgenommen. Durch die Entwicklung im Sound der Band benötigten einige der Stücke allerdings eine etwas andere vokale Ausgestaltung, als der Frontmann bieten konnte. Hier wurde mit Björn Strid von Soilwork eine mehr als passende Aushilfe gefunden. Als der Punkt erledigt war, suchte die Band nach einem neuen Sänger und fand Mikael Salo. Und schon ging die Arbeit im Studio erneut los, mit neuen Gesangsspuren, Umgestaltungen von Songs und das Ganze dann noch einmal mischen und mastern.
Nachdem ich dieses Hin und Her dann irgendwie sortiert hatte, konnte ich allerdings nicht mehr nachvollziehen, ob es denn nun auch ein paar alte Songs auf das neue Album geschafft haben, wenn dann hören sie zumindest nicht mehr auf den gleichen Titel. Zumindest das Songwriting scheint teilweise aber noch in der alten Zeit zu wurzeln, inklusive Charme der Jahrtausendwende, was den eingangs erwähnten Eindruck erklärt.
Auch wenn die Instrumentalisten hier einen ordentlichen Job machen und Mikael Salo über eine tolle Stimme verfügt (die durchaus auch Power Metal tauglich ist), fehlen mir bei dem Album irgendwie die Ansatzpunkte. Schon die Produktion wirft ein paar Fragezeichen auf, hätte man hier meines Erachtens doch noch ein bisschen mehr aus dem durchaus brauchbaren Material herausholen können. So klingen die Songs etwas farblos, vor allem in der ersten Hälfte des Albums und viele kommen nicht über Mittelmaß hinaus.
Die zweite Hälfte von „Are You Not Entertained?“ gestaltet sich zum Glück etwas abwechslungsreicher mit dem druckvollen, rhythmusdominierten Titeltrack, dem schnellen Rocker „For The Better“, der finnischen Ballade „Nuku Vaan“, gesungen von Elisa de Boer und meinem persönlichen Favoriten des Albums, dem powerballadigen „Winterblood“, bei dem man die stimmlichen Facetten des Frontmanns ausgiebig genießen kann.
In der Gesamtsumme kommt das neue Album von Dyecrest für mich leider nicht über einen Platz im Mittelfeld hinaus, mir fehlen hier einfach ein paar markante Punkte in den Songs, die hängen bleiben. Angenehm zu hören, aber leider auch zu schnell wieder in die Vergessenheit rutschend, mit ein paar Ausnahmen. Genre-Fans sind natürlich aufgefordert, sich ihre eigene Meinung zu bilden, zum Melodic (Heavy) Metal bekehrt wird mit diesem Album aber wohl leider niemand. Aber wenn die Jungs beim nächsten Mal komplett unbelastet ans Werk gehen, könnte durchaus was größeres bei rauskommen.
Trackliste:
01.Fading/Reaching
02.Red Alert
03.The Stage Is Set
04.No Fear
05.First Born Angel
06.Breaking News
07.Are You Entertained?
08.Where the Light Was Born
09.For the Better (They Will Die)
10.Devil Dance
11.Nuku Vaan
12.Winterblood
13.The Time Has Come
Line-up:
Mikael Salo, Lead Vocals
Henri Arola: Guitar, Backing Vocals
Matti Pasanen: Guitar, Backing Vocals
Pirkka Ohlis: Guitar, Keyboards, Backing Vocals
Jukka Matilainen: Bass
Niko Takala: Drums
Weitere Infos:
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