Geschrieben von Marco Gräff // Fotos by gräffix by Marco G.
Schlachthof Wiesbaden // 14.12.2022. Eher aus der Not heraus hatte ich an diesem Dezember Abend das Vergnügen, mir im Wiesbadener Schlachthof das Konzert der Doppel Headliner AMORPHIS und ELUVEITIE anzuschauen. Geplant war es von meiner Seite aus nicht wirklich, sprang dann aber als Vertretung für meine krankheitsbedingt ausgefallene Kollegin gerne ein. Als Support hatten die beiden Hauptacts die schwedischen Melo Deather DARK TRANQUILLITY dabei, sowie die friesischen Melo Doomer von NAILED TO OBSCURITY.
War es früher nur eine Support Band, nach der der Mainact gerne mal zwei Stunden spielte, hat es sich seit ein paar Jahren nun eingebürgert, dass mindestens zwei, wenn nicht sogar drei oder mehr Vorbands den Abend eröffnen. Hat den Vorteil, dass der geneigte Fan mehr Abwechslung am Abend erhält, nur ist die Frage, ob der Fan das will. Oder doch lieber seinen Liebling, sprich Headliner, 120 statt nur 65 bis 70 Minuten zu sehen. Was waren das noch Zeiten früher…
Nun ja, es ist wie es ist, und auch ein Grund, wieso Konzerte heute auch gerne gegen 18 Uhr (oder früher) starten. Egal ob man da zuvor noch arbeiten und evtl. kilometerweit anreisen muss. Da wundert es nicht, dass bei der ersten Band des Abends nur bedingt viele Zuschauer voller Erwartung in der Halle stehen. Zum Glück waren bei NAILED TO OBSCURITY schon so ziemlich alle Anwesenden da. In fünf Songs bot der norddeutsche Melodic Death Doom Act einen kurzen Überblick über das bisherige Schaffen. Das letzte Album ist nun vier Jahre alt, spielte die Band allerdings nur den Opener Black Frost. Dafür gab es aber zwei brandneue Songs, die es hoffentlich auf das kommende Album schaffen werden. Zudem gab es noch zwei Songs vom Album King Delusion zu hören. Ich hätte mir gerne ein paar Songs mehr gewünscht, ich mag Nailed To Obscurity. Beim Publikum kamen die fünf Jungs, die auch hier an der Gitarre von V. Santura (Dark Fortress, Tryptikon, bzw. Woodshed Studio Landshut) unterstützt wurden, zwar besser an als bei deren letzten Auftritt im Schlachthof (19.01.2020), doch so richtig euphorisch wurde es selten. Was nicht am Auftritt der Band lag und auch nicht am Sound. Die Musik ist nun mal nicht dafür gemacht, ausgelassen zu feiern. Den wohlverdienten Applaus gab es dennoch. Und später konnte man das ein oder andere Bandmitglied an deren Merch Stand antreffen.
Die Schweden DARK TRANQUILLITY, die im Anschluss die Bühne enterten, hatten offensichtlich mehr Anhänger in der Halle versammeln können, darf man den zahlreich getragenen Bandshirts glauben. Die Melodic Death Urgesteine durften dann auch immerhin gut 40 Minuten spielen, sehr zu Freude der Fans. Sänger Mikael Stanne war ja erst mit seiner neu gegründeten Band ‚The Halo Effect‘ unterwegs, nun also mit seiner eigentlichen Stammband. Gut gelaunt wie immer, war er der Dreh- und Angelpunkt auf der Bühne. Die Setlist war mit neun Songs bestückt, wobei auch ein Augenmerk auf alte und selten gespielte Songs gelegt wurde. Besonders die beiden Stücke vom 2002er Album Damage done (Cathode ray sunshine und Hours passed in exile) wurden frenetisch aufgenommen. Drei weitere Songs stammten vom 2007er Werk Fiction, nur vier weitere Songs von den letzten drei Alben. Hier war schon deutlich mehr Leben im Schlachthof, und das schien nicht nur dem rothaarigen Sänger zu gefallen. Irgendwie kamen DARK TRANQUILLITY wie ein weiterer Headliner an. Was viele sicher auch so gesehen haben. Allein die kurze Spielzeit trübte die Meinung.
Es folgte die Folk Death Metal Combo ELUVEITIE aus der Schweiz. Satte 16 Songs hatte der Neuner im Gepäck, davon drei neue, vom hoffentlich bald erscheinenden neuen Album. Schon imposant, die Menge an Musikern auf Bühne, allen voran Sänger Chrigel Glanzmann und Sängerin Fabienne Ernie, die auch an der Harfe zu finden war. Die Setlist war auch hier gespickt mit Songs aus fast allen Alben der letzten 20 Jahre. Hier bekam der Fan wirklich was geboten. Violinistin Nicole Ansperger wird live weiterhin hervorragend von Carmen Busch ersetzt, an der Drehleier steht seit dieser Tour Anni Hurdy Gurdy, die sich in den letzten Jahren unter anderem bei ‚Versengold‘ einen Namen gemacht habt.
ELUVEITIE standen bei dieser Tour zwar an Nummer zwei, hatten mit ihrer großzügigen Setlist aber immerhin noch Platz und Zeit für ein Gitarrensolo von Jonas Wolf und auch Drummer Alain Ackermann durfte sich solo austoben. Ansonsten lag der Fokus hauptsächlich auf Sängerin Fabienne Ernie, die auch optisch immer wieder im Vordergrund steht und stand. Wie zu erwarten, war der Auftritt der Band stark, die Songs sind für die Bühne gemacht, am besten aber unter freiem Himmel. Ich persönlich werde nie müde die Folk Death Band zu sehen und wurde auch hier in Wiesbaden keine Sekunde enttäuscht.
Was auch für AMORPHIS zutrifft, die sich dann als krönender Abschluss des Abends anboten. „Nur“ 12 Songs boten die Finnen dem Publikum, dafür aber mit dem Besten, was das bisherige Schaffen hergibt. Natürlich lag das Hauptaugenmerk mit vier Songs auf dem aktuellen Album Halo, aber auch die alten Alben Tales from the Thousand Lakes und Elegy wurden mit zwei, bzw. einem Song berücksichtigt. Die Jungs haben ihr eigenes Genre geschaffen und brauchen Niemandem mehr etwas zu beweisen. Und gerade das beweisen sie immer wieder. Profis durch und durch, und mit Tomi Joutsen einen Frontmann am Mikro, der sowohl die neuen, wie die alten Songs perfekt beherrscht. Fan Liebling ist er ja schon lange. Allerdings auch der einzige, wirkliche Aktivposten auf der Bühne. Der Rest agierte (wie eigentlich schon immer) zu statisch. Trotzdem ist den Finnen eine gewisse Spielfreude zu entnehmen. Wie erwähnt, Konzerte von AMORPHIS enttäuschen nie, auch nicht an diesem Mittwochabend im Dezember 2022 in Wiesbaden.
Set List Eluveitie:
Exile Of The Gods (Neu)
Nil
Deathwalker
Epona
Anu (Neu)
A Rose For Epona
Guitar Solo
Thousandfold
Ambiramus
Drum Solo
King
Breathe
The Call Of The Mountains
Zugabe
Aidus (Neu)
Ategnatos
Inis Mona
Set List Amorphis:
Northwards
On The Dark Waters
Death Of A King
Silver Bride
Into Hiding
Wrong Direction
The Moon
Seven Roads Come Together
Black Winter Day
My Kantele
The Bee
House Of Sleep
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