Geschrieben von: Marco Gräff // Fotos © gräffiX by Marco G
Schlachthof Wiesbaden // 23.09.2019. Wenn das mal kein Abend für wahre Thrash Fans war. 130 Jahre Thrash Metal standen an diesem Abend im Wiesbadener Schlachthof auf den Brettern. Wahre Szenevorreiter – OVERKILL, DESTRUCTION und FLOTSAM AND JETSAM. Und auch REZET können schon auf 16 Jahre und zwei Alben zurückblicken. Vom Papier her versprach das ein heißer Abend zu werden. Doch leider folgten dem Ruf der „Killfest Tour“ nur knapp 500 Leute in den Schlachthof, zum letzten Auftritt in Deutschland auf dieser Killer Tour.
Es mag am Spätsommerwetter liegen. Oder das noch viele von der Festival Saison gesättigt sind. Es wird viele Gründe geben, letzten Endes haben alle, die an diesem Abend in Wiesbaden waren, einen ordentlichen Auftritt aller vier Bands erleben dürfen. Warum die Zuschauer größtenteils recht verhalten den Shows zugeschaut haben, bleibt mir ein Rätsel.
Den Anfang machten (schon recht früh) pünktlich um 18:30 REZET aus Schleswig im hohen Norden Deutschlands. In einer halben Stunde spielten sie ihr Set vor gerade mal 150 Gästen. Für meinen Geschmack war der klassische Thrash Metal mit Speed Metal Anteilen eigentlich genau das Richtige um die Zuschauer auf den Abend einzustimmen. Doch irgendwie sollte den ganzen Abend nicht so wirklich Stimmung aufkommen. Dennoch verstand es das Quartett die räudigen, sehr Old School mäßigen Songs mit Spaß und schön geradeaus in die Halle zu feuern. REZET haben definitiv ein größeres Publikum verdient gehabt.
Etwas lebhafter wurde es dann schon bei FLOTSAM AND JETSAM. Die Band aus Arizona hatte 45 Minuten Zeit und war für mich das Highlight des Abends. Ihr melodischer Thrash der ordentlich mit klassischem Metal kombiniert ist, stach an dem Abend hervor. Die Rhythmusfraktion begeisterte ebenso wie die acht Songs, die ein wahres 80er Feeling aufkommen ließen. Und mit „Desecrator“, „Hammerhead“ und den beiden Songs am Schluss „I live You die“ und „No place for disgrace“ hatte man ganz tief in die Klassikerkiste gegriffen und den ersten beiden Alben gehuldigt.
DESTRUCTION, die anschließend die Bühne enterten, vielen erstmal durch ihren martialischen Bühnenaufbau mit Schädeln und abgetrennten Gliedmaßen auf. Ähnlich wie an ihrem Merch Stand. Mit dem neuen Album „Born to perish“ im Gepäck ging es für die südbadischen Thrash Metal Urgesteine eine knappe Stunde in die Vergangenheit der Band. Denn mit Ausnahme der Songs „Born to perish“, „Betrayal“ und „Inspired by death“ gab es nur Songs von Alben vor 2001. Da lachte natürlich das Nostalgikerherz. Und auch so langsam wachte das Publikum auf. Ein kleiner Pulk in der Mitte der Menge ließ ordentlich die Mähnen fliegen und ein kleiner Moshpit tat sich auf. Der Auftritt DESTRUCTION’s bot auf Grund von Krachern wie „Mad butcher“, „Thrash till death“ und „Bestial invasion“ natürlich feinstes Headbang Futter. Der Weg für OVERKILL war also bereitet.
Die dienstälteste Band an diesem Abend durfte dann auch am längsten spielen. Und das nutzen sie dann ordentlich aus. Aus zehn ihrer mittlerweile 20 Alben bedienten sich OVERKILL 90 Minuten lang, inkl. des Coversongs „Fuck you“ von „The Subhumans“. Auch mit neuem Album unterm Arm waren es allerdings die Klassiker der Alben aus den 1980ern, die am meisten für Stimmung sorgten. Die war zwar noch immer nicht auf dem Höhepunkt, aber wie die drei Acts vorher, gaben auch OVERKILL alles und gaben sich keine Blöße. Bobby „Blitz“ Ellsworth machte seinem Nickname alle Ehre und schoss immer wieder nach hinten und wieder zurück an die Front. „Deny the cross“ läutete insgesamt vier Zugaben ein und das Set endete mit „Welcome to the Garden State“ vom aktuellen Album „The wings of war“.
Die Voraussetzungen für einen stimmungsvollen und großartigen Abend waren gegeben, die Menge wusste es nicht wirklich zu würdigen. An den Bands lag es absolut nicht, haben alle genug Material sich die Rosinen rauszupicken und eigentlich jeden zufrieden stellen. Aber vielleicht ist es momentan auch einfach zu viel, was angeboten wird. Und wenn manche Bands erst kürzlich in der Nähe war, dann überlegt man eben zweimal. Nichtsdestotrotz bleibt zu sagen, dieser Thrash Metal Abend, die „Killfest Tour 2019“, war feinstes Futter für den traditionellen Headbanger und Metal Fan. Nur hätte es mehr als 500 Gäste verdient gehabt.
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