Eine ausverkaufte Batschkapp mit Kärbholz? Da staunt auch der Osterhase.

Kärbholz live @ Batschkapp Frankfurt // 21.04.2019 © by Nancy Nern

 

Geschrieben von: Marco Gräff – Photos taken by Nancy Nern

 

Batschkapp – Frankfurt // 21.04.2019 Ich und Deutsch Rock. Das ist immer so ne Sache. Eigentlich nicht mein Metier. Doch meine Kollegin Nancy brauchte jemand der einen Bericht zu ihren (mal wieder tollen) Fotos schreibt. Jetzt hatte ich den Salat. Und an Ostern bis dato auch nix besseres vor. Also was soll’s. Ab in die Batschkapp und schauen ob die Vorurteile gerechtfertigt sind. Hatte mich schon gewundert, dass das Konzert lange im Voraus ausverkauft war. Und noch mehr, dass es einige Gauner in der Facebook Veranstaltung versucht haben, mit Fake-Profilen nicht existierende Tickets zu verhökern.

Schon zwei Stunden vor Einlass trafen sich einige Hardcore Fans vor dem verschlossenen Gelände der Batschkapp um schon mal reichlich vorzuglühen. Sollte sich Vorurteil 1 bestätigen, dass man Deutsch Rock nur ab einem bestimmten Promille Wert ertragen kann? Nein, wie sich später herausstellen sollte. Obwohl später beim Einlass schon einige nicht mehr Herr ihrer Sinne waren. Aber das sei jedem selbst überlassen, solange sie keinem damit auf die Nerven gehen und sich ungefragt in fremde Kofferräume setzen.

 

Also rein ins Getümmel, Nancy stürmte freudrig in den Fotograben, ich nahm bei den schwedischen Special Guests MUSTASCH zunächst hinter dem Mischpult Platz, da ich hier immer den optimalen Sound erwarte. Das war dieses Mal aber nicht so wirklich der Fall. Was aber nicht unbedingt an der Band liegen musste. In 40 Minuten gaben die vier Jungs alles, doch das Publikum schien das nur wenig zu interessieren. Ziemlich verhalten und nur höflich applaudierend ließ sich das ausverkaufte Haus den schwedischen Rock ’n Roll über sich ergehen. Generell gefielen mir die energiegeladenen Songs besser, als das was später kommen sollte, nur Sänger Ralf Gyllenhammar übertrieb es ein wenig mit seinem „Gejodel“ und den Ohohohooooo’s, mit denen er das Publikum auf seien Seite ziehen wollte. Irgendwie wirkten MUSTASCH hier fehl am Platz, der Band kann man da nix vorwerfen. Mir hat es eigentlich gefallen. Nur eins frage ich mich eine knappe Woche später immer noch. Wieso fährt sich der Sänger nach der Show mit dem Handtuch mehrfach (freudig) durch den Schritt um es dann ins Publikum zu werfen? Vielleicht kann der Fänger der Souvenirs hier ne schlüssige Antwort geben. Sofern er / sie es noch weiß…

 

Es folgte eine längere Pause, was viele nutzten um draußen zu rauchen oder den Hopfenpegel auszugleichen. Um 19:40 ging es dann für Headliner Verhältnisse sehr früh los, was aber der im Anschluss angekündigten Oster Party in der Batschkapp geschuldet war. Die nächsten 130 Minuten sollten dann aber der Band aus dem Rheinland gehören.
Gerade erst haben KÄRBHOLZ ihr neues Album „Herz & Verstand“ veröffentlicht (hier geht’s zur Review) und touren damit noch bis Ende April durch die Republik. Mit nun acht Alben im Gepäck haben die Jungs einige Fans angesammelt die von der ersten Sekunde an auf einmal hellwach und sehr textsicher waren. Gleich zu Beginn flogen die ersten Bierbecher, und die Stimmung sollte die nächsten zwei Stunden auf dem Höhepunkt bleiben. Party pur, ausgelassene Stimmung, tanzende und pogo tanzende Fans. Selbst Kärbholz Neulinge sah man überraschenderweise sich immer näher Richtung Bühne kämpfend.

Schon erstaunlich, wieviel Spaß die Menge hatte, waren sie bei der Vorband kaum anwesend. Doch KÄRBHOLZ wussten genau was zu tun ist. Jeder Song wirkte, die Ansagen von Sänger Torben Höffgen brachten zusätzlich Feuer. Und bei den wenigen Ansagen von Gitarrist Adrian Kühn dürften selbst die letzten Mädels weich geworden sein. Zwischen all den Hits war immer noch genug Zeit für „albernes“ Gerede, wie etwa der Running Gag vom „Sportabo“. Da musste dann Gehüpft werden, oder in die Knie um kollektiv wieder aufzuspringen. Den (negativen) Höhepunkt in dieser Hinsicht lieferte dann Schlagzeuger Henning Münch nach seinem schrägen Drumsolo mit Technolauten und Imperialen Marsch. Da machte sich der Drummer etwas zum Hampelmann mit seinen „Turnübungen“.

 

Doch wieder zurück zum wesentlichen. Ich muss gestehen, KÄRBHOLZ verstanden es den Laden bei Laune zu halten und die Songs anständig über die Bühne zu bringen. Alle Songs hatten Hymnencharakter, die Menge sang pausenlos lauthals mit. Also stimmungstechnisch gab es nix zu verbessern. Das muss man dem Quartett lassen.
Selbst ein kurzes Akustik Set von zwei Songs kam zur rechten Zeit. Bei KIND AUS HINTERWALD wurde es zum ersten Mal emotional, mit FALSCHE ALTERNATIVEN auch mal politisch. Ansonsten gab es Songs über das Leben, und zum und übers Saufen (NACHT OHNE STERNE), bei denen einige Becher flogen und die Pogo tanzende Menge noch größer wurde. „oh wie ist das schön…“ wurde angestimmt und dann ging es in den Endspurt. Die Band genoss die KÄRBHOLZ-Rufe. Und als nach den ersten 100 Minten Schuss war kam man für drei weitere Lieder zurück, bei denen noch lauter gefeiert wurde.

Und selbst nach diesen drei Zugaben hatten die Fans nicht genug und es musste eine vierte Zugabe her. Die Menge hätte auch nichts dagegen gehabt, noch weitere Songs zu hören, ich dagegen war froh, nach 130 Minuten den Stift aus der Hand legen zu dürfen. Ich stand zwar ziemlich alleine mit meiner Meinung da, aber objektiv gesehen war das ein gelungener Abend, den nicht nur die Band genossen haben dürfte. Meine eingangs erwähnten Vorurteile wurden dann nur in geringem Maße bestätigt. Auf jeden Fall konnten mich KÄRBHOLZ (wenn auch nur bedingt) überzeugen. Live sind sie eindeutig zu empfehlen!

 

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