Geschrieben von Melanie Busch
Band: Eisbrecher
Album: Sturmfahrt
Label: Rca Deutschland (Sony Music)
Veröffentlichung: 18.08.2017
Wenn Fans den Namen EISBRECHER hören, merkt man ihnen deutlich an, dass diese Band längst kein unbeschriebenes Blatt mehr ist. Fragt man im Bekanntenkreis oder bei Kollegen nach, so wird die Frage ob EISBRECHER ein Begriff sind, noch häufig verneint. Erklärt man aber, dass es sich bei dem Sänger um „den Mann“ handelt, welcher desöfteren in diversen Automobilsendungen zu sehen war und ist, hört man oftmals eine verblüffende Antwort: „….ach ja, doch, davon habe ich schon gehört. Die machen doch so was ähnliches wie Rammstein?“… Meine Antwort und die selbige wie von vielen anderen Fans auch, lautet immer wieder „Nein, denn EISBRECHER haben ihren eigenen Stil“.
Das Urgestein der Band EISBRECHER sind „Noel Pix“ und Alexander „Alex“ Wesselsky, dessen Gründung der Band bereits 15 Jahre zurückliegt und ihren Ursprung in Bayern hat. Auch bei EISBRECHER gab es im Laufe der Bandgeschichte an einzelnen Instrumenten diverse Wechsel. Mit einer breitgefächerten Palette an musikalischen Elementen und verschiedenen Versuchen bei mehreren Labels Fuß zu fassen, um den Erfolg ein Stück näher zu rücken, mussten sie auch an diesem Punkt einen langen Atemzug beweisen. Erst Anfang 2016 schafften es die beiden Alben „Die Hölle muss warten“ (Erscheinungsjahr 2012) und „Schock“ (Erscheinungsjahr 2014) zu Gold. Nachdem ich mir das neue Album „Sturmfahrt“ bereits mehrfach durch die Trommelfelle gejagt habe, bin ich wieder einmal überrascht, mit welchem Kampfgeist uns EISBRECHER das meiner Meinung nach bisher stärkste Album präsentieren.
Mit dem Opener „Was ist hier los?“, dessen Single bereits am 23. Juni 2017 erschien und beim Volle Kraft Voraus Festival 2017 erstmalig live präsentiert wurde, schaffen es die fünf Bandmitglieder mit ihrem unverwechselbaren Sound und den straff gesetzten Bassriffs gnadenlos die Beine tanzen zu lassen. Der Text ist einfach aber direkt. Was EISBRECHER hier auf den Punkt bringen wollen, darüber kann sich jeder Hörer selbst eine Meinung bilden. Beim zweiten Song „Besser“ wird das Ruhen der Glieder nicht weniger, denn Schlagzeuger Achim schafft es schon zu Beginn, für den richtigen Beat zu sorgen. Neben Alex´ Gesang und den eindrucksvollen Gitarrenriffs wird dem Hörer auf der richtigen Wellenlänge zu „Sturmfahrt“ eingeheizt. Noch mit dem Beat des zweiten Songs im Blut, läutet auch schon „Sturmfahrt“ ein. Die Nummer bringt schon zu Anfang einen brachialen Sound mit, mich erinnert das nicht mehr an EISBRECHER. Eher habe ich das Gefühl, dass hier mit brettharten Soundeinlagen aus dem Dark Metal Bereich experimentiert wurde. Im Refrain dieser Nummer lautet ein Satz „…mit Volldampf voran..“, was unter Einsatz des ansteigenden Synthesizersounds als absolutes Highlight hervorsticht und sich wegen der einfachen Texte sofort mitsingen lässt. Aber auch in diesem Song lassen EISBRECHER den Puls ins Unermessliche steigen.
Mit Spannung erwarte ich die ersten Töne des nächsten Songs, welcher bereits Mitte Mai 2017 von der Presse angekündigt wurde. Die Rede ist von „Das Boot“, für welchen sich EISBRECHER die Erlaubnis vom Komponisten des gleichnamigen Filmklassikers holten. Als zu Beginn die Erkennungsmelodie des „UR“-Songs durch meine Lautsprecher wummert, bin ich mir als langjähriger Fan sicher, dass dieser Song der musikalische Höhepunkt der Bandgeschichte sein wird. Mich packen bereits die ersten Töne von Kopf bis Fuß, ich kann das Aufrichten der Häärchen am ganzen Körper spüren. Der Song ist sehr ruhig gehalten, der textlicher Inhalt wieder so geschickt geschrieben, dass Frontman Alex es schafft, die Botschaft in diesem Song auf eine klare, deutliche Art und Weise an den Hörer zu bringen. Viele die EISBRECHER kennen, mögen diesen Song später vielleicht als „kommerz“ betiteln. Jedoch variieren die Geschmäcker bei solchen Nummern, ich finde dass die Band mit diesem Song einen wunden Punkt treffen wird. Und zwar so einen, der jeden Hörer betrifft. Auch nach zehnfachen Durchläufen in meinem Player bin ich immer noch überwältigt von dem weniger rockenden Kunstwerk.
Der Song „Automat“ erinnert mich ein wenig an die experimentierfreudigen Anfänge von EISBRECHER. Die Nummer ist elektronisch und rockig zugleich, ein schöner tanzbarer Beat der typisch schwarzen Szene wird hier geboten. Beim Blick auf die Playlist, speziell den Song „Eisbär“, beachtete ich diesen Song erst gar nicht weiter. Doch als die ersten Töne in meinen Boxen erklingen, wußte ich direkt was uns hier erwartet. Auch bei dieser Nummer handelt sich um ein Cover. Hier hat man den Song „Eisbär“ von „Grauzone“ in einen für EISBRECHER typsichen Elektrosound gepackt, welcher zur damaligen Zeit in der Neuen Deutschen Welle seinen Bekanntheitsgrad erreichte. Die Nummer macht wieder richtig Lust und Laune auf eine musikalische Zeitreise durch die fast vergessene Plattensammlung. Rockig wird es wieder mit dem Song „Der Wahnsinn“, welcher ebenfalls auf dem Volle Kraft Voraus Festival 2017 erstmalig präsentiert wurde. Die einschlägigen Riffs des Bassisten Rupert und die der Gitarristen Pix und Jürgen, hinterlassen dem Hörer ein vom Dark Rock geprägten Ohrwurm, wie ich es von der Band „Lord Of The Lost“ kenne. Mit düsteren und rockigen Klängen geht es auch im Song „Herz auf“ weiter. Von der Machart erinnert mich die Nummer an den früheren Song „Herz aus Eis“. Wie der Titel schon hergibt, hören wir in diesem Song eine ruhige Nummer aller tiefgründig liebenden Seelen. So wunderschön und ruhig der Song auch ist, desto härter und gnadenloser geht es in „Krieger“ wieder zu. Auch hier bemerke ich wieder eine Botschaft in den einzelnen Textzeilen. Faustdick und knallhart werden uns hier wieder einmal Fakten und Tatsachen, umhüllt von Soundelementen der Neuen Deutschen Härte, um die Ohren gehauen.
Mit dem 10. Song „Das Gesetz“, schlagen EISBRECHER eine für sie ungewöhnliche musikalische Richtung ein. Ich höre feinen Hard Rock, gespickt mit Elementen des Country Rock, aus der Nummer heraus. Dennoch legt man im Refrain viel Wert auf den unverkennbaren EISBRECHER Sound. Wie auch in einigen anderen Songs zuvor, hat die Band für diese Nummer die bekannte Stimme einer Gastsängerin einfleißen lassen. So verleiht ihr Gesang auch diesem Song den gewissen Flair. Getreu nach dem Motto „je lauter, umso besser“ lässt sich der Song bis zur Erschöpfung der Gliedmaßen durchweg abrocken. Entspannung bietet sich wieder mit „Wo geht der Teufel hin?“, welcher an den elektronischen Sound der 80er New Wave Zeiten erinnert. Und wie in fast jedem Song dieses Albums, wird es dem Hörer leicht fallen den Refrain direkt mitzusingen. Beim Song „Wir sind Rock´n´Roll“ angelangt, werden Erinnerungen an „Wir sind Gold“ wach. Nur hat das Fünfer-Gestirn dieses Mal mehr an die „schwarze Szene“ gedacht. Besonders gut gefällt mir die tiefe Gesangseinlage von Alex zum Ende dieser Dark Rock Nummer. Nachdem der Hörer die Sturmfahrt auf dem Boot verbracht hat und ein musikalisches Wellenreiten durchlebt hat, laden EISBRECHER nun zur Fahrt mit dem „D-Zug“ ein. In rasantem Tempo wird alles bisher erlebte abgelegt und so treiben EISBRECHER mit dem vorletzten Song das Album nochmal auf Hochtouren. Um mit dem Song „Das Leben wartet nicht“ dem Hörer und Fan einschlägig darauf aufmerksam zu machen, dass es im Leben lohnt immer weiter zu machen und niemals aufzugeben. So wie sie selbst, die Band EISBRECHER…
Fazit: Ein vielfältiges Album mit Höhen und Tiefen, welches dafür gemacht ist den GOLD Status zu toppen. Dem Hörer wird eine musikalische Zeitreise der Band geboten. Themen die alle bewegen, werden hier gekonnt vermittelt, sodass jeder Hörer sich ein eigenes Urteil daraus ziehen kann. Mit dem Blick auf`s Wesentliche, schaffen es EISBRECHER mit „Sturmfahrt“ wieder einmal die Herzen der Hörer zu erobern.
Trackliste:
01. Was ist hier los?
02. Besser
03. Sturmfahrt
04. In einem Boot
05. Automat
06. Eisbär
07. Der Wahnsinn
08. Herz auf
09. Krieger
10. Das Gesetz
11. Wo geht der Teufel hin?
12. Wir sind ‚Rock’n’Roll‘
13. D-Zug
14. Das Leben wartet nicht
LineUp:
Alexander „Alex“ Wesselsky – Gesang
Jochen „Noel Pix“ Seibert – Gitarre und Produzent
Jürgen Plangger – Gitarre
Rupert Keplinger – Bass
Achim Färber – Schlagzeug
Mehr Infos:
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