Geschrieben von: Helgvar Sven Mánfreðson
Band: Eisregen
Album: Grenzgänger
Genre: Gothic/Black/Death Metal
Plattenfirma: Massacre Records
Veröffentlichung: 13.01.2023
Selbst Totgesagte leben länger? Definitiv und das zu meiner Freude, denn nach sechs Alben, sollte das Projekt EISREGEN dahinschmelzen. Zum Glück waren die Thüringer wohl in Stasis und so kann ich heute als Herold verkünden, das 16.te Album kommt bzw. ist schon angekommen und da……..wie passend am Freitag, den 13.! „Grenzgänger“ wird das neue Werk gerufen und kommt als 2-CD Media Book (was mir vorliegt) und als Doppel-Vinyl daher.
Früher wurde noch der Zeigefinger erhoben, aber dies gehört nun zum Glück der Vergangenheit an und so kann ich nach dem kurzen Intro „Vorposten„, dem morbiden meine Ohren und Augen widmen. Wenn mir parallel die Texte vorliegen, lese ich natürlich gerne mit und so wird der erste lange Song „Grenzgänger“ noch einmal speziell innerlich verstärkt für mich, denn es handelt sich hier nicht um Blümchentexte an einem sonnigen Tage, obwohl der Wald hier auch eine Rolle spielt, aber aus einer ganz anderen Sicht. Mordfantasien oder auch ausgelebtes und dies kurz nach dem großen Krieg, verbinden sich mit dem Rhythmus, wo man mit muss und schönen Klavier -und Violinenklängen, sodass ein Hauch Gothic mich mit zusätzlicher kranker Boshaftigkeit umgarnt. Sehr schön!
„In Einzelteilen“ vermischt spielerisch todesmetallisches mit Growls, aber sobald man textlich über das könnte sein philosophiert, kommt der Klargesang schwebend hervor. //…Ach könnt ich nur ganz gewöhnlich sein, dann wär mein Leben sauber und rein…\. Bei „Für den Kaiser“ huldigt der Gladiator seinem Kaiser und das im mittleren Tempo und feinst klangvoller Manier, „Als ich noch Kinder fraß“ entlädt Blastbeat und Tremolos und geht schön schwarz und dämonisch geradlinig seinen Weg und die 6-Saiter schrampft sich zusätzlich und kurzzeitig durch die blutigen Gänge. Klasse!
„Die Frau im Turm“ könnte auch die andere Geschichte von Rapunzel sein, etwas abgewandelt im Inhalt und wie textlich hier, die traurig schaurige Fassung, „Vom Loch-in-der-Wand-Club“ lässt mich kopftechnisch mitwippen, während die Sehnsucht nach ausknipsen und ausgeknipst werden sich in mir hörend breitmacht und und alle wohl zukünftig Live den Titelnamen vollends mitbrüllen. „Wiedergänger“ ist eine grandios gespielte Hymne an die Dunkelheit und eines seiner Geschöpfe, mit einem Tropfen Verträumtheit garniert und wenn Antonia Erdenberger ihre Stimme mit einbringt und erhebt, parallel oder alleine, ist es ein zusätzliches Highlight.
„Auf Galgengrund“ ist wieder so einer nebst anderen, wo der Körper bewegungstechnisch mitmuss und er die Gedanken desjenigen widerspiegelt, der sich den Strick um den Hals gelegt hat, „Kühlkammer“ stampft auf, teilt aus und krankhafte Gedanken und Szenarien erleuchten beim lesen meine Augen und beim hören meine Ohren, „Gegengift“ // Eins, zwei – Eins, zwei, drei, vier \ wirbelt schön mit allen Instrumenten in klanglicher Hinsicht und hat Rock`n Roll Tendenzen, um dann mit „Stirb lächelnd 2023“ den ersten Part passend und aggressiv im neuen Gewand abzuschließen, 20 Jahre nach der Veröffentlichung auf „Leichenlager“ und aktuell passend zum Jahresdatum. Wenn das kein Zufall ist………zwinker….
Auf der zweiten CD eröffnet „Kadaverfrühling“ mit Klavier, fast normalem Gesang, dem wechselnd der Besessene folgt, der Schwere spielerisch traurig balladesk gehuldigt wird und es darf zusammen und eng, auch nach dem Tode, getanzt werden. „Blutsommer“ teilt ordentlich aus, während die weißen und schwarzen Tasten parallel mit allem anderen unter den einschlagenden Fingern tanzen.
Die letzten Drei im Bunde, nämlich „Herbstleiche„, „Wintersabbat“ und „Rigor Mortis“ reihen sich nahtlos in diese vorher gehörten Darbietungen ein und so bilden alle Fünf zusammen eine gemeinsame Einheit.
Das Album ist vollgepackt mit siebzehn Titeln und daher darf jeder für sich entscheiden, ob er es gerne kürzer gehabt hätte oder es gerade richtig ist.
Fazit: Ein morbide und feines Doppelpaket, was vor fünf Tagen aus dem vermoderten Erdreich emporkroch!
Von mir gibt 9 von 10 Hellfire-Punkten
Trackliste:
Disc 1
1. Vorposten
2. Grenzgänger
3. In Einzelteilen
4. Für den Kaiser
5. Als ich noch Kinder fraß
6. Die Frau im Turm
7. Vom Loch-in-der-Wand-Club
8. Wiedergänger (Album Edit)
9. Auf Galgengrund
10. Kühlkammer
11. Gegengift
12. Stirb lächelnd 2023
Disc 2
1. Kadaverfrühling
2. Blutsommer
3. Herbstleiche
4. Wintersabbat
5. Rigor Mortis
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