Geschrieben von Marco Gräff
Band: Enslaved
Album: Utgard
Genre: Progressive (Pagan / Viking) Metal
Plattenfirma: Nuclear Blast
Veröffentlichung: 02.10.2020
In ihrem 30. Bandjahr beehren uns die Norweger ENSLAVED mit UTGARD mit ihrem mittlerweile 15. Album. Die einstige Black / Pagan Metal und Viking Band hat sich immer und stets weiterentwickelt und zählt heute zu den angesagtesten, größten und besten Extreme Progressive Metal Acts. Und an dieser Stellung wird sich auch mit dem neuesten Werk nichts ändern.
Wer sich ein wenig mit der nordischen Mythologie auskennt (und ich meine jetzt nicht das Marvel MCU), dem sagen auch die „Neun Welten“ etwas. Utgard gehörte allerdings nicht dazu, Sänger Grutle Kjellson beschreibt es wie folgt: „Utgard kann vieles bedeute. Ein Bild, eine Metapher, ein esoterischer Ort. In der nordischen Mythologie ist es ein Ort, wo die Riesen leben, wo die Götter Asgards keine Macht besitzen. Auf psychologischer Ebene könnte das vergleichbar mit Schlaf, Träumen oder luziden Träumen sein… Aber trotzdem ist an einem Ort wie diesem etwas Magisches. Das ist der Ort, von dem auch Wahnsinn, Kreativität, Humor und Chaos stammen.“
Das bietet natürlich viel Spielraum für inhaltliche so wie textliche Freiheiten. Doch plumpe Heldensagen und phantastische Geschichten sucht man bei ENSLAVED vergebens. Genau wie bei der Musik gibt es tiefgreifendes und hintersinniges, aber auch sperriges und verwirrendes zu entdecken. Doch anders noch als der direkte Vorgänger „E“ aus 2017, ist UTGARD nicht so sperrig und verkopft wie befürchtet. Deutlich klassischer und direkter gehen die Norweger dieses Mal zu Werke. Selbst ein Saxophon (wie auf „Hiindsiight“ vom Vorgänger) sucht man diesmal vergebens.
Man ist heute phasenweise sogar rockig unterwegs (Jettegryta), vernachlässigt aber auch die sphärischen und psychedelischen Momente nicht (Sequence) oder bringt sogar (dank der Synthi Sounds) Industrial Klänge unter (siehe bei Urjotun). Und am Ende gibt es mit Distant seasons etwas episch, atmosphärisches zum Träumen. Und doch sind ENSLAVED auch 2020 immer noch unverkennbar ENSLAVED. Dass sie dabei ihre Wurzeln nicht vergessen, zeigen Songs wie Homebound (mit ‚Anathema‘-Touch), Flight of thought and memory und Storms of Utgard. Stellenweise sorgt straighter Black / Pagan Metal, der hier geschickt mit progressiven Rockelemente verwebt wird, ohne dass es irgendwie gestückelt wirkt, für nordisch kalte Momente und lässt etwas Nostalgie aufkommen.
Dabei wirkt alles homogen, wenn auch stellenweise etwas zu verspielt (siehe Sequence oder auch Jettegryta). Manche Songs eröffnen sich einem sofort, andere brauchen ein paar Durchläufe um sich zu zeigen. Was allen gemein ist, ist die mehr oder weniger düstere und geheimnisvolle Aura. ENSLAVED schaffen es auf hohen Niveau das Album zu jedem Zeitpunkt spannend zu halten, lieben die Abwechslung (auch beim Gesang, egal ob guttural oder clean) genau wie die Überraschungen. UTGARD ist vielleicht nicht das beste oder stärkste Album der Band aus Bergen, aber ein verdammt gutes.
von mir gibt es 8 von 10 Hellfire Punkten
Tracks:
01 – Fires In The Dark 5:59
02 – Jettegryta 4:56
03 – Sequence 6:39
04 – Homebound 5:29
05 – Utgardr 1:51
06 – Urjotun 4:21
07 – Flight Of Thought And Memory 6:22
08 – Storms Of Utgard 4:38
09 – Distant Seasons 4:31
Line-Up:
Ivar Bjørnson – Gitarren
Grutle Kjellson – Gesang
Arve „Ice Dale“ Isdal – Gitarre
Håkon Vinje – Keyboard, Clean Gesang
Iver Sandøy – Schlagzeug
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