Entorx im Interview: „Unterstützt die Bands, die Veranstalter und eben die Szene, damit diese weiterleben können!“

© Entorx

 

Wir vom Hellfire reden nicht nur davon den Untergrund zu unterstützen, wir wollen Euch dieser Tage eine Menge Bands vorstellen, die „unsigned“ sind, also keinen Deal bei einer Plattenfirma haben oder zumindest aber ihre komplette Promo-Arbeit selber machen.

Auch die Speyerer Band ENTORX wartet mit einem neuen Album auf, welches bald veröffentlicht werden soll. Da hatten wir natürlich ein paar Fragen, die uns die beiden Gitarristen Bogdan und Sascha gerne und ausführlich beantwortet haben:

 

HF: Hallo Entorx. Euch gibt es ja schon seit 2009. Eine EP und auch eine Debüt LP stehen bis 2013 bei Euch zu buche. Stellt Euch doch mal kurz vor, also was Euch damals getrieben hat Musik zu machen, und vor allem, was ist seit dem Album passiert? Abgesehen von ein paar Live Auftritten war es doch eher ruhig um Euch?

Bogdan: Hallo Hellfire, Vielen Dank für diese Gelegenheit uns auf diesem Wege vorstellen zu dürfen.
Mit meiner ex-Band TREMESCUM habe ich meine ersten Erfahrungen im progressiven Death Metal Bereich gesammelt. Als sich die Band auflöste, suchte ich nach neuen Mitstreitern für eine Bandneugründung. Denn mit Musik aufhören kam für mich nie in Frage.
Im Vergleich zu TREMESCUM waren die Ziele bei ENTORX von Anfang an höher gesetzt. Wir wollten mit der Band mehr Konzerte spielen, Alben aufnehmen und einfach mehr erreichen, ohne unsere Jobs aufgeben zu müssen. Selbstverständlich waren wir uns auch im Klaren, dass wir das nicht beruflich machen werden können. Dafür würde für uns zu viel auf dem Spiel stehen. Aber dennoch investieren wir den Großteil unserer Freizeit in die Band.
Wenn man es so sagen will, ist die Band für uns so etwas wie ein „Hobby-Plus“.  Wir verdienen mit der Band überhaupt kein Geld, dafür haben wir aber unseren Spaß und arbeiten daran, unseren Träumen näher zu kommen, ohne von jemandem abhängig zu sein.

Sascha: So ruhig war es ja nicht: wir waren nie „weg“ und haben gar nicht mal so wenige Konzerte gespielt über die Zeit, wäre ja zu einfach! 😀 (unter anderem mit den mächtigen VADER 2018)
Es gab eine Menge Personalwechsel, was Songwriting und Soundfindung stellenweise massiv erschwert hat, was auch dazu geführt hat, dass viele Songs, die eigentlich schon mehr als zwei Jahre fertig sind, noch ein wenig reifen durften (was den Songs keinen qualitativen Abbruch beschert hat). Jedenfalls haben wir uns Ende 2018 bereit gefühlt, das Album endlich als Studioproduktion in Angriff zu nehmen. Die Aufnahmen haben nach intensivem Proben im April 2019 im Iguana Studio mit Christoph Brandes angefangen und haben das Schlagzeug in drei Tagen eingeknüppelt. Kurz danach haben wir die Gitarren Parts der Songs daheim eingespielt. Da noch ein paar Soli gefehlt haben und Fragen offen waren, hat sich dieser Prozess gezogen, was auch für den Bass gilt.  Auch am Gesang haben wir final die ein oder andere Sache ausprobiert. Bis quasi „kurz vor knapp“ haben wir die Arrangements fertig gestellt und raus gekommen ist am Ende „Faceless Insanity“, unser zweites Album.

 

HF: Wer Euch aufmerksam auf Euren sozialen Kanälen verfolgt, wird mittlerweile mitbekommen haben, dass die Band wieder komplett ist. Mit Lukas habt ihr Euren neuen Drummer vorgestellt. Warum habt ihr Euch für ihn entschieden? Und entnehme ich das den neuen Bandfotos richtig, dass Ihr richtig heiß seid auf das neue Material, wenn man jetzt mal von der allgemeinen, aktuellen Situation da draußen absieht?

Sascha: Lukas hat sich von Tag eins an mit sehr großem Interesse in die Songs eingearbeitet, hat, wie jeder andere auch hier, sich konstruktiv an Diskussionen beteiligt, auch wenn sie ihn jetzt zum Beispiel gar nicht mal direkt betroffen haben (Aufnahmen des neuen Albums, bei denen er nicht einmal involviert war). Das Schlagzeug ist wie jedes andere Instrument und Vocals in unserer Musik ein absolut wichtiges im großen Ganzen. Es kommt uns hierbei eben auf viele Details an und ist nicht nur „uffta uffta uffta“-Begleitwerk. Auch bei seiner ersten Liveshow hat er extrem überzeugen können. Er hat nach nicht einmal fünf Proben das Set erfolgreich absolviert. Im Endeffekt hat er sich für uns entschieden und diese Wahl für uns sehr spektakulär untermalt. 😉 

Bogdan: Ja, Lukas hat sich schon sehr ins Zeug gelegt und unsere Songs schnell gelernt.  Er besitzt außerdem gute Kenntnisse in der Musiktheorie, was die Kommunikation sehr erleichtert. Ist im Underground gar nicht mal so oft der Fall.
Auch das selbstständige Erlernen der Songs war kein Problem. Das kennen wir auch anders…

 

HF: Doch zurück zum Album. Im Vorfeld schürt Ihr selbst die Erwartungen schon recht hoch. Ich zitiere: „Das kommende Album klingt düsterer und aggressiver; gleichzeitig aber auch verspielter als der hochgelobte Vorgänger “Broken Ways”. Die technisch anspruchsvolleren und düsteren Arrangements sind für Fans von Bands wie DARKANE, REVOCATION, OPETH, GOJIRA und HATE ein absoluter Hochgenuss!“ Da hat aber jemand mächtige Cojones! ? Wohin geht denn die Reise und wird sich der Sound im Gegensatz zum Debüt signifikant ändern?

© Entorx

Sascha: Das Album wartet nur noch darauf, endlich veröffentlicht zu werden und euch ins Gesicht zu springen! 😀
Die durchaus „eihaltige“ Beschreibung ist unsere Empfindung des Albums und derer, die es bisher hören konnten oder „durften“.  Wir sind sehr von den Songs überzeugt, zumal wir sehr lange daran gearbeitet haben. Das Schreiben der Songs hat quasi schon 2013 nach Release von „Broken Ways“ begonnen. Sie klingen ungezwungen, wüst, verspielt und im Gesamten ist das neue Album einfach einen guten Ticken düsterer als sein Vorgänger. Der Teufel steckt auch hier öfter im Detail: Der erhöhte musikalische Anspruch von „Broken Ways“ hat sich mit der direkten Aggression von „Theta Waves“ (erster Release 2011 – Anmerk. d. Red.) gepaart, ist technisch aber insgesamt nochmal ein gutes Stück weiter vorangeschritten. Die nicht ganz geheime Zutat „progressive“ spiegelt sich in diversen Timings und Songstrukturen wider, ist im gesamten aber mehr in den Songs an sich eingebettet als noch auf „Broken Ways“. Im Gesamten sind wir aber unserer Formel absolut treu geblieben und haben es glücklicherweise geschafft, uns nicht einfach nur zu wiederholen. Quasi ein Schritt Rückwärts, dann aber mit Anlauf zwei Sprünge nach vorne. Neue Nuancen, neue Aggression, wieder entflammte Power. Wir sind echt verdammt gespannt, was die „Metalgemeinde“ Rezensenten und vielleicht sogar „Metalfremde“ von dem Ganzen halten werden. Wären wir nicht von dem Album und den Songs so sehr überzeugt, würden wir es nicht mal veröffentlichen, bzw. würde es kaum Sinn machen. Schon gar nicht nach so langer Zeit!

 

HF: Wenn sich die Lage irgendwann mal wieder normalisiert, und alles weiter seinen Weg geht wie erhofft, wie sind Eure zukünftigen Pläne? Wann soll(te) das Album erscheinen und habt Ihr geplant wieder verstärkt Konzerte zu spielen?

Sascha: Was ist schon „normal“, haha.. 😀
Wir veröffentlichen die nächsten Wochen zwei oder drei brandneue Singles und werden am 29. Mai das Album veröffentlichen.
Wir wollen das Album natürlich in der hoffentlich näheren Zukunft mit so vielen Gigs wie eben möglich promoten. Aktuell fahren wir, wie die letzten zehneinhalb Jahre zuvor auch, nahezu komplett auf der „DIY – Do It Yourself“-Schiene. Die Zeit nach „Corona“ wird interessant, es werden sehr viele abgesagte oder bereits verschobene Konzerte nachgeholt werden… Wir sind mit dem neuen Material hoffentlich in der Lage, größeres Interesse auf uns zu ziehen.

 

HF: Apropos Konzerte; 2013 habt ihr das „KILL YOUR BRAIN Fest“ aus der Taufe gehoben, deren Veranstalter Ihr auch seid. Erzählt doch mal was es damit auf sich hat und wie es dazu kam. Und ist – Stand heute – auch dieses Jahr wieder was geplant?

Bogdan: Die Idee entstand im Jahre 2014. Im Jahr davor haben wir ein Konzert unter diesem Namen organisiert. Ein ganz einfaches Konzert mit 4 Bands. 2014 stand dann unser 5-jähriges Jubiläum an und wir dachten uns: „Lasst uns einfach mal was Größeres als ein gewöhnliches Konzert auf die Beine stellen und eine fette Party feiern. Ohne Rücksicht auf finanzielle Verluste!“  So kam es. Wir haben drei weitere Underground Bands eingeladen und kümmerten uns komplett um die Organisation einer Veranstaltung, die uns zum ersten Mal viel Geld kosten sollte.
Das Ganze bekam so gute Resonanz seitens der Bands und dem Publikum, dass wir es in den nachfolgenden Jahren immer wieder einmal im Jahr wiederholten. Aus ursprünglich 4 Bands wurden 6 und aus 6 wurden irgendwann ganze 8. Das brachte immer wieder neue Herausforderungen mit sich mit. Da man dann automatisch mit größeren Ausgaben rechnen musste, aber dennoch den Preis niedrig halten wollte.  Ab 2015 mussten wir uns vermehrt um die finanzielle Hilfe seitens Sponsoren kümmern, womit wir teilweise unsere Kosten zu decken versuchten.
2019 fand somit vorerst (!) das letzte KILL YOUR BRAIN FEST statt. Leider mit einer recht übersichtlichen Besucherzahl.
In den letzten Jahren gab es leider auch ein Überangebot von Konzerten und das machte sich leider auch für das KYBF bemerkbar. Dazu kommt auch noch, dass immer mehr Menschen lieber Zuhause sitzen bleiben, als auf ein Underground Konzert zu gehen. Wir hoffen natürlich, dass sich das Ganze zum Besseren ändert und man wieder volle Locations zu Gesicht bekommt.    

Sascha: Man kann es ja auch einfach mal im Positiven sehen: wir können uns dieses Jahr zu 100% auf unser Album konzentrieren. Die aktuelle Situation auf dem „Markt“ (Stichwort „Corona“) macht es auch sehr schwer, so etwas sorgfältig und verlässlich zu planen. Wenn die Zeichen mal wieder gut dafür stehen: Warum auch nicht?
Es ist in solchen Zeiten wichtiger denn je, auch „kleinere“ Bands zu unterstützen und zusammenzuhalten. Das unterstreicht eben auch die „Corona-Phase“ sehr eindeutig. Viele Bands machen sich nicht online, sondern mit Gigs einen Namen und vertreiben primär auch ebenso ihr Merchandise. Es gilt weiterhin: SUPPORT THE UNDERGORUND, mit voller Leidenschaft. Es wird jedenfalls eine sehr interessante Zeit.

Zurück zum Eigentlichen: Das KILL YOUR BRAIN Fest hat bisher immer extrem gutes Feedback von Bands und Besuchern erfahren dürfen, weshalb die Entscheidung natürlich nicht ganz einfach gefallen ist und wir werden das Konzept keinesfalls fallen lassen wollen. Unterstützt die Bands, die Veranstalter und eben die Szene, damit diese weiterleben und euch Musik, Merch und vor allem viel Freude bieten können!

 

HF: Dann hoffen wir mal alles das Beste, bleibt vor allem gesund und viel Erfolg mit dem neuen Album, wenn es dann kommt.

Entorx: Vielen Dank! Wir wünschen ebenfalls allen viel Gesundheit und bleibt uns alle erhalten. Wir sehen uns wieder, wenn sich die Lage wieder normalisiert. Versprochen! 🙂

 

Interview: Marco Gräff

 

 

Weitere Infos:

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