Es ist Samstag, der 18.03.17. Gegen 18 Uhr betrete ich den „Colos-Saal“ in Aschaffenburg. Ich bin mit der Band Erdling zum Interview verabredet, die hier heute als Support der Band Hämatom auftritt.
Pünktlich werde ich abgeholt und darf dem Soundcheck der Jungs zuschauen, da sich deren Zeitplan etwas nach hinten verschoben hat. Es gibt definitiv schlechtere Arten zu warten.
Als dieser dann beendet ist darf ich Neill Devin (Vocals), Niklas Kahl (Drums) und Neno Knuckle (Guitar) zum Interview begrüßen. Bassist Nate Pearson ist leider verhindert.
HF: Ihr Lieben! Erstmal vielen Dank, dass ich das Interview hier heute machen darf und Herzlichen Glückwunsch zur gestern erschienenen Supernova, Eurem zweitgeborenem Baby.
Nik: Whohoo!
HF: Wie war die 1. Supernova Show gestern in Bielefeld für Euch?
Nik: Genial! Es war ja nicht nur die 1. Supernova Show für uns, es war ja vor allem auch die 1. Metal Show. Hämatom ist bei weitem die härteste Band, mit der wir bisher gespielt haben. Das ist schon ein anderes Publikum mit sauf- und feierwütigen Metalheads, die da irgendwie rumbrüllen! (lacht) Wir hatten einen MOSHPIT!!! (lacht)
HF: Einen Moshpit?! Echt jetzt?
Nik: Ja! Das hatten wir noch nie!
Neill: Noch nie! Die ganze Dynamik im Publikum ist ´ne vollkommen andere. Du musst ganz anders mit den Leuten umgehen. Auch unsere Setlist haben wir entsprechend angepasst, dass sie insgesamt härtere Songs aufweist. Wir haben knackigere Übergänge, dass das Ganze ein bisschen mehr Feuer hat. Entsprechend war das für uns echt ein totaler Abriss gestern.
HF: Wie geht´s Euch eigentlich vor den Shows? Seid Ihr noch aufgeregt oder hat sich da mittlerweile sowas wie Routine eingestellt?
Neno: Nee! Ich denk nicht, dass Routine drin ist. Gestern war die Aufregung aber schon höher. Ein ganz neues Set, eine ganz neue Produktion, neues Licht, neues Publikum. Also wirklich Aufregung! Aber wenn man nicht aufgeregt wäre, würde auch etwas falsch laufen, glaub ich.
Nik: Dafür ist der Kater aber heute höher als gestern! (alle lachen)
Neill: Also ich bin grundsätzlich aufgeregt vor Shows.
Nik: … und verkatert! (wieder lachen)
Neill: Man will es gut machen und Du hast als Sänger auch eine ganz andere Verantwortung, da Du ja quasi durch die Show moderierst. Das heißt, Du hast eine ganz andere Belastung und bist entsprechend dann auch viel aufgeregter. Was ist, wenn Du Dich versprichst oder sowas? Und wenn Du dann so drüber nachdenkst, versprichst Du Dich eh´ und die Leute lachen und alles ist wieder gut. (lacht) Aber nach den ersten 1-2 Nummern verfliegt die Aufregung dann eh!
HF: Jetzt steht Ihr hier ja ziemlich „nackt“ vor mir. Wie lange braucht Ihr eigentlich für Euer Bühnen Make Up? Habt Ihr, oder hast Du Neill, irgendwelche Schablonen zum Auftragen?
Neill: Ich habe selbstverständlich Schablonen, da ich kein Make Up Artist bin. Das hat sich tatsächlich ein Visagist ausgedacht und wirklich auch als routinierter Typ ´ne Stunde gebraucht um das aufzutragen. Auf der Bühne habe ich es ein bisschen anders, so dass es für mich einfacher ist, es selbst zu machen. Aber da steckt schon sehr viel Zeit dahinter.
HF: Wann und wie seid Ihr überhaupt zur Musik gekommen? Wann war für Euch klar, dass Ihr diesen Weg beruflich gehen wollt? Wunsch klar! Ist da ja immer, aber wenn ich z.B. an Freunde oder mein eigenes Elternhaus denke, die haben da ja schon diesen Weg im Kopf, den Du am besten gehen solltest. Wann war da für Euch der Moment, in dem ihr wusstet – Nee! Genau so was will ich nicht, ich will das anders?
Nik: Meine Eltern sind beide Musiker! (lacht)
Neill: Ich komme auch aus einer Medien Familie. Bei mir ist es tatsächlich so gewesen, dass ich darauf gepolt worden bin Musiker zu werden. Ich habe ganz früh Klavier und alles andere gelernt und angelernt bekommen und habe mir dann irgendwann selbst Instrumente beigebracht. Deswegen war für mich eigentlich immer klar, dass ich in der Musikbranche arbeiten werde!
HF: Also so ein „0815 Büro–Bänker-Job“ wäre nie Deins gewesen?
Neill: Meinen Vater hätte es zutiefst unglücklich gemacht, wenn er mich in dieser Art Job gesehen hätte.
Nik: (ganz leise) Ich habe das mal gemacht.
HF: Büro oder Bänker?
Nik: Nee. Zahlen sind nicht so meins. Ich habe Software geschrieben. Das ging gar nicht (lacht). Ich habe eine Ausbildung in dem Bereich gemacht und ein halbes Jahr gearbeitet. Danach wusste ich, was ich nie wieder machen möchte (lacht)!
Neno: Ich war einfach zu blöd zum Fußball spielen und wollte auch Mädels haben. Und dann habe ich mir gedacht (grinst), musst Du halt Musik machen! (alle lachen)
Nik: Sehr geil! (Es folgt ein kurzer Schlagabtausch der Jungs untereinander )
Neno: (lacht) O.K. Nächste Frage!
HF: Jetzt ist Euer Zweitling, die Supernova, seit dem 17.3.17 erhältlich. Wie lange keimte die Idee dahinter schon in Euch?
Neno: Tatsächlich schon als wir letztes Jahr im Januar auf dieser großen Tour waren. Da ging es eigentlich schon los mit dem Vorproduzieren. Ein Jahr war da jetzt Vorlauf drin!
Neill: Aus den Tiefen war ja schon ein dreiviertel Jahr fertig, bevor es überhaupt raus gekommen ist. Und selbst da haben wir uns schon Gedanken gemacht, wie machen wir das 2. Album. Und als die Megaherz Tour letztes Jahr startete, hatten wir tatsächlich schon die 1. Demos im Kasten. Das Album haben wir dann im Frühsommer angefangen zu produzieren.
HF: Nie Stillstand?!
Neill: Nee! Nie! (lacht) Wir machen uns jetzt schon Gedanken um das nächste Album.
HF: Jetzt sind Eure Wohnorte doch aber ziemlich verstreut. Wie entsteht da überhaupt ein Album?
Neno: Dropbox, Skype, Videotelefonate.
HF: Und wie probt ihr?
Alle drei: Gar nicht!
Neno: Wer übt, kann nix!
Neill: Wir proben tatsächlich vor Tourstart 1 oder 2 Tage. Dann aber eine komplette Produktionsprobe, d.h. wir mieten uns ´nen Club, bauen alles auf und spielen dort dann quasi 2 Tage komplett Shows durch. Bis dahin ist halt jeder auf sich allein gestellt und muss seinen Job machen.
HF: Da geht sie dahin meine Vorstellung von Jungs, die sich einmal in der Woche mit einem Kasten Bier zusammensetzen und proben.
Nik: Wir treffen uns lieber 1x und trinken dann das Bier, was wir in der Zeit getrunken hätten. (lacht) Nee. Wir haben einfach andere Prioritäten was das angeht.
Neill: Du kannst heute im Internet alles Mögliche machen und wir schieben uns dann immer die Dateien hin und her.
Neno: Die Sache ist ja auch die, du musst erstmal so 4 Verrückte finden, die das in dem Pensum schaffen, wie wir es grad machen. Es ist schwer heutzutage in einer Stadt die auch zu finden. So von wegen: Ey o.k.! Wir gehen halt mal fast 1 Jahr zusammen auf Tour und machen noch ein Album und noch eine Tour.
Nik: Ist halt alles auch Zeit und Geld!
HF: Jetzt liegen gefühlt, emotionale Welten zwischen z. B. Songs wie dem „Absolutus Rex“ und „Frei wie der Wind“. Wobei kommen Euch die Ideen für die Songs?
Nik: Unter der Dusche!
Neill: Tatsächlich sind es so Momente, in denen Du irgendwas Monotones tust. Autofahren, Duschen, Spazieren oder sonstiges. Und plötzlich fällt einem das so ein, wenn ich das singen würde und ich würde es dann so und so singen, dann wäre das gut!
Nik: Die Scheisse ist, dass das immer Momente sind, in denen man das dann natürlich auch schnell konservieren muss. Das ist dann das Schwierigste, unter der Dusche oder beim Autofahren!
Neill: Ich hab´s tatsächlich immer so, dass ich mein Handy dabei hab. Wenn mir dann irgendwo was einfällt, mach ich´s als Sprachmemo.
Nik: Ach deswegen hast Du immer neue Handys, weil die beim Duschen kaputtgehen?! (lacht)
Neill: Deswegen hab´ ich jetzt ´n wasserfestes! (lacht)
HF: Niel, uns fiel auf, dass Du jetzt PR Manager bei „Rosenheim Rocks“ bist. Wie kam es zu dieser Zusammenarbeit?
Neill: Sandra Eichner hat ursprünglich unsere Promo gemacht. Dadurch haben wir uns halt auch persönlich kennengelernt.
Neno: (lacht) Und sie macht sie immer noch.
Neill: Stimmt! Ich hab´ damals auch gerade was gesucht und dann nebenbei immer ein bisschen was für Sandra gemacht. Das hat eigentlich so gut gepasst, dass wir gesagt haben, wir arbeiten fortan komplett miteinander. Seitdem machen wir die Firma zusammen.
HF: Neben der vielen Arbeit, wie verbringt Ihr eigentlich die Zeit abseits des Bühnenlebens? Was erdet Euch?
Neno: Jeder muss halt irgendwie Geld verdienen und was den Rest angeht, wie bei jedem anderen daheim wahrscheinlich auch. Also es ist jetzt nicht so, dass wir die 24-Stunden Rockstars sind. Jeder hat noch sein Privatleben.
Neill: Ich bin privat eher das Gegenteil vom dem, was ich auf Tour bin, auf die Aktivitäten bezogen. Sobald ich zu Hause bin, dreht sich alles um Frau, Hund und Ruhe. Das ist auf Tour natürlich ´n bisschen anders! (lacht)
HF: Dahingehend dann jetzt auch meine nächste Frage… Was ist das Schönste am „auf Tour sein“ und was fuckt so richtig ab?
Neno: Warten fuckt ab!
Neill: Ja! Warten fuckt ab! Man wartet sehr viel auf Tour! Aber es ist einfach schön. Man ist die ganze Zeit in einer festen Gruppe und mit Fortschreiten der Tour, rückt diese Gruppe immer mehr zusammen. Das wird dann ´ne Art Ersatzfamilie. Man ist jeden Tag woanders und es gibt eigentlich immer irgendwas zu entdecken. Wie in einer Parallelwelt, in der man sich plötzlich bewegt! Man kommt komplett raus und kann sein, wer man will! Das ist etwas sehr Schönes!
HF: Bisher wart ihr ja immer als Support Band „tourmässig“ unterwegs. Können sich die Fans auf eine eigene Tour freuen?
Neno: Lasst Euch überraschen!
Nik: Ja, genau! Ihr könnt ja mal das Internet im Auge behalten.
Neill: Ab und zu mal gucken. Vielleicht kommt ja was?! (grinst)
HF: Wenn Ihr dann jetzt, bezogen auf die Band, einen Wunsch frei hättet – Welcher wäre das?
Nik: Ein volles Konto und mehr Platz auf der Bühne! (alle lachen)
Neill: Also wenn ich ´nen Wunsch frei hätte, dann wäre es, dass es genauso weiter nach oben geht, so wie es jetzt momentan geschieht! Wir weiter Musik machen können, uns keine Steine in den Weg gelegt werden und dass wir weiter so viel Freude daran haben.
HF: Ein sehr schöner Abschlusssatz! Ich bedanke mich für das sympathische und lustige Interview und wünsche Euch für das spätere Konzert und die noch kommenden Shows viel Spaß.
Interview by Nancy Nern