Geschrieben von Marco Gräff
Band: Erdling
Album: Yggdrasil
Genre: Dark Rock / Metal – Industrial Metal – Modern Metal
Plattenfirma: Out Of Line
Veröffentlichung: 10.01.2020
— „Die Welt verändert sich“ —
… so die ersten Worte des Intros der neuen Scheibe der Band ERDLING. Und so wie sich Klima, Machtverhältnisse und Ressourcen auf der Welt ständig verändern, so haben sich auch ERDLING über die Jahre vor allem in ihrem Sound verändert. YGGDRASIL, der Weltenbaum, zierte schon das Cover der Debütalbums „Aus den Tiefen“ (2016) und auch beim zweiten Album „Supernova“ (2017), nun bildet er erstmals offensichtlich das zentrale Thema der elf neuen Songs.
Schon bevor das Album diesen Freitag via Out Of Line erscheinen wird, gibt es bereits vier Videos zu Songs der neuen Platte. Wir sind Midgard erschien derweil im März letzten Jahres und ließ schon durchblicken, was den Fan erwarten wird. Neben nordischer Mythologie und Geschichte vor allem mehr Metal und Druck in den Songs. Besonders im zweiten, sehenswerten Video zu Im Namen der Krähe, bei dem ‚Equilibrium‘-Sänger Robse Dahn ebenfalls zu hören ist, geht es deutlich härter als bisher gewohnt zu Werke. Den Höhepunkt diesbezüglich bildet Grendel, ein modernes Metal Brett mit gutturalem Gesang, tiefen Riffs und schnellen Drums. Allein der gewohnt melodische, hymnenhafte Refrain lässt noch an ERDLING erinnern. Aber definitiv ein Highlight der Platte der unter den Die Hard Fans für Gesprächsstoff sorgen wird.
Weniger spektakulär, weil band typisch, sind die Songs Am heiligen Hain (Lyric Video) und der Titelsong Yggdrasil. Dennoch Songs mit Tiefgang und Nachhall. Besonders Am heiligen Hain weiß textlich zu überzeugen und dürfte als zukünftiger Band Klassiker gelten, und verdeutlicht die heidnischen, nordischen Eindrücke und das neue äußere Erscheinungsbild. Yggdrasil ist auf Grund des Bezuges zum Bandlogo eh schon gleichzusetzen mit der Nummer „Erdling“ vom letzten Album. Aber auf jeden Fall ein Ohrwurm! Sturmfänger dagegen ist eine emotionale Ballade in bester ERDLING Manier.
Die Songs sind typisch für ERDLING, und doch klingen sie moderner, härter und schneller. Wenn auch etwas zu Lasten der Atmosphäre der einzelnen Songs, Gothic und NDH Einflüsse sind teilweise stark in den Hintergrund getreten. Neben dem bereits erwähnten und allseits bekannten Wir sind Midgard, hat Wölfe der Nacht wohl das größte Potential zum Club-Hit. Nicht nur allein durch das Mitwirken von Chris Pohl (BlutEngel). Catchy, hymnisch und tanzbar. Nicht unbedingt mein Favorit der Platte, aber ganz sicher für die vielen Anhänger der ersten Stunde.
Meine Favoriten sind neben Grendel und Im Namen der Krähe der Song Blizzard, der sich zwar noch recht gemächlich seinen Weg ins Gehör bahnt, aber umso länger hängen bleibt. Hier kommt besonders die dunkle und tiefe Stimme von Sänger Neill zum Tragen und macht den Song somit zum Anspieltipp. Aber auch Hundert Welten, der so richtig flott nach vorne gerne und schon fast Power Metal mäßig daherkommt bleibt irgendwie hängen. Auch vielleicht wegen des kleinen Gitarrensolos von Gitarrist Neno. Mein absoluter Liebling auf YGGDRASIL ist aber Blut und Erde. Im ersten Moment erinnert da nicht viel an ERDLING, düstere Riffs, hier und da nahe am Djent und erneut der tiefe Gesang bilden ein modernes Metal Highlight mit reichlich Melodie. Dazu gibt es im Mittelteil ein wenig Geigengefiedel, was dem Song kurzzeitig etwas folkloristische, bzw. mittelalterliche Züge verleiht.
ERDLING gelingt es mit ihrem vierten Output, sich endlich in einer eigenen Nische zu platzieren und verbindet auf eindrucksvolle Weise Dark Rock mit modernem Metal, Industrial und elektronischen Hooklines. Das alles mit den von ERDLING gewohnt starken, aber auch direkten Lyrics und dem Händchen für traurige wie mitreißenden Melodien. Ohne Zweifel mag ich behaupten, mit YGGDRASIL haben ERDLING ihr mit Abstand abwechslungsreichstes, wenn auch überraschendstes aber auf jeden Fall bestes Werk abgeliefert! Ich bin echt auf die anstehende Mini Tour gespannt, die am Tag vor Album Release in Frankfurt beginnt.
von mir gibt es 8,5 von 10 Hellfire-Punkten
Tracks:
01 – Hel (Intro)
02 – Blizzard
03 – Wir sind Midgard
04 – Hundert Welten
05 – Am heiligen Hain
06 – Im Namen der Krähe (feat. Robse Dahn)
07 – Sturmfänger
08 – Blut und Erde
09 – Grendel
10 – Wölfe der Nacht (feat. Chris Pohl)
11 – Yggdrasil
Line-Up:
Neill – Vocals, Programmings
Neno – Guitar
Rob – Bass
Chris – Drums
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Out Of Line