Geschrieben von Katja Maeting
Band: Escape The Madness
Album: Drown My Faith
Genre: Metalcore
Plattenfirma: unsigned
Veröffentlichung: 20. März 2020
Ich gebe zu, die ersten Gehversuche von Escape The Madness waren nicht so mein Fall. Ihre 2017 veröffentlichte Debüt-EP „Invictus“ hatte mich nicht richtig überzeugt und entsprechend hatte ich keine übermäßige Erwartungshaltung an das Debüt-Album der Jungs aus Glauchau – trotz der ziemlich geilen ersten Single „Ignite The Light“. Die zweite Auskopplung „Reflections“ war dann auch nicht schlecht, konnte aber nicht ganz an den Vorgänger anschließen. Beide zusammen bewiesen aber, dass die fünf immer noch zwischen Hardcore und Metalcore unterwegs sind und sich dort ziemlich wohl fühlen.
Somit war schon klar, dass es auf Albumlänge auch mit reichlich Härtefaktor zugehen wird und Escape The Madness immer noch kein Bedürfnis nach süßlichen Melodien und Clean Vocals haben. Entsprechend macht der Opener „Whats Enough“ recht schnell kurzen Prozess mit der melodischen Eröffnung, sondern verdichtet den Sound immer weiter im Stile eines Intros, bis sich nach gut einer Minute die Rhythmus-Fraktion in den Vordergrund prügelt und dort auch dominant verharrt, unterstützt von stabilen Riffs, welche die Nummer kompakt voran drücken und das Ganze zwischendurch immer salvenartig explodieren lassen.
Auf das überlange Interlude „Madness“, einen Zusammenschnitt der allgegenwärtigen Weltuntergangs-Nachrichten, hätte ich gut verzichten können, da dieses Stilmittel einfach totgenutzt ist und den Drive aus der Scheibe nimmt. „No Mercy“ besteht auch ohne dieses Vorspiel als absolute Wuchtnummer mit prägnantem Riff-Motiv, reichlich Double Bass Einsatz und aggressiven Shouts und ein paar der Dynamik zuträglichen Ideen, auch wenn man aus der Nummer vielleicht noch ein bisschen mehr hätte rausholen können.
Nichts zu verbessern gibt es für mich hingegen an „Better Off Dead“, die neueste Single und eine Power Metalcore Nummer, die mit ihren Metal-Riffs eine fette Hookline durch den Song zieht und auch Frontmann Jan zeigt hier erstaunlich vielseitiges Agieren in den Shouts. Das Teil setzt sich sofort im Gehörgang fest und begeistert mit dem Zusammenspiel aus Melodie und Härte. Auch „Daggers Blood“ sticht mit seinem besonderen Stil heraus und baut sich um eine raumgreifende Melodielinie auf, bevor ein von den Drums dominiertes Klanggewitter hereinbricht in welches sich die Gitarren einweben und so der massiven Soundwalze ein paar melodische Verzierungen verpassen.
Eher im Mittelfeld bewegen sich dann Songs wie „Breaking Surface“, dass viel Melodie mit sich trägt und sehr in sich verwoben fließend wirkt. Wahrscheinlich einer der Gründe, warum es im Vergleich zum Rest der Scheibe ein bisschen blass wirkt, zumal die weiblichen Gesangsmalereien und die etwas schnörkelige Gitarrenarbeit im letzten Drittel einen ziemlichen Weichzeichner-Effekt haben. Definitiv eine andere Seite von Escape The Madness, mich hat sie aber nicht richtig überzeugt. Besser gelingt dies beim ebenfalls sehr melodieorientierten Titeltrack, der aber durch die kräftigeren Riffs etwas mehr Rückgrat bekommt und so mehr Charakter aufweist.
Drei Jahre mehr Band- und Live-Erfahrung haben der noch recht jungen Band definitiv gut getan und auch die zwischenzeitlichen Besetzungswechsel haben sie gut verkraftet, wie sie auf „Drown My Faith“ beweisen. Eine massive Scheibe mit ein zwei verzichtbaren Momenten, die aber insgesamt zeigt, dass sich Escape The Madness erheblich entwickelt und die ersten Schritte zur musikalischen Individualität erfolgreich gemeistert haben. Entsprechend überzeugen die Jungs auch am meisten mit den Songs, bei denen sie ihren Sound weiter auffächern und mit neuen Facetten experimentieren. Im Auge ( und Ohr ) behalten, könnte sich hier für Fans des etwas härteren Metalcore lohnen.
Von mir gibt es 7,5 von 10 Hellfire-Punkten
Trackliste:
01. Whats Enough
02. Ignite Your Light
03. Madness
04. No Mercy
05. Better Off Dead
06. Reflections
07. Daggers Blood
08. Breaking Surface
09. Chaos
10. Drown My Faith
Line-up:
Vocals: Jan Ronneburger
Guitar: Max Arnold
Guitar: David Genge
Drums: Nico Steinert
Bass: Manuel Harzer
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