Escape The Void – Inhuman (EP)

© Escape The Void

Geschrieben von Katja Maeting
Band: Escape The Void
Album: Inhuman (EP)
Genre: Metalcore
Plattenfirma: unsigned
Veröffentlichung: 01. März 2019

DIESE Töne kommen aus DIESEM Kerlchen? An dieser Stelle direkt ein dickes Sorry an Frontmann Lukas, aber das war nun mal mein erster Gedanke beim Blick aufs Band-Foto – und zu dem Zeitpunkt kannte ich nur die erste Single „Light Preacher“. Der ein oder andere seiner Bandkollegen wird vielleicht bei der ersten Probe ähnlich überrascht gewesen sein, denn Escape The Void sind das Ergebnis eines erfolgreichen Blind Dates.

Die fünf Gründungsmitglieder kannten sich nicht, bevor sie ein „Suche Musiker“-Post auf Facebook zusammenbrachte und es musikalisch sofort Klick machte. So entstand im Oktober 2016 Escape The Void und auch die beiden, beruflich bedingten, Besetzungswechsel bisher konnten weder die Band-Chemie zerstören noch die Jungs auf ihrem Weg aufhalten. Und dieser hat sie schon weit rumgeführt, denn seit ihrem ersten Live Gig 2017 haben sie sich schon auf zahlreichen Bühnen im südlichen Deutschland und in der Schweiz die Ehre gegeben. 

Pünktlich zu Sylvester gab es dann den ersten Vorgeschmack auf die EP, die Veröffentlichung von „Light Preacher“ stellte erstmals die musikalische Idee von Escape The Void vor – und besagte Töne aus besagtem Kerlchen 😉 Der Track war allerdings insoweit etwas irreführend, als das er einer von nur zwei Songs auf „Inhuman“ ist, der in größerem Umfang Clean Vocals einsetzt. Dass sie ohne Cleans noch ein bisschen geiler klingen, bewiesen sie dann mit der zweiten Single „Dark“ – und Sänger Lukas zeigte, dass er auch neben etablierten Namen bestehen kann, liefert er sich hier doch ein stimmliches Duell ohne Verlierer mit Feature-Gast Tim Goergen (Ex-Within The Ruins).

Soweit, so bekannt, aber was hat „Inhuman“ noch zu bieten? „Misery“ ist ein sehr kompakt fließender Song, der sich innerhalb seiner Bandbreite abwechslungsreich ausgestaltet. So wird die anfangs dominante, leicht proggy angelegte Rhythmus-Struktur immer wieder wellenartig von der melodischen Leit-Idee der Gitarre überlagert, gesanglich entsprechend begleitet von Shouts, die mal eher gedrängt, mal etwas getragener angelegt sind und nur gelegentlich mit dem Wechsel zu Screams nochmal besondere Betonungen setzen. Der Track balanciert geschickt auf der Schnittmenge aller Extreme im Sound von Escape The Void und ist so in der Mitte der Trackliste perfekt platziert um die Symmetrie der EP zu perfektionieren.

Das anschließende „Separation“ zeigt direkt mit der eröffnenden Synthi-Sequenz, dass hier erneut Melodien und entsprechende Catchiness dominieren. Seelenverwandt zu „Light Preacher“ setzt auch dieser Song im Refrain Clean Vocals ein, deren Kontrast zu den geshouteten Strophen durch Hintergrund-Shouts abgemildert werden. Das treibende Rhythmus-Geflecht schimmert immer wieder durch die klar strukturierte Melodielinie hindurch, die es schafft, sich ohne jeglichen unnötigen Zierrat im Ohr festzusetzen. Das musikalische Pendant zu einer Granit-Statue, die durch ihre harte, schlichte Schönheit zu beeindrucken weiß.

Ihr Meisterstück haben die Fünf allerdings als Schlusspunkt ihres Debüts gesetzt. „Isolation“ ist der große, verdammt sexy Bruder von „Dark“. Was einem bisher vielleicht noch gefehlt hat, das bekommt man hier. Vocals und Instrumente liefern sich eine wilde Jagd, die eine breite Schneise der angenehmsten Verwüstung hinterlässt. Eine Hochdruck-Nummer ohne Atempause, bei der gesanglich alle Facetten des uncleanen Bereichs gezogen werden und instrumental gekonnt verschiedene Inspirationen vereint werden. Ein Song für Fans von Breakdowns und Rhythmus-Kaskaden, denn es gibt reichlich interessantes Futter, z.B. in Form von Beatdown-Anleihen, die zu einem beeindruckenden und stimmigen Mosaik der Sound-Facetten kombiniert werden. Hier erlebt man, an der Instrumental-Linie des Basses entlang rasend, eine musikalische Achterbahn-Fahrt ohne flachen Fahrweg. Hier gibt’s nur Loopings und Sturzfahrten, die für angenehmes Bauchgefühl sorgen. 

Als kleinen Bonus, früher auch gerne B-Side genannt, gibt es die fünf Songs auch noch mal als Instrumental-Versionen. Genau richtig für jeden, der sich an den technischen Feinheiten der Instrumental-Arbeit in den Songs erfreuen möchte – oder in Karaoke-Manier dem Escape The Void-Frontmann Konkurrenz machen möchte 😉

Mit „Inhuman“ setzen die Jungs aus Karlsruhe ein fettes Ausrufezeichen an den Anfang ihrer Karriere. Die Fünf haben nicht nur ihren musikalischen roten Faden gefunden, sondern auch schon auf ihrer ersten EP ihre Trademarks herausgestellt. Wer hier das schwächste Glied in der Kette sucht, der sucht vergebens. Stabiles Rhythmus-Geflecht bildet die Basis für abwechslungsreiche und experimentierfreudige Gitarren-Melodien, die druckvoll und selbstbewusst ihren Platz neben dem starken Frontmann einnehmen. Das sie dies zu Recht tun, beweisen die Instrumentals hervorragend, denn auch ohne Vocals zünden die Songs sehr gut. Perfektion erreichen sie dann aber mit der stimmlichen Bandbreite des Sängers, der ohne Schwäche oder Zögern die komplette gutturale Bandbreite von Screams bis zu extremen Lows bespielen kann. Wer melodisch-harten Metalcore inklusive fetter Breakdowns mag und auf poppige Refrains inklusive überzuckerter Cleans gern verzichten kann, der findet hier sein Glück. Auch harter, druckvoller Sound kann verdammt catchy sein, das beweisen Escape The Void auf ihrem Debüt.

Von mir gibt es 9 von 10 Hellfire-Punkten

Trackliste:
01. Dark
02. Light Preacher
03. Misery
04. Separation
05. Isolation
06. Dark (Instrumental)
07. Light Preacher (Instrumental)
08. Misery (Instrumental)
09. Separation (Instrumental)
10. Isolation (Instrumental)

Line-up:
Claudio Oechsler – Drums
Fabian Lauer – Bass
Kevin Frisch – Guitar
Tobias Stulz – Guitar
Lukas Kiep – Vocals

Weitere Infos:
Escape The Void bei Facebook
Escape The Void bei Instagram

 

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