Escaping Amenti – Awakening

© Escaping Amenti

Geschrieben von Katja Rohloff
Band: Escaping Amenti
Album: Awakening
Genre: Metalcore/Hardcore/Melodic Deathcore
Plattenfirma: Big Balls Production
Veröffentlichung: 03. November 2017 (digital release) / 26. Januar 2018 (physical release)

Ich bin ja eher Team Fantasy als Team Science Fiction – aber bei einer gut erzählten Story sag ich nicht nein. Und Escaping Amenti schaffen es mit dem Prolog ihrer postapokalyptischen Zukunftsvision auf jeden Fall, Aufmerksamkeit zu erregen. 

Die schwedische Formation entstand 2014 aus dem Wunsch heraus, sich musikalisch weiterzuentwickeln. Ihre Mitglieder treten mit Masken und Kunstnamen an, aber wer jetzt glaubt, hier Ähnlichkeiten zu z.B. einer amerikanischen Band erwarten zu können, liegt zumindest bei der musikalischen Ausprägung ziemlich daneben. Escaping Amenti haben kein Problem damit, auch mal den elektronischen Vorschlaghammer auszupacken. Hauptsache, es hämmert schön hart in die Gehörgänge.

Auch wenn man die Geschichte nicht unbedingt kennen muss, um die Musik von Escaping Amenti gut zu finden, hier die Kurzzusammenfassung: Nach einem letzten großen Krieg haben die wenigen Überlebenden Religion als Auslöser allen Übels geächtet. Ein Teil der Menschen ist zu neuen Planeten aufgebrochen, die die auf der Erde zurückgeblieben sind, haben ihre hochentwickelte Technologie genutzt, um die Schaffung eines neuen Mondes zu versuchen. Dies scheitert, zerstört den richtigen Mond und lässt die Erde in totaler Verwüstung zurück. Die Verbliebenen ziehen sich unter die Oberfläche zurück, schaffen neue Zivilisationen und treiben die Gen-Technik voran. Bekannt sind sie als die Hybrid-Geborenen. Einige wenige stellen sich aber den unwirtlichen Bedingungen auf der Oberfläche, dies sind die Frei-Geborenen.

Irgendwann erwecken die Hybrid-Geborenen unter der Oberfläche eine Lebensform, die erneutes Verderben über die Menschheit bringen, sie aber auch vereinen wird im Kampf gegen die außerirdischen Unterwerfer, die einst als Götter verehrt wurden. Als Strafe für die Zerstörung der Erde werden Hybrid- und Frei-Geborene in ein alternatives Universum namens Amenti versetzt. Hier schließt sich der erzählerische Kreis, denn Escaping Amenti, d.h. das Entkommen aus Amenti, ist nun das Ziel des Widerstandes, angeführt von den Mitgliedern der Band.

Das kurze Intro „Awakening“ stimmt mit seinem gewaltigen Instrumentalsound schon auf Düsternis und Zerstörung ein. „The Gathering“ bedient sich dann direkt eindringlich im Elektro-Bereich und hämmert im Hochtempo voran. Pausen oder auch nur ein kurzes Anbremsen gibt es hier nicht und selbst wenn die Vocals im Refrain halbwegs in den cleanen Bereich wechseln, bleiben sie genauso hart und eindringlich wie ihre gutturalen Gegenparts in den Strophen. Klanglich etwas differenzierter, aber immer noch druckvoll geht es dann bei „Our World“ zu. Hier wird es eindeutig melodischer, insbesondere im Refrain mit seinen cleanen Parts und somit wird der Track bei aller Soundgewalt definitiv eingängiger

„Memories“ ist ein besonderer Song auf dem Album, denn hier schlagen Escaping Amenti außergewöhnlich ruhige Töne an. Nachdem mich Escaping Amenti bis hierhin achtmal musikalisch eher niedergeknüppelt haben, ist eine Ballade so ziemlich das letzte, was ich erwartet hätte. Vergleichsweise zurückhaltend instrumentiert, entwickelt der Song insbesondere im Refrain eine kraftvolle Eindringlichkeit. Dazu präsentieren sich ausnahmsweise mal beide Sänger rein im Klargesang, was man durchaus gerne öfters machen könnte. Auch die einzelnen Instrumentalisten können hier im entsprechenden Rahmen ihre Fähigkeiten auch mal im einzelnen würdigen lassen.

Nach dieser kurzen Verschnaufpause geht es weiter mit der gewaltigen Soundflut, die anscheinend das Markenzeichen von Escaping Amenti werden soll. Der letzte Track „The Secrets Of The Past“ verbindet dabei alle Stilelemente, die die Schweden in ihrem Sound vereinen, so entsteht hier Melodie gepaart mit Härte und Eingängigkeit. Live hat der Song das Zeug zur Mitsing-Hymne, schon allein weil die cleanen Vocals dominieren und im Chorus wahrhaftig hymnischen Charakter entwickeln.

Man muss schon die harten Ausprägungen des Core-Sounds mögen, um an Escaping Amenti Spaß zu haben. Für ein Debütalbum hämmern die Schweden ordentlich rein und auch wenn „Awakening“ noch nicht für die Endlosschleife im Music Player geeignet ist, kann man sich das Ganze schon reichlich und oft anhören. Fürs nächste Album könnte man aber durchaus drüber nachdenken, noch mehr daran zu arbeiten, den einzelnen Songs mehr Individualität zu verleihen, wie es z.B. bei „Memories“ und „Secrets Of The Past“ schon jetzt der Fall ist. Ich bin auf jeden Fall auf das nächste Kapitel gespannt. 

Trackliste:
01. Awakening
02. The Gathering
03. Our World
04. Nuclear
05. Riptide
06. This will never end
07. Voice Of Mankind
08. First Blood
09. Diary Pt 1 (Seth vs Horus)
10. Memories
11. The Depths Of Amenti
12. Echoes Of The Void
13. The Secrets Of The Past

Line-up:
Strife – Vocals
Umbra – Vocals
A̸҉͢n̛͞im͏͜u͝s̡͜͡ – Bass, Keys
Ranzal – Guitar
Shemseth – Guitar
Anaktïsi – Guitar
Mangler – Drums

Weitere Infos:
Escaping Amenti bei Facebook
Website von Escaping Amenti

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